Als kürzlich eine Schülergruppe im Pirnaer Rathaus zu Gast war, hatten die Kinder einen ganz besonderen Wunsch, Oberbürgermeister Klaus-Peter Hanke sollte ihnen etwas ganz Besonderes zeigen. Es ging aber weder um seine Amtsgeschäfte noch um seine prunkvolle Amtskette, auch nicht um seinen Dienstwagen oder Ähnliches. Vielmehr ging es um eine inzwischen berühmte Mitbewohnerin im Rathaus. Die Schüler wollten alle einmal den großen Schlüssel anfassen, mit dem Hanke vor einiger Zeit das Zimmer von Pine aufschloss.
Pine, das ist Pirnas freche kleine Göre, vorlaut, albern, neugierig, die seit 2019 die Kinder begeistert, von Anbeginn an wohnt die rothaarige Zeichentrickfigur, eine Art Pippi Langstrumpf von Pirna, im Rathaus, unterm Dach, direkt über der Amtsstube vom Oberbürgermeister. Von ihrem Hauptquartier aus geht sie regelmäßig auf Entdeckungsreise, erlebt jede Menge Abenteuer, führt Kinder an entlegene und verwunschene Orte. Ihre Erlebnisse schreibt sie in einem Internet-Blog auf, inzwischen gibt es von ihr auch einen Instagram-Auftritt, ein Wimmelbild-Puzzle und ein Hörspiel.
Pine zum Leben erweckt hat der Journalist und Sandsteinblogger Hartmut Landgraf, gezeichnet wird sie mit geübter Feder vom preisgekrönten Pirnaer Karikaturisten Axel Bierwolf, die gesamte Idee dahinter stammt von der Stadt und vom Stadtmarketing. Für Pirna heimste die liebenswerte Rotznase schon mehrere Preise ein und gewann mehrfach Preisgelder. Von Anfang an ist Pine eine Erfolgsgeschichte – und was für eine.
Ein Buch ohne Rücksicht auf die Großen
Wie beliebt das vorlaute, alterslose Mädchen ist, zeigen die Zahlen. Der Pine-Blog, sagt Landgraf, existiert seit 2019, er ist und bleibt das Flaggschiff dieser ganz besonderen Kampagne, die Kinder neugierig machen soll auf Pirna. Seit Beginn verzeichnete der Blog bisher 120.000 Nutzer und über 500.000 Zugriffe, das ist für die Zielgruppe ein sehr gutes Ergebnis. Seit anderthalb Jahren postet Pine auch regelmäßig Beiträge auf Instagram. Dort entwickelt sich laut Landgraf eine kleine Fanbase mit einer hohen Interaktionsrate.
Angesichts dessen entstand die Idee, die virtuelle Figur weiterzuentwickeln, etwas, das über das Digitale hinausgeht. „Wir wollten Pine irgendwie greifbarer machen“, sagt Landgraf, der der frechen Göre regelmäßig die Worte in die große Klappe legt. Es sollte etwas sein von Pine, was die Kinder in die Hand nehmen können, wo sie regelmäßig nachlesen und drin stöbern können. Also warum sollte man nicht, so war das Grundkonzept, all die Orte, die Pine ohnehin aufsucht, mal in einem Buch zusammenfassen?
Gesagt, getan, und nun haut sie ihn raus, Pines ersten Kinderreiseführer für Pirna und für die Sächsische Schweiz, er trägt den Titel „Pines Ecken“. Das ist nicht bloß so ein Wanderbuch, sondern ein richtiger Reiseführer mit allem Drum und Dran. Und keiner von diesen Familienratgebern, wo sich Erwachsene untereinander verklickern, was den Kindern bitteschön so Spaß machen soll. Sondern es ist ein Buch für Kinder, ohne Rücksicht auf die Großen, gefährlich echt, wie Pine sagt.
Buch kostet so viel wie sieben Kugeln Eis
Federführend entwickelt hat den Reiseführer Rick Bothmann vom bei der Stadtentwicklungsgesellschaft Pirna (SEP) angesiedelten Stadtmarketing, die frechen Texte schrieb Landgraf, von ihm stammt auch ein Großteil der Fotos, in die Bierwolf Pine passend zu den jeweiligen Situationen hineinzeichnete, das Layout übernahm Jens Dauderstedt, unterstützt wurde das Projekt von der Volksbank Pirna und der Tourismusinitiative „Sachsen geht weiter.“
Das Buch passt bestens ins Konzept. „Unsere bevorzugte Zielgruppe ist ‚25 plus‘, also junge Familien“, sagt Robert Körner, Projektleiter Stadtmarketing bei der SEP. Und Eltern seien schließlich glücklich, wenn ihre Kinder glücklich sind. So soll das Buch kleine Entdecker motivieren, es sei aus Sicht des Stadtmarketings eine wunderbare Möglichkeit, das Buch zum Kindertag zu verschenken.
Pines Reiseführer erscheint zunächst in einer Auflage von 1.000 Stück, das Buch gibt es in Kürze unter anderen im Pirnaer Touristservice, in der Buchhandlung Gladrow, beim Verein „Citymanagement“ auf der Schössergasse, im DDV-Lokal auf der Dohnaischen Straße, in den Wagner-Stätten Graupa, auf der Festung Königstein und im Online-Shop des Tourismusverbandes Sächsische Schweiz. Ein Exemplar kostet 14,95 – laut Pine so viel wie sieben Kugeln Eis, doch im Gegensatz dazu schmilzt es nicht.
20 Orte in Pirna und 10 in der Sächsischen Schweiz
Die Erlebnistour ist eingebettet in eine Reise mit einem magischen Bus, der Pine an 20 Orte in Pirna und zehn Orte in der Sächsischen Schweiz führt, bis in den letzten Zipfel. Und an jeder Haltestelle warten fette Abenteuer. Es geht zu einem Vulkan ohne Feuer, zu einem Gang, der bis unters Meer führt, zu einer Festung, die man nur ohne Waffen erobern kann. 144 Seiten Spannung pur für alle, die laut Pine lieber vornweg wieseln als hinterherdackeln.
Zudem gibt es in der Mitte des Buches noch ein Quiz mit 14 Fragen. Wer alle richtig beantwortet, kann sich auf dem Pirnaer Wochenmarkt einen Warenkorb zusammenstellen und ihn gegen das richtige Lösungswort eintauschen. Darüber hinaus gibt es auch noch andere Preise. Und die ersten 100 Kinder, die das richtige Lösungswort im Pirnaer Touristservice abgeben, bekommen kostenlos einen Aufnäher mit dem Aufdruck „Rumtreiber“.
Der Erlös aus dem Buchverkauf fließt ins Stadtmarketing, vor allem in Projekte, die die Kinderfreundlichkeit der Stadt stärken. Vielleicht gibt es dann auch wieder Bonbons mit Pine-Apple-(sprich: Ananas-)Geschmack. Denn die erste Produktion wurde dem Stadtmarketing förmlich aus den Händen gerissen, nicht ein einziger Drops ist mehr übrig.