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Warum ist Dohnas Oberschule Sachsens beste?

Die Schule hat den Sächsischen Schulpreis bekommen. Ein Lehrer, eine Mutter, ein Schüler und die Leiterin sagen, weshalb sie den verdient hat.

Von Heike Sabel
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MC steht für Marie Curie und damit den Namen der Dohnaer Oberschule, die seit Montag beste Oberschule Sachsens ist.
MC steht für Marie Curie und damit den Namen der Dohnaer Oberschule, die seit Montag beste Oberschule Sachsens ist. © Annett Kolb

Wenn es ein neues Projekt, einen Fortschritt, ein Modell gibt - die Dohnaer Oberschule ist dabei. Als andere Digitalisierung noch nicht zu Ende aussprechen konnten, wurde sie hier bereits praktiziert. Als es anderswo noch Einsen für auswendig Gelerntes gab, hat Dohna das Erlernen des Lernens in den Mittelpunkt gestellt. Was tun gegen Mobbing und Rassimus - die Schule gehört zu den Ersten landes- und bundesweit. Glücks- und Feuerwehrunterricht, hier gibt es beides. Berufsberatung und internationale Zusammenarbeit - klar doch.

Dafür und für das Grundkonzept der Schule gab es am Montag den Sächsischen Schulpreis in der Kategorie Oberschule. Die Dohnaer sind damit eine von sieben ausgezeichneten Schulen in Sachsen. Damit verbunden ist ein Preisgeld von 4.000 Euro. Insgesamt 28 Schulen hatten sich beworben. Was macht die Schule für Lehrer, Schüler, Eltern und Leiterin aus, warum ist sie für sie die beste?

Lehrer Jan Lorber: Schule ist mehr als Unterricht

Jan Lorber fährt seit elf Jahren jeden Tag eine Stunde mit dem Rad von Dresden nach Dohna an die Schule. Für ihn, der sich nicht gerade als Frühaufsteher bezeichnet, nicht leicht. Wäre die Schule für ihn nicht so bereichernd, würde er das wohl nicht machen, sagt er. Der 40-jährige Lehrer für Englisch, Geografie und Glück kann hier Neues ausprobieren und wird dabei unterstützt und sogar angespornt. "Schule ist mehr als Unterricht, und das macht es spannend." Die Schüler zu befähigen, Probleme lösen zu können, ist wichtiger, als Inhalte zu pauken.

Jan Lorber fährt seit elf Jahren täglich von Dresden nach Dohna mit dem Fahrrad und tut es, weil er hier Neues ausprobieren kann.
Jan Lorber fährt seit elf Jahren täglich von Dresden nach Dohna mit dem Fahrrad und tut es, weil er hier Neues ausprobieren kann. © Daniel Schäfer

Jan Lorber war schon bisher klar, dass er an einer guten Schule arbeitet, als ihm aber bewusst wurde, was alles läuft, bedeutete das für ihn den berühmten aha-Moment. Die Auszeichnung jetzt ist für ihn das i-Tüpfelchen. "Wir haben ein hohes Niveau erreicht, aber es ist nicht das Ende."

Es war extrem viel Arbeit, sagt er, und die geht weiter. Die Kategorien des Deutschen Schulpreises seien nun Ansporn. Vor einigen Jahren war das fächerübergreifende Lernen der Fortschritt, nun ist es das Lernen über Jahrgänge hinweg. "Unsere Lernkultur wurde sehr vorangetrieben."

Schüler Jayden Ritschel: Keine Bücher schleppen

Siebtklässler Jayden ist der Techniker in der Schule. Wenn in der Aula eine Veranstaltung ist, ist er für Lautsprecher, Mikrofon, Technik verantwortlich. Was nach Zufall und Interesse aussieht, ist eine der Maximen der Schule: die Schüler sich entwickeln lassen, ihnen etwas zutrauen. Und Jayden traut sich viel. Er mag den Glück-Unterricht und ist in seiner Freizeit in der Feuerwehr. Bis zum Feuerwehrunterricht muss er zwar noch drei Jahre warten, aber dass er das freiwillige Angebot wahrnimmt, steht schon jetzt für ihn fest.

Jayden Ritschel ist der Techniker in der Schule. Und nicht nur das gefällt dem Siebtklässler.
Jayden Ritschel ist der Techniker in der Schule. Und nicht nur das gefällt dem Siebtklässler. © Daniel Schäfer

Lernen muss man in jeder Schule, aber bei uns prägt es sich leichter ein, sagt Jayden. Woran das liegt? "Weil wir nichts vom Zettel auswendig lernen und keine Bücher schleppen müssen." Jayden gehört zum ersten Jahrgang Fünftklässler, die als IPad-Klassen starteten. "Sehr hochmodern" ist die Schule, sagt er. Whiteboards in jeder Klasse haben Tafel und Kreide abgelöst. Für den pfiffigen Jayden ist seine Schule die beste, weil es hier auch so viele Projekte gibt, die auf den ersten Blick nichts mit Lernen zu tun haben, es aber auf den zweiten ausmachen. Und dazu gehören auch die vielen Feste. Sport- und Schulhoffest zum Beispiel. Etwas Besonderes ist der Rosentag. Da können Schüler für einen Euro eine Rose jemandem schenken, mit oder ohne Begründung.

