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Wie gut sind LTE und 5G im Landkreis SOE ausgebaut?

Telekom, Vodafone und Telefónica räumen Lücken ein, sprechen aber von grundsätzlich guter Versorgung. Die SZ hat mal genauer hingeschaut.

Von Simon Lehnerer
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So sehen die 5G Sendemasten aus.
So sehen die 5G Sendemasten aus. © dpa

Früher musste unterwegs die Landkarte ausgepackt werden, um nachzuschauen, auf welche Straße man abbiegen muss, um an den Zielort zu kommen - heute reicht ein Klick auf eine Navigations-App und die schnellste Route wird berechnet. Doch ohne eine stabile Internetverbindung läuft in der Regel nichts. In manchen Teilen des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge ist ein stabiles Mobilfunknetz immer noch Mangelware. Seit Jahren bauen zwar die Anbieter LTE (4G) und 5G aus, Lücken gibt es trotzdem. Städte sind zwar meistens gut ausgestattet, in den ländlichen Gegenden aber wartet man schon mal länger, bis eine Website geladen ist.

Bundesnetzagentur bietet detaillierte Netzkarten an

Genauer nachschauen, wie der Ausbaustand ist, kann man auf der Website der Bundesnetzagentur. Dort sind die Mobilfunknetze je nach ihrer Schnelligkeit farblich dargestellt - je nachdem, wo der Anbieter 2G, 4G, 5G DDS oder 5G ausstrahlt. DDS steht als Abkürzung für "Dynamic Spectrum Sharing" und bedeutet, dass in Echtzeit entschieden wird, welche Ressourcen im jeweiligen Frequenzband für 4G oder 5G genutzt werden. Sind beispielsweise ausschließlich 4G-Smartphones in der jeweiligen Funkzelle aktiv, so wird das gesamte Spektrum dafür verwendet. Sind ausschließlich 5G-fähige Endgeräte aktiv, kann 4G abgeschaltet und das gesamte Spektrum für 5G eingesetzt werden. Soweit die jeweiligen Extreme. Mischungen sind ebenfalls möglich. Die SZ analysiert hier, wie weit die drei großen Anbieter mit ihrem Netzausbau sind.

Vodafone deckt 80 Prozent der Fläche mit 5G ab

Aktuell betreibt Vodafone 127 Mobilfunkstationen im Kreis „Sächsische Schweiz-Osterzgebirge“. Dadurch ist nahezu die gesamte Bevölkerung an das Vodafone-Mobilfunknetz angebunden. Mit LTE erreicht Vodafone 99 Prozent der Bevölkerung, was daraus resultiert, dass 125 der 127 Mobilfunkstationen mit LTE-Technologie ausgestattet sind. "Unser mittelfristiges Ziel ist es, möglichst die gesamte Bevölkerung auch an das 5G-Netz anzubinden", sagt Konzernsprecher Volker Petendorf. Nach und nach sollen alle Mobilfunkstationen mit 5G ausgestattet werden.

Derzeit gibt es 5G an 70 Standorten im Landkreis. "Dadurch sind bereits mehr als 80 Prozent der besiedelten Gebiete mit 5G versorgt", so Petendorf. Bis Mitte 2023 sind im Vodafone-Netz 20 weitere Bauprojekte in SOE geplant. Dabei werden zwei Neubau-Standorte in Freital und Klingenberg in Betrieb genommen und neun weitere Mobilfunkstation erstmals zu 5G-Standorten aufgewertet. Das geschieht in zweimal in Pirna und jeweils an einem Standort in Wilsdruff, Altenberg, Freital, Hermsdorf, Bad Gottleuba-Berggießhübel, Kreischa und Klingenberg.

