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Pirna: Hallo neues Jahr, tschüss Oberbürgermeister

Nach drei Jahren Pause gibt es wieder einen traditionellen Neujahrsempfang. Er war gleichsam der letzte für Rathauschef Klaus-Peter Hanke.

Von Thomas Möckel
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Letzter Auftritt als OB bei einem Neujahrsempfang: Der im Februar aus dem Amt scheidende Rathauschef Klaus-Peter Hanke.
Letzter Auftritt als OB bei einem Neujahrsempfang: Der im Februar aus dem Amt scheidende Rathauschef Klaus-Peter Hanke. © Daniel Förster

Drei Jahre lang herrschte in Sachen offizielle Neujahrsbegrüßung Abstinenz in Pirna, Corona-Pandemie, knappe Kassen und auch der Ukraine-Krieg ließen solch fröhliche Feiern im sonst üblichen Rahmen nicht zu. Teilweise fielen sie ganz aus, einmal ging es nur virtuell, 2021 spielte der Komiker Olaf Schubert vor leerem Saal in der Volksbank, Reden und Sketche wurden damals live ins Internet übertragen.

Nun aber sind die Zwangspausen vorüber, am Freitag wurde der Reigen der Neujahrsempfänge im bislang gewohnten Umfang fortgesetzt, wie schon seit über 20 Jahren erneut organisiert und veranstaltet von der Stadt, der Volksbank Pirna und dem Verband der Selbstständigen. Der Begrüßung wohnte gleichsam ein Abschied inne, es war der letzte Neujahrsempfang für Oberbürgermeister Klaus-Peter Hanke, der nach zwei Legislaturperioden Mitte Februar aus dem Amt scheidet.

So wurde es ein Abend, der neben aller Zuversicht auch etwas Wehmut verströmte, zuweilen sehr ernst, aber auch mit heiteren Momenten, einem Lachsalven verursachenden Komiker – und mehreren Überraschungen.

Ein Plädoyer für Demokratie

In seiner letzten Neujahrsrede kalauerte sich Hanke nicht wie sonst durchs Programm, sondern blieb meist ernst, trug Textpassagen fast schon in staatsmännischer Räson vor. Vor allem aber zeigte er sich in Demut gegenüber dem in seiner 14-jährigen Amtszeit Erreichten und jenen, die ihn dabei unterstützen. Er habe, so resümierte Hanke, in den zurückliegenden Jahren viele Krisen meistern müssen, aber auch große Erfolge für Pirna erlebt, die ohne viele Mitmacher nicht zu erreichen gewesen wären. Er dankte den Führungskräften und Mitarbeitern der Stadtverwaltung sowie den drei Bürgermeister Eckhard Lang, Christian Flörke und Markus Dreßler, dass sie ihn in dieser Zeit so tatkräftig unterstützt haben.

In weiten Teilen glich Hankes Rede dann einem Manifest und Plädoyer für Demokratie und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Mit Blick auf die geringe Wahlbeteiligung bei der OB-Wahl im Dezember sagte er, dass die Stadtgesellschaft jetzt wieder Verantwortliche brauche, die zusammenführen, die einen statt zu spalten, die vermitteln statt polarisieren. Man brauche in Pirna einen neuen Zeitgeist, eine neue Zuversicht, einen neuen Mut des Anpackens. Dafür brauche es aber auch Menschen, die mit anpacken und sich engagieren.

„Hoffen wir gemeinsam, dass wir den Zusammenhalt in der Stadtgesellschaft nicht verlieren“, sagte Hanke, „und dass unsere Demokratie auch weiterhin extreme Meinungen an den Rändern aushalten kann.“ Die Stadtgesellschaft sei mehrheitlich vielfältig, offenherzig tolerant und neugierig auf Neues. Pirna sei und bleibe in Hort der gelebten Demokratie.