Der Glücksunterricht gefällt Jayden besonders, nicht nur, weil es da keine Klassenarbeiten gibt. Man lernt etwas über die Gesellschaft und das Miteinander, sagt er. Wenn es einem nicht so gut ging, "danach geht's wieder", sagt Jayden.

Elternvertreterin Ilona Kortenjann: "Haben wir ein Glück"

Sehr kompetent und engagiert, immer ehrlich, und wenn was ist, wird schnell informiert. So fasst Ilona Kortenjann zusammen, was ihr an der Dohnaer Schule gefällt. Auch Schüler, die nicht so einfach sind, werden nicht abgeschrieben, sagt sie. "Und man lässt sich nicht unterkriegen, sondern ändert immer aktiv etwas." So sei auch das Homeschooling den Umständen entsprechend gut gelaufen. Ansprechpartner und auch die Technik waren vorhanden, die Lehrer sind erreichbar. Der Schule kam der Vorsprung von vor Corona zugute.

Geht im Sekretariat ein und aus: Elternvertreterin und zweite Vorsitzende des Fördervereins Ilona Kortenjann.
Geht im Sekretariat ein und aus: Elternvertreterin und zweite Vorsitzende des Fördervereins Ilona Kortenjann. © Daniel Schäfer

Ilona Kortenjann ist Elternsprecher in der zehnten Klasse ihres Sohnes, der schon ihr zweites Kind an der Schule ist. Sie ist zweite Vorsitzende im Förderverein und in der Schulkonferenz. Viel Ehrenamt und Zeit, beides sind es ihr wert. Den Posten im Verein will sie zwar abgeben, aber: "Man kann mich jederzeit anrufen, dafür war die Zusammenarbeit einfach zu gut."

Der Preis macht Ilona Kortenjann bewusst: "Mensch, haben wir ein Glück mit der Schule." Sie wünscht sich, dass der Preis alle auch noch ein bisschen sozialer macht. Konkret denkt sie an die Eltern, die in den Elternräten sind, weil sie zwar das Beste für ihr Kind wollen, aber nicht die Klasse, die ganze Schule sehen. "Wenn sich das noch ändern würde, das wäre schön."

Schulleiterin Antje Ambos: Unsere Stärke bringt uns voran

Schulleiterin Antje Ambos betrachtet den Preis als Wertschätzung für die Arbeit aller an der Schule. „Die Bewerbung hat deutlich gemacht, was wir alles machen“, sagt sie. „Unsere besondere Stärke ist, dass wir Schwierigkeiten als Herausforderung sehen“, sagt Antje Ambos. Sie leitet die Schule seit Februar 2016. Dass die Dohnaer Schule nun die beste Oberschule in Sachsen ist, das will sie doch etwas relativieren. Klar, man mache viel, das sei allen mit der Bewerbung bewusst geworden. Doch bis zum Deutschen Schulpreis ist es noch ein weiter Weg.

Antje Ambos leitet die Dohnaer Oberschule seit Anfang 2016 und hat sie in diesen sechs Jahren an die Spitze gebracht.
Antje Ambos leitet die Dohnaer Oberschule seit Anfang 2016 und hat sie in diesen sechs Jahren an die Spitze gebracht. © Daniel Schäfer

Sie sieht die nächsten Herausforderungen. Die 52-Jährige ist bestens vernetzt, und wenn sie von Schlagworten wie Lern-, Raum- und Teamkultur spricht und von den Kompetenzen des 21. Jahrhunderts, sind das nicht nur Worte. Als Nächstes werden die Lernbereiche eingeführt und die Schüler bekommen Schubladen, mit denen sie von Zimmer zu Zimmer ziehen, und es werden die elektronischen Klassenbücher eingeführt.

Mit dem Preis will sie die, die noch nicht so aktiv mitmachen und überzeugt sind, zum Mitmachen einladen. Dass die Schule als Vorreiterin vieler Projekte Steine aus dem Weg räumen muss, die für andere den Weg ebnen, ist für Antje Ambos genau die Aufgabe, die sie immer wieder sucht. Was sie antreibt, ist ihre Grundüberzeugung: "Wenn die Welt sich ändert, kann Schule nicht stehen bleiben." Schließlich ist sie es, die die Veränderer von morgen auf ihre Arbeit vorbereitet.