Netzkarte von Vodafone. Gebiete mit 5G sind rot eingefärbt, die Mischform 5G DDS in Orange, 4G ist violett, 2G ist blau und Mobilfunklöcher sind weiß.
Netzkarte von Vodafone. Gebiete mit 5G sind rot eingefärbt, die Mischform 5G DDS in Orange, 4G ist violett, 2G ist blau und Mobilfunklöcher sind weiß. © Bundesnetzagentur

Telekom plant weitere 50 Mobilfunkmasten

98 Prozent des Landkreises sind mit LTE oder 5G ausgebaut, heißt es vonseiten der Telekom. "Funklöcher in bewohnten Gebieten gibt es nicht, allerdings haben wir Schwierigkeiten mit Mobilfunk zu versorgen, wenn Naturschutzauflagen den Bau von Sendemasten untersagen oder Mobilfunkgegner dies verhindern", sagt Georg von Wagner, Pressesprecher der Deutschen Telekom AG. Auf die Frage nach schwächer ausgebauten Gebieten nennt er die Bahnlinie am Tharandter Wald und Teile der Sächsischen Schweiz. "Wir planen zurzeit weitere 50 Mobilfunkmasten in den nächsten Jahren zu errichten", so der Pressesprecher.

Netzkarte von Telekom. Gebiete mit 5G sind rot eingefärbt, die Mischform 5G DDS in Orange, 4G ist violett, 2G ist blau und Mobilfunklöcher sind weiß.
Netzkarte von Telekom. Gebiete mit 5G sind rot eingefärbt, die Mischform 5G DDS in Orange, 4G ist violett, 2G ist blau und Mobilfunklöcher sind weiß. © Bundesnetzagentur

Telefónica verweist auf gute Versorgung an Straßen

Der Anbieter Telefónica, zu dessen Netz die Nutzer von O2 gehören, verweist auf ein schwieriges Terrain, vor allem im Bereich des Nationalparks, bedingt durch tief eingeschnittene Täler und dichte Bewaldung. Dies mache die Standortauswahl zum weiteren Netzausbau schwieriger. "Leider gibt es deshalb weiterhin lokal kleinere unterversorgte Flächen im Nationalpark und der Sächsischen Schweiz. Mit Blick auf die nächsten Versorgungsauflagen, die bis Ende 2024 zu erfüllen sind, befinden wir uns bereits auf einem guten Weg. Telefónica versorgt bereits bundesweit alle übrigen Bundesstraßen, Landes- und Staatsstraßen sowie alle übrigen Schienenwege zu mindestens 99 Prozent mit der geforderten Geschwindigkeit", so Alexander Geckeler, Pressesprecher von Telefónica. Genaue Angaben zum Landkreis SOE konnte er nicht machen.

Netzkarte von Telefonica. Gebiete mit 5G sind rot eingefärbt, die Mischform 5G DDS in Orange, 4G ist violett, 2G ist blau und Mobilfunklöcher sind weiß.
Netzkarte von Telefonica. Gebiete mit 5G sind rot eingefärbt, die Mischform 5G DDS in Orange, 4G ist violett, 2G ist blau und Mobilfunklöcher sind weiß. © Bundesnetzagentur

Das sind die Schwächen und Stärken der Anbieter

Wie den Karten der Bundesnetzagentur zu entnehmen ist, gibt es keinen pauschalen Gewinner für den Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, jedoch hat Telefónica das am besten deckende 5G Netz. Der Anbieter hat im Pirnaer Umland, im Weißeritzkreis und im Bahretal ebenfalls die Nase vorn - dafür hat er aber auch die großflächigsten weißen Flecken ohne Internetverbindung um Hohnstein und an der tschechischen Grenze. Telekom gewinnt in den Bereichen um Neustadt, Sebnitz und um Stolpen herum, bietet aber insgesamt auf der kleinsten Fläche 5G. Im Osten um Bad Schandau und Königstein und ganz im Westen bei Klingenberg hat Vodafone das beste Netz. Bei der Auswahl des nächsten Mobilfunkvertrages kann man sich also gut an der Karte orientieren und auch danach entscheiden, wo man wohnt und sich hauptsächlich aufhält.

Die App für Funkloch-Melder

Um Funklöcher zu melden, damit sie bestenfalls in absehbarer Zeit mit Mobilfunk ausgestattet werden, gibt es die Breitbandmessung/Funkloch-App. Diese steht kostenlos und ohne Werbung in Apple-Store und Google play zur Verfügung. Mit der App prüft man die lokal zur Verfügung stehende Datenübertragungsrate auf mobilen Endgeräten. Die Messung ist unabhängig von Netzanbieter möglich. Alle ermittelten Ergebnisse lassen sich orts- und zeitgebunden auf Ihrem Smartphone speichern.