Abschiedsgeschenk: Eine Sandstein-Birne für OB Klaus-Peter Hanke.
Abschiedsgeschenk: Eine Sandstein-Birne für OB Klaus-Peter Hanke. © Marko Förster
Eine Dankeschön-Umarmung: OB Klaus-Peter Hanke (l.) und SEP-Chef Christian Flörke.
Eine Dankeschön-Umarmung: OB Klaus-Peter Hanke (l.) und SEP-Chef Christian Flörke. © Daniel Förster
Drei Rathaus-Lenker: Die EX-OBs Hans-Peter Bohrig und Markus Ulbig mit Klaus-Peter Hanke (v.l.).
Drei Rathaus-Lenker: Die EX-OBs Hans-Peter Bohrig und Markus Ulbig mit Klaus-Peter Hanke (v.l.). © Marko Förster
Volksbank-Chef Hauke Haensel: Wir blicken auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurück.
Volksbank-Chef Hauke Haensel: Wir blicken auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurück. © Marko Förster
Hielt eine kurze Ansprache: Pirnas designierter OB Tim Lochner.
Hielt eine kurze Ansprache: Pirnas designierter OB Tim Lochner. © Marko Förster
Kümmerte sich um die Lacher des Abends: Kabarettist Chin Meyer.
Kümmerte sich um die Lacher des Abends: Kabarettist Chin Meyer. © Daniel Förster
Gemeinsam das neue Jahr begrüßt: Gäste beim Neujahrsempfang in der Volksbank.
Gemeinsam das neue Jahr begrüßt: Gäste beim Neujahrsempfang in der Volksbank. © Marko Förster

Ein erfolgreiches Jahr für die Volksbank

Hauke Haensel, Vorstandsvorsitzender der Volksbank, dankte in seiner Rede Hankes Arbeit in den zurückliegenden 14 Jahren. Mit absolut ruhiger Hand und Sachverstand, als ein Repräsentant wirklich aller Bürger habe der Rathauschef über zwei Legislaturperioden die Geschicke der Stadt gelenkt. Das sei ein Glückstreffer für die Stadt und von enormer Wichtigkeit gewesen.

Darüber hinaus blickte Haensel auf ein erfolgreiches Jahr für die Volksbank zurück. So sei die Zahl der Kunden um 512 auf nunmehr 32.392 angewachsen, die Kundeneinlagen stiegen 2023 um 53 Millionen auf jetzt 711 Millionen Euro an, die Kundenkredite wuchsen auf 422 Millionen Euro an. Zudem habe die Bank das operative Jahresergebnis nahezu verdoppeln können. Darüber hinaus habe die Bank Vereine, Projekte und Veranstaltungen mit einem sechsstelligen Betrag unterstützt.

Der designierte Pirnaer OB Tim Lochner (für die AfD) sagte in seiner kurzen Ansprache, die Wähler hätten im Dezember zwischen unterschiedlichen Politikansätzen entschieden. Und die Mehrheit sei sicher nicht dafür, Pirna jetzt dem Untergang zu weihen. Man werde in den nächsten sieben Jahren zusammenarbeiten müssen, im Idealfall sogar wollen. Er sei überzeugt davon, dass die Bürger die Stadt weiter entwickeln wollen – mit ihm als parteiloser Oberbürgermeister.

Fuselanleihen und ein Öl-Versprechen

Als Überraschungsgast war diesmal der Kabarettist Chin Meyer geladen, berühmt geworden mit einem Auftritt bei Markus Lanz, als er mit der sogenannten „Fuselanleihe“ komplizierte Geldgeschäfte anhand von Kneipen-Schuldscheinen erklärte und dabei gleichsam das Finanz- und Bankensystem zerfledderte. In seinem Programm n Pirna drosch er verbal zuweilen arg auf Randgruppen ein, versteckte aber in seinen spitzen Bemerkungen auch so manch subtile politische Botschaft.

Und es gab noch weitere Überraschungen: Markus Dreßler überreichte Hanke quasi als Abschiedsgeschenk eine Sandstein-Birne – die Frucht des Pirnaer Wappenbaumes, die Hanke selbst oft als Präsent für andere mit auf Reisen nahm. Und auch die Volksbank ließ sich zu einem besonderen Geschenk hinreißen: Aus finanziellen Gründen, sagte Haensel, habe Pirna vor Jahren mit der Tradition gebrochen, die Stadtoberhäupter in Öl zu bannen und in der Rathausgalerie zu veröffentlichen. Die Volksbank springe nun in die Bresche und werde von Hanke ein ölfarbenes Porträt anfertigen lassen – und der historischen Gerechtigkeit halber sogar von seinem Amtsvorgänger Markus Ulbig.