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Bad Gottleubas weit gereister Oberschüler

Zehntklässler Kurt Müller hat schon über 20 Länder bereist - vor allem mit dem Wohnmobil. Auch das dürfte ihm bei einem sachsenweiten Wettbewerb geholfen haben.

Von Marlene Seifert
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Ihre Herzen schlagen für Geo: Lehrerin Thea Meißner und Schüler Kurt Müller.
Ihre Herzen schlagen für Geo: Lehrerin Thea Meißner und Schüler Kurt Müller. © Daniel Schäfer

Geografie ist verstaubt und langweilig? Von wegen! Dass das ein Vorurteil ist, zeigt Kurt Müller, Teilnehmer der 18. Sächsischen Geografie-Olympiade für Oberschüler. Der Zehntklässler hat im Finale den dritten Platz belegt.

Kurt Müller könnte man auch so bezeichnen: smartes, wissbegieriges Geo-Ass. Mit seinen Eltern und dem Wohnmobil ist er schon weit in der Welt herumgekommen. Im Norden in den skandinavischen Ländern seien sie gewesen, aber auch im Osten in Ländern wie Polen, Ungarn, Rumänien oder Russland und im Süden in Italien. Sogar bis in die Türkei hätten sie es geschafft. Bald über 20 Ländern will er bereist haben. In seiner Freizeit liest der Jugendliche Reisebücher. Das ist ein weiterer Grund, warum er sich auf der Weltkarte so gut auskennt. Außerdem sammelt er Mineralien und Fossile, die er unter anderem bei der Mineralien-Messe in München erwirbt.

Dass er dabei viel gelernt hat, bewies er zuletzt in den vier Stufen der Geo-Olympiade. An der ersten Stufe im Jahr 2023, die sachsenweit an den Oberschulen stattfand, nahmen ursprünglich 15.609 Schülerinnen und Schüler teil. Gegen all diese Konkurrenten setzte er sich durch. Die vierte Runde war zugleich das Finale Ende Februar dieses Jahres in Dresden. Hier blieben nur noch 30 Finalisten im Rennen. Wie Kurt Müller sich auf diesen Tag vorbereitet hat? "Eigentlich gar nicht", meint er und überlegt kurz. "Ich hab Bevölkerungsdiagramme angeguckt, aber die kamen gar nicht dran."

Was er hingegen im Verlauf der Vier-Stufen-Prüfungen tun musste, war beispielsweise das Zeichnen von Klimadiagrammen, das Zuordnen von Bodentypen in Europa und generell der Nachweis topografischen Allgemeinwissens. Vor allem letzteres sei ihm leicht gefallen. "Ich bin schon viel rumgekommen", meint er. Deshalb konnte er Orte und Gebirge schnell einzeichnen. Dabei sei er mit viel Konzentration bei der Sache gewesen.

Tatsächlich hätte er seine erbrachte Leistung nach der vierten und finalen Stufe in Dresden jedoch relativ schlecht eingeschätzt, so seine eigene Aussage. Während er und die anderen Finalisten auf die Endergebnisse der Prüfer warteten, gab es für alle eine kleine Stadtrundfahrt durch Dresden. Als es danach an die Siegerehrung ging, sollte das für Kurt Müller eine große Überraschung werden. Die von hinten beginnende Platzierung stieg immer höher, ohne dass sein Name genannt wurde. Schließlich landete er auf dem dritten Platz. Das hatte er nicht erwartet.

Kurt Müller besucht die Oberschule in Bad Gottleuba. Seine derzeitige Geografie-Lehrerin Thea Meißner beschreibt ihn als sehr kreativ, freundlich und den anderen Schülern zugewandt. Im Unterricht verteile sie viele Arbeitsblätter, die die Schüler selbst erarbeiten würden. "Statt Vorsagen müssen wir uns die Lösung selbst suchen und merken", sagt der 16-Jährige. Das sei hilfreich. Außerdem würden sie häufig Vorträge in Gruppenarbeit erstellen.

Geo-Lehrerin Thea Meißner ist seit 2022 an der Oberschule Bad Gottleuba. Hier unterrichtet sie Geografie ab der fünften bis zur zehnten Klasse. Wie Kurt Müller reist sie gern, vor allem in Europa war sie schon viel unterwegs. Doch im Berufsalltag Zeit dafür zu finden, sei nicht immer leicht. Ein Kontinent, wo sie später unbedingt mal hin will, ist Südamerika.

Was für einen Eindruck sie als Lehrerin von der Geo-Olympiade hat? "Die Aufgaben waren sehr anspruchsvoll", meint sie. Im Finale seien manche Fragen so speziell gewesen, da hätte sie selbst nicht sofort die Antwort gewusst. Das Finale in Dresden habe ihr jedoch vor allem eines gegeben: Hoffnung. "Es hat gezeigt, wie wichtig Geo-Unterricht ist", sagt sie. "Geografie ist nicht doof." Auch wenn manch unmotivierte Klasse manchmal diesen Eindruck erzeugen würde.

Als sie selbst einmal Schülerin war, habe sie eine "super Geo-Lehrerin" gehabt, die mit ihrer Leidenschaft ansteckte. Diese Begeisterung möchte Thea Meißner ebenfalls leben und nun ihre Schüler inspirieren. Besonders mit Kurt Müller gäbe es regen Austausch im Unterricht. So führten Schüler und Lehrerin erst neulich eine Debatte über die Entstehung des Erzgebirges.

Kurz bevor Kurt Müller in die Finalrunde des Wettbewerbs startete, seien sie noch einmal alles durchgegangen, hätten Topografie geübt und Plattentektonik. Aber hat sie ihn gezielt mit speziellen Lernmethoden im Unterricht vorbereitet? "Tatsächlich nicht", sagt Thea Meißner. Kurt habe sich enorm viel Wissen privat angeeignet durch sein großes Interesse an Geografie.

Nach der Abschlussprüfung an der Oberschule will Kurt Müller am Wirtschaftsgymnasium das Abitur machen. Anschließend plant er, Forstwissenschaften zu studieren. Was er seinen Nachfolgern für zukünftige Geo-Olympiaden rät? "Aufmerksamkeit im Unterricht ist wichtig", sagt er wie aus der Pistole geschossen. "Ansonsten … man muss halt richtig Interesse dafür haben. Rein durch Lernen ist das sonst schwierig."