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Kampf gegen die Schlammflut im Waldbad Cunnersdorf

Starkregen flutete das Freibad in der Sächsischen Schweiz. Nach zweiwöchiger Zwangspause meldet es sich nun zurück.

Von Katarina Gust
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Der Cunnersdorfer Bach hat das Waldbad am 17. Juli komplett überflutet. Erst seit 2. August hat es wieder geöffnet.
Der Cunnersdorfer Bach hat das Waldbad am 17. Juli komplett überflutet. Erst seit 2. August hat es wieder geöffnet. © privat

"Komm schnell her, die Technik ist in Gefahr!" Es ist dieser eine Satz, der Ines Rentsch ins Auto springen lässt. Es ist Sonnabend, der 17. Juli. Die Schwimmmeisterin des Cunnersdorfer Waldbades ist gerade auf einer privaten Geburtstagsfeier, als ihr Handy gegen 18 Uhr klingelt.

Am anderen Ende ist ein Cunnersdorfer, der um das Waldbad fürchtet. Denn das droht überflutet zu werden. Ines Rentsch steigt ins Auto. Weit kommt sie nicht. In Cunnersdorf angekommen, muss sie den Wagen stehen lassen. Denn der Dorfbach hat bereits die Straße in einen breiten Fluss verwandelt. Etliche Grundstücke, Gärten und Häuser sind mit der braunen Brühe umspült. Ines Rentsch muss sich zu Fuß bis zum Waldbad durchkämpfen. Querfeldein.

Technikraum steht unter Wasser

Dort angekommen, wurde aus der Befürchtung Realität. Vom idyllischen Waldbad ist an diesem Abend nicht mehr viel zu sehen. Starkregen hatte den Cunnersdorfer Bach innerhalb von Minuten extrem anschwellen lassen. Das kleine Bächlein wurde zu einem Strom, gespeist voll ausgespülter Erde und Schlamm. Der braune Teppich hatte sich über das Freibadgelände gelegt.

"Die Technik lief zu dem Zeitpunkt noch", erinnert sich Ines Rentsch. Gemeint sind die Chlorgasanlage und Filter, die normalerweise für ungetrübten Badespaß sorgen. Die Anlagen befinden sich in einem unterirdischen Technikraum. Als die Schwimmmeisterin gegen 20 Uhr die Türen öffnet, war das Wasser schon hineingelaufen. Allerdings stand die Brühe nicht so hoch, dass die elektronischen Geräte Schaden genommen hätten. "Das war pures Glück", sagt Ines Rentsch.

Mit Schaufel und Besen gegen den Matsch

Mit weiteren Helfern, die zum Waldbad kamen, konnte das Wasser wenig später aus dem Technikkeller abgepumpt werden. Auch der Pegel am Cunnersdorfer Bach sank am späten Sonnabend wieder. Das Wasser war zwar weg, was blieb, waren Schlamm und Matsch. "Gegen 22 Uhr haben wir angefangen, den Schlamm wegzuschippen", erzählt Ines Rentsch. Wäre er liegengeblieben und angetrocknet, er wäre so hart wie Beton geworden. Mit Schaufeln, Besen und jeder Menge Wasser zogen die Helfer in die sprichwörtliche Schlammschlacht. "Er war überall: in den Filtern, Duschen und Leitungen", schildert die Schwimmmeisterin.

Starkregen hatte den Cunnersdorfer Bach am Sonnabend, dem 17. Juli, binnen Minuten anschwellen und über die Ufer treten lassen.
Starkregen hatte den Cunnersdorfer Bach am Sonnabend, dem 17. Juli, binnen Minuten anschwellen und über die Ufer treten lassen. © privat
Die Straße, die am Waldbad vorbeiführt, glich einem reißenden Fluss.
Die Straße, die am Waldbad vorbeiführt, glich einem reißenden Fluss. © privat
Heute ist von den Verwüstungen nichts mehr zu sehen. Die Becken sind gereinigt und mit frischem Bachwasser aufgefüllt. Nur bei den Temperaturen ist noch Luft nach oben. Am Donnerstag lag die Wassertemperatur bei 19 Grad.
Heute ist von den Verwüstungen nichts mehr zu sehen. Die Becken sind gereinigt und mit frischem Bachwasser aufgefüllt. Nur bei den Temperaturen ist noch Luft nach oben. Am Donnerstag lag die Wassertemperatur bei 19 Grad. © Steffen Unger

Nach dem Starkregen, der Mitte Juli in weiteren Teilen der Sächsischen Schweiz für Überflutungen und Erdrutsche gesorgt hatte, war an Schwimmen im Waldbad erst einmal nicht zu denken. Zwei Wochen lang musste das Freibad geschlossen bleiben, bis die gröbsten Schäden behoben waren. "Wir hatten etliche Helfer, die mit angepackt haben", sagt Ines Rentsch, die sich dafür herzlich bedankt. Die Feuerwehr, die Mitarbeiter des Bauhofes, Freunde, Familie, Einwohner, Stammgäste kamen. Das Billy-Bad in Berggießhübel, in dem ihr Mann arbeitet, half mit Gerätschaften.

Mehrfach mussten die Leitungen, Filter und Becken mit frischem Wasser aus dem Cunnersdorfer Bach gespült werden, um sie sauber zu bekommen. Der kleine Flusslauf speist das Freibad. Allein mit Wasser aus dem Trinkwassernetz könnten die Becken, die rund 900 Kubikmeter Wasser fassen, nicht gefüllt werden. "Dann hätte in Cunnersdorf keiner mehr Wasser", sagt Ines Rentsch.

Inzwischen sind fast alle sichtbaren Schäden behoben. Aber nicht alle. Die Umkleidekabinen standen im Wasser. Diese müssen erneuert werden. Auch eine Trockenwand im Sanitärbereich ist nass. Ob sie ausgetauscht werden muss, wird noch entschieden. Kosten, die die Gemeinde Gohrisch tragen müsste. Hinzu kommt der Einnahmeverlust durch die zweiwöchige Schließzeit.

Obwohl: "Der Sommer war bislang recht durchwachsen", sagt die Schwimmmeisterin. Auch die Corona-Pandemie und die verschärften Regeln zum Saisonstart hätten die Besucherzahlen gedrückt. Für Ines Rentsch und die zwei weiteren Mitarbeiter im Bad kein Grund für Verdruss. "Das Waldbad ist wieder auf und wird freuen uns auf die Gäste", sagt sie. Das heiße Wetter, das für die nächsten Tage angekündigt ist, mache Hoffnung.

Eintritt: Tageskarte Erwachsene fünf Euro, Tageskarte Kinder (3-16 Jahre) drei Euro, Familientageskarte zehn Euro. Aktuelle Wassertemperatur: 19 Grad (Stand 12.8.)