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Landrat erwartet erste ukrainische Flüchtlinge in SOE

Schon vorher sind Betroffene des Krieges privat aufgenommen worden. Aber es gibt auch Ukrainer, die gerade jetzt in die Heimat fahren.

Von Heike Sabel
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In der Jugendherberge in Pirna-Copitz stehen bereits Betten für ukrainische Flüchtlinge bereit. Landrat Michael Geisler (CDU) hat sich am Montag vor Ort davon überzeugt.
In der Jugendherberge in Pirna-Copitz stehen bereits Betten für ukrainische Flüchtlinge bereit. Landrat Michael Geisler (CDU) hat sich am Montag vor Ort davon überzeugt. © Daniel Schäfer

Der Ukraine-Krieg hat den Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge erreicht. Noch bevor der Landkreis offiziell Flüchtlinge aufgenommen hätte, wurden die ersten Ankömmlinge aus der Ukraine privat untergebracht. Eine Frau mit drei kleinen Kindern ist am Sonntagmittag bei ihrer Familie in einer ländlichen Gemeinde im Osterzgebirge angekommen. Sie ist mit dem Auto gefahren und hat nun erstmal Schutz, Essen, Schlaf und Ruhe gefunden. Doch die Kinder fragen ständig nach dem Papa. Männer zwischen 18 und 60 Jahren werden zum Kämpfen zu Hause gebraucht.

In Pirna hat eine Lehrerin mit zwei kleinen Kindern Zuflucht gefunden. Ihr wurde von Thomas Heinz aus Dresden privat eine Wohnung zur Verfügung gestellt. Heinz ist Unternehmer, seine Mitarbeiter haben für die Familie Geld gesammelt, damit sie etwas zu Essen kaufen kann. "Wer helfen kann, bitte macht das. Die Menschen sind so verzweifelt. Die Augen der Kinder sind leer", sagt Heinz.

Heidenauer Kollekte für direkte Hilfe in der Ukraine

Zurück in ihr Land sind in der Nacht zum Montag fünf Ukrainer gefahren. Sie sind Freunde einer hier verheirateten Ukrainerin und haben in den vergangenen Wochen in Deutschland gearbeitet. Nun standen sie vor der Frage: Die Familien hierherholen oder nach Hause fahren. Sie haben sich für die Heimat entschieden. Sie wohnen in der Westukraine, wo es - noch - keine Kämpfe gibt, doch viele Flüchtlinge aus dem Osten des Landes sind dort ankommen.

Für sie ist das Geld, das bei der Kollekte nach dem Friedensgebet am Sonntagabend in der Heidenauer Christuskirche gesammelt wurde. Der Vater einer der fünf Männer ist Pastor. "Er wird wissen, wer es am nötigsten braucht", sagte Elisabeth Gnoyke von der Kirchgemeinde, die gemeinsam mit Vertretern der katholischen und der Baptistengemeinde zum Gottesdienst einlud. An ihm hatten etwa 40 Heidenauer teilgenommen. Am Montagabend findet ein weiteres Friedensgebet bei den Baptisten statt.

So wird die Hilfe für die Ukraine organisiert

Vereine und Hilfsorganisationen im Landkreis bereiten sich unterdessen vor. Es geht darum, zunächst Angebot und Möglichkeiten zu sammeln, sagt Sebastian Reißig, Geschäftsführer der Aktion Zivilcourage. Dabei wird eng mit den Johannitern, dem DRK und der Arbeiterwohlfahrt zusammengearbeitet. Schwerpunkt sind jetzt zunächst Ukrainisch oder Russisch sprechende Helfer sowie Ideen für die künftige Unterstützung. Diese können unter der E-Mail [email protected] mitgeteilt werden. Sobald eine konkrete Hilfe benötigt werden, wird Kontakt aufgenommen, sagt Sebastian Reißig. Das Zusammenfassen der Hilfe ist notwendig, um dann zielgerichtet aktiv werden zu können, wenn es notwendig ist. Und das wird, wie die Ankunft der ersten Kriegsflüchtlinge zeigt, schon bald sein.

Der Landkreis rechnet grob insgesamt mit 3.000 Ukrainern, die in den nächsten Tagen untergebracht werden müssen. Das können mehr oder auch weniger werden. Wie viele tatsächlich schon da sind, kann der Landkreis nicht sagen. In der Ausländerbehörde hat sich bis zum Dienstschluss am Montag noch niemand gemeldet.

Neben den 170 Plätzen des Kreises in der Pirnaer Jugendherberge werden weitere, unter anderem in Altenberg, vorbereitet. Die Stadt Neustadt in Sachsen hat auch signalisiert, Kriegsflüchtlinge unterbringen zu wollen. Hinzu kommen bereits jetzt private Angebote, zum Teil familiär, aber es gibt auch Wohnungen und Zimmer, die für Fremde zur Verfügung gestellt werden. Ziel ist generell eine dezentrale Unterbringung. Dafür werden weiter Angebote gesucht. Mit freien Trägern, die in der Migrationsarbeit tätig sind, fand am Montagnachmittag ein Gespräch statt, über das am Dienstag informiert wird.

Wie kann man helfen?

Aktionen rund um die Solidarität mit der Ukraine

Pirna: In Pirna werden die Friedensgebete weitergeführt. Sie finden montags, 19 Uhr, abwechselnd in der katholischen Kirche und der Marienkirche statt. Am 28. Februar beginnt die katholische Klosterkirche. Die Initiative "Solidarisches Pirna", die bereits am Freitag eine Aktion startete, ruft für Freitag, den 4. März, 16.30 Uhr, zu einer nächsten auf dem Pirnaer Markt auf.

Heidenau: In Heidenau ist am Montag, 18 Uhr, die Baptistengemeinde auf der Waldstraße Gastgeber für einen weiteren ökumenischen Gottesdienst. Weitere Termine gibt es für Heidenau noch nicht.

Freital: Am Dienstag, dem 1. März, 17 Uhr, ist auf dem Platz des Friedens eine Solidaritäts-Kundgebung von CDU, SPD, Linken, Grünen und FDP angekündigt.

Dippoldiswalde/Altenberg/Reichstädt: Weitere Möglichkeiten zum Gebet sind die ökumenischen Aschermittwochs-Gottesdienste. Sie finden am Mittwoch, dem 2. März, 19 Uhr, in der katholischen Kirche Dippoldiswalde und in der evangelischen Kirche Altenberg statt. Am Freitag, dem 4. März, folgen die Weltgebetstagstreffen 18 Uhr in evangelischen Kirche Altenberg, 19 Uhr in der evangelischen Stadtkirche Dippoldiswalde und 19.30 Uhr in der Kirche Reichstädt.