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Wie Dohna die Bibel durcheinander brachte

Der Altar der Marienkirche ist etwas Besonderes. Wegen seines Alters und eines Geheimnisses. Jetzt wird es gelüftet und kommt ein neues dazu.

Von Heike Sabel
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Hat den Dohnaer Altar die nächsten Monate ganz für sich: die Pirnaer Restauratorin Stefanie Matthes-Ehrig.
Hat den Dohnaer Altar die nächsten Monate ganz für sich: die Pirnaer Restauratorin Stefanie Matthes-Ehrig. © Marko Förster

Als Gregor Reichenbach vor etwa einem Jahr das erste Mal in die Dohnaer Kirche kam, sah er natürlich den Altar. Was der jetzige Pfarrer nicht sah, war das Durcheinander in der biblischen Geschichte. Es war wahrscheinlich bei der letzten Sanierung des Altars um 1930 entstanden. Rund 90 Jahre lebte Dohna damit. Im Verhältnis zu den über 500 Jahren des Alters eine kurze Zeit.

Die eiligen Drei Könige

In diesen vergangenen 90 Jahren hat sich der Holzwurm am Altar zu schaffen gemacht, so wie vorher schon an der Orgel. Die Kerzen haben ihre Spuren hinterlassen, genau wie die Vögel und die Spinnen. Reinigen wird so der Schwerpunkt der restauratorischen Arbeit. Dazu kommt das vorsichtige Entfernen von Farbschichten, sodass die Blautöne und auch Papierapplikationen wieder sichtbar werden und insgesamt ein Aufhellen erfolgt. Dort, wo Teile abgebrochen sind oder Halterungen fehlen, werden sie vorsichtig ersetzt.

Dabei wird dann auch der Fehler in der Geschichte wieder rückgängig gemacht. Es sind zwei vertauschte Teile. Der Laie wird sie nicht entdecken, staunt aber, wenn er darauf hingewiesen wird. Die Gewänder der beiden Frauenfiguren entlarven den Fehler. Ihr Schwung zeigt nämlich nach außen, sollte aber nach innen sein. Das an sich ist ja noch kein Durcheinander der biblischen Geschichte. Doch die vertauschten Teile waren die Drei Heiligen Könige schon da bevor das Christkind geboren war.

Der Heilige Nikolaus und die fehlende Taube

Die Pirnaer Restauratorin Stefanie Matthes-Ehrig freut sich auf die Arbeit an dem spätgotischen Altar. "Ich bin gespannt, was ich noch entdecke", sagt sie. Historische Dokumente wie alte Häuser oder eben der Dohnaer Altar bergen immer auch noch Überraschungen.

Der Dohnaer Altar ist nicht nur wegen der "voreiligen" Drei Könige reich an Geschichten. So findet sich auf ihm auch der Heilige Nikolaus, der Schutzpatron der Seefahrer und Kaufleute. Dohna liegt zwar an keinem großen See oder Meer, aber das mit den Kaufleuten ist logisch, wenn man die Rolle und Bedeutung Dohnas vor 500 Jahren betrachtet. Für die über dem Heiligen Vater als Zeichen des Heiligen Geistes fehlende Taube hat Restauratorin Matthes-Ehrig schon einen Vorschlag. Statt eine Taube neu zu entwerfen, will sie eine im Altar gemalte verwenden.

Spende in unbekannter Höhe

Beeindruckt von den historischen Schätzen in der Region ist auch immer wieder Joachim Hoof. Der Sparkassenchef war am Sonntag zum Gottesdienst in die Dohnaer Kirche gekommen, um im Anschluss eine Spende zu übergeben. Während die Geber in der Regel darauf Wert legen, genannt zu werden, heißt es diesmal von der Kirchgemeinde: "Der Förderbetrag wird nicht genannt."

Die Spende für den Dohnaer Altar kommt von Ostdeutscher Sparkassenstiftung und Ostsächsischer Sparkasse Dresden. "Tatsächlich hält sich die Stiftung mit konkreten Summen immer sehr bedeckt", sagt Sparkassensprecher Andreas Rieger. Dieser Ansatz sei bei großen Stiftungen nicht ungewöhnlich. Er sei von der Philosophie geleitet, nicht den Geldwert, als vielmehr den Projektinhalt in den Vordergrund zu stellen. Mit Blick auf die Sanierung es Dohnaer Altars spricht Rieger von Herausforderungen an den Restaurator und die finanziellen Mittel. "Da kommen schnell Kosten von mehreren 10.000 Euro zusammen."

Altar verschwindet bis August hinter Gerüst

Die Dohnaer haben am Sonntag ihren Altar für die nächsten Monate das letzte Mal unverhüllt gesehen. Ab Ende nächster Woche wird er hinter dem Gerüst verschwinden. Die Teile werden dann nach und nach abgebaut und von der Restauratorin in ihrem Atelier aufgearbeitet. Voraussichtlich Ende August soll der Altar dann saniert und die biblische Geschichte wieder in Ordnung gebracht sein.

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