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Rechnung für die Rettung: Das sagt ein Feuerwehrmann

Andreas Hoppe hilft oft bei Türöffnungen in Heidenau. Er versteht den Frust der Heidenauer, die das bezahlen müssen, hat aber auch andere Argumente - und Tipps.

Von Heike Sabel
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Andreas Hoppe ist langjähriger Feuerwehrmann in Heidenau. Er war bei den großen Bränden der vergangenen Jahre dabei - und oft auch bei Türöffnungen.
Andreas Hoppe ist langjähriger Feuerwehrmann in Heidenau. Er war bei den großen Bränden der vergangenen Jahre dabei - und oft auch bei Türöffnungen. © Daniel Förster

Die Feuerwehrleute sind unfreiwillig zwischen die Fronten geraten. Sie haben die Tür geöffnet, um einen Menschen zu retten, die Stadt hat die Rechnung dafür geschickt. Andreas Hoppe ist Feuerwehrmann. Er versteht einerseits, dass einfach mal so 200 Euro zahlen zu müssen, den wenigsten gefällt. Andererseits sagt er, ist es eigentlich nicht viel Geld für die Leistung, die dahintersteckt und hat sogar ein paar Tipps, wie sich andere vor so einer Situation - wie sie die Büttners aus Heidenau erlebten - schützen können.

Andreas Hoppe wohnt in Dohna und ist seit vielen Jahrzehnten bei der Feuerwehr in Heidenau. Seit gut zwei Jahren ist der 53-Jährige aber auch bei fast allen Einsätzen in seinem Wohnort als Verstärkung dabei. So hat er einen Einblick in das, was bei der Feuerwehr passiert - auch wenn sie zu einer Türöffnung gerufen wird.

Was hinter den Kosten steckt

Etwa zehn Feuerwehrfrauen und -männer werden in solchen Fällen - neben dem Rettungsdienst und der Polizei - durch eine solche Anforderung aus ihrem Alltag gerissen. Das wissen sie, haben sie sich doch für dieses Ehrenamt entschieden. Sie eilen von dort wo sie gerade sind, ins Gerätehaus, um sich mit der für den Einsatz bestmöglichen Ausrüstung auszustatten. Dafür sind sie bestmöglich vorbereitet, sagt Hoppe. "Das heißt, ausgebildet und geschult, schnellstmöglich und so schadenfrei wie möglich, unter vielen Optionen wählend, den Zugang zur Wohnung zu verschaffen." Jeder einzelne dieser Punkte sei schon die Kosten wert. "Der Gang zum Anwalt sicher nicht, auch nicht die Warnung vor den Kosten."

Dass Ausbildung, Technik und Ausrüstung Geld kosten, hat auch Andreas Büttner nicht in Abrede gestellt. Ihm ging es darum, dass es wie im Fall seines Vaters darum ging, ihm das Leben zu retten. Der Vater hatte dem Pflegedienst nicht geöffnet, weil er hilflos und dehydriert in der Badewanne lag. Alle reagierten schnell, das rettete dem 86-Jährigen das Leben. Der Vater erholte sich, und dann kam die Rechnung der Stadt Heidenau über rund 200 Euro. Büttners Rechtsempfinden war gestört. Doch auch ein Anwalt konnte nicht helfen, im Gegenteil, er riet am Ende sogar von einer Klage ab.

Nur Heidenau kann etwas ändern

Es wurde zum Konflikt, den weder die Feuerwehr noch die Betroffenen lösen können und der nicht die Feuerwehren infrage stellt. Das sächsische Katastrophen- und Rettungsdienstgesetz überlässt es nämlich den Kommunen, für solche Leistungen Geld zu verlangen oder eben auch nicht. Heidenau nutzt diesen Spielraum für sich aus. Demzufolge kann auch nur Heidenau daran etwas ändern. Und zwar konkret der Stadtrat. Aus seinen Reihen müsste ein Antrag kommen, dass für Türöffnungen unter der Maßgabe, dass damit Leben gerettet wird, nichts zu bezahlen ist. Mit dem Antrag ist auch zu sagen, wo dann das der Stadt fehlende Geld herkommt oder wofür es stattdessen nicht ausgegeben wird.

Tipps vom Feuerwehrmann

  • Dem Pflegedienst für den Notfall einen Schlüssel anvertrauen oder beim meist anwesenden hilfreichen Nachbarn einen Schlüssel hinterlegen und darauf hinweisen.
  • Die Türen nicht zusätzlich abschließen, wenn man zu Hause ist.
  • Den Schlüssel nicht innen stecken lassen.
  • In jedem Schadensfall so schnell wie möglich über den Notruf 112 Hilfe anfordern.

Türöffnungen kommen Andreas Hoppe zufolge im Schnitt mindestens einmal pro Woche vor - seltener als die Tragehilfen, für die nichts zu bezahlen ist. Setzt man die 200 Euro von Büttners an, wären das 800 Euro im Monat und 8.400 Euro im Jahr. Das ist aber kein aussagekräftiger Betrag, weil jede Tür und jeder Einsatz anders sind. Es können auch mal tausend Euro sein.

Hoppe will sich auf sein Helfen konzentrieren. Bei aller Diskussion um Kosten, Hintergründe und Zusammenhänge ist ihm wichtig, dass die Leute wissen, sie können sich auf ihre Feuerwehrleute verlassen.