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Energiekrise: Warum ein Pirnaer Hybrid-Fahrer jetzt wieder auf Sprit setzt

Wolfgang Lill klagt über die gestiegenen Stromkosten. Deshalb schaltet er im Winter wieder auf Benzin beim Autofahren um.

Von Mareike Huisinga
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Wolfgang Lill aus Pirna-Krietzschwitz lädt am Haus seinen Skoda Octavia Plug-in-Hybrid mit Strom. Allerdings nur für das Foto.
Wolfgang Lill aus Pirna-Krietzschwitz lädt am Haus seinen Skoda Octavia Plug-in-Hybrid mit Strom. Allerdings nur für das Foto. © Norbert Millauer

Wolfgang Lill ist in Pirna kein Unbekannter. Schon oft hat er sich an die Stadtverwaltung, aber auch an Sächsische.de gewandt, um auf Missstände hinzuweisen. Jetzt meldet er sich erneut zu Wort. Es geht um den Kauf und die Nutzung seines Hybrid-Autos. Vor rund anderthalb Jahren erwarb er den Skoda Octavia. Der Grund? "Ich wollte etwas für die Umwelt tun. Also habe ich gleich noch den Ökostromtarif bestellt und kann das Fahrzeug in meiner Garage mit dem Anschlusskabel laden", erklärt Wolfgang Lill. Zuerst sei er Feuer und Flamme gewesen und hätte nur positive Erfahrungen gemacht. "Ein E-Auto zu fahren ist schon ein Erlebnis, nämlich kaum hörbar und ohne Abgase, also so richtig umweltfreundlich", sagt der 72-jährige Selbstständige.

Inzwischen hat er etwa 26.000 Kilometer mit dem Fahrzeug zurückgelegt. Dennoch zieht er ein Zwischenfazit, das weniger positiv ausfällt. Das hängt mit den aktuell gestiegenen Stromkosten und der Kälte im Winter zusammen. Doch der Reihe nach.

Ladesäule im Winter fast doppelt so teuer wie Benzin

Wolfgang Lill beschreibt, der Hersteller seines Hybrid-Autos gebe an, dass man mit der installierten Batteriekapazität bis zu 63 Kilometer weit fahren könne. Dann müsse die Batterie wieder aufgeladen werden, was bei einer Ladesäule vom sogenannten Typ 2 etwas über drei Stunden dauert. Alternativ kann man bei dem Hybrid-Fahrzeug einfach mit dem Benzinmotor weiterfahren.

"Bei einer Außentemperatur von etwa 25 Grad war mein Reichweitenrekord auf der Bundesstraße genau 73 Kilometer. Da muss man jedoch sehr vorausschauend fahren, rechtzeitig vom Strom gehen und überlegt beschleunigen", berichtetet der Pirnaer. Umgerechnet betragen die Stromkosten laut Lill im Sommer für 100 Kilometer knapp zehn Euro.

Wolfgang Lill hat weiter gerechnet. "Jetzt im Winter - bei null Grad - komme ich bei vollen Batterien gerade mal 20 Kilometer weit, denn auch die Lüftung und die Heizung beziehungsweise Heckscheibenheizung brauchen Strom. Das sind umgerechnet dann 22,50 Euro pro 100 Kilometer. Wenn ich statt Elektro mit dem Benzinmotor fahre, sind es aber lediglich etwa zwölf Euro, einschließlich warmem Fahrgastraum, Sitz- und Lenkradheizung."

Also ist der Hybrid im Winter für ihn tabu. Dafür ist Wolfgang Lill aber nicht angetreten. "Ich hätte mir eine bessere Beratung und ehrliche Informationen bei dem Autokauf gewünscht", kritisiert er. Darüber hinaus sieht er die Bundespolitik in der Pflicht. "Wenn die Menschen angehalten werden, auf klimafreundliche Fahrzeuge umzusteigen, muss das auch politisch und wirtschaftlich besser unterstützt werden", fordert Lill.

Zahlen zum umweltfreundlichen Fahren im Landkreis SOE

  • E-Autos konnten 2022 erwartungsgemäß weiter zulegen. Inzwischen sind im Landkreis insgesamt 1.674 Stromer zugelassen, darunter 1.510 Pkw und 58 Lkw. Im Vorjahr lag die Zahl der Elektroautos noch bei 1.027 Fahrzeugen.
  • Noch deutlicher ist der Anstieg bei den sogenannten Plug-in-Hybriden. Das sind Autos, die sowohl mit herkömmlichem Verbrennungsmotor als auch mit einem Elektroantrieb ausgestattet sind. Deren Zahl legte sogar rasant zu - von 875 Stück Ende 2021 auf nunmehr 5.504 Fahrzeuge.
  • Die meisten Fahrzeuge laufen jedoch weiterhin rein mit Benzin- oder Diesel-Kraftstoff. So sind derzeit 99.432 Benziner und 39.258 Dieselfahrzeuge im Kreis zugelassen. Jedoch sank der Anteil der Autos mit Benzinmotor erstmals leicht: Ende 2021 waren dies noch 99.966 Fahrzeuge.
  • Weitere 8.113 Fahrzeuge haben andere Energiequellen, neben den E-Autos sind es unter anderem Autos, die mit Erdgas fahren. (mit SZ/hey)