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„Das Training mit den Jungs fehlt mir“

Torsten Schneider, Kapitän des Pirnaer Handball-Oberligisten, hat jetzt mehr Freizeit. Töchterchen Helene findet das gut.

Von Jürgen Schwarz
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Torsten Schneider wie ihn die Fans kennen und lieben: Der Kapitän ist auch aktuell der erfolgreichste Torschütze der SG Pirna.
Torsten Schneider wie ihn die Fans kennen und lieben: Der Kapitän ist auch aktuell der erfolgreichste Torschütze der SG Pirna. © Marko Förster

Seit mehr als drei Wochen ruht der Trainingsbetrieb bei der SG Pirna Heidenau. Auch die Oberliga-Handballer um Kapitän Torsten Schneider hat der Teil-Lockdown zum zweiten Mal in diesem Jahr ausgebremst. Sechs Spieltage sind absolviert (vier Siege, zwei Niederlagen) und die Pirnaer stehen im 17er Feld auf Platz drei. Ihr bester Torschütze ist „Toto“ Schneider mit 33 Treffern. Im Interview berichtet der Spielführer, der mit Lebensgefährtin Maria und Töchterchen Helene (1) in der Pirnaer Innenstadt wohnt und als Physiotherapeut arbeitet, wie er sich zurzeit fit hält, warum er sich der Stadt so verbunden fühlt und wie er die Zukunft des Vereins sieht.

Torsten, wie geht es Ihnen?

Es kribbelt, das Training mit dem Ball und den Jungs fehlt mir. Die ersten zwei Wochen nach Beginn des sportlichen Lockdowns taten richtig gut. Aufgrund unserer Verletzungsprobleme im Team hatten wir alle viele Einsatzminuten. Der Körper hat die Pause dankend angenommen. Aber jetzt fehlt natürlich einiges.

Ist Training möglich?

In die Halle dürfen wir nicht. Ich laufe an der Elbe oder im Wald, mache zu Hause Krafttraining. Dusan Milicevic hat uns Trainingspläne erstellt. Um auch mal mit dem Ball zu arbeiten, treffen wir uns in Zweiergruppen in der Physiotherapie und werfen dort ein paar Bälle. Dass Mannschaftstraining ersetzen diese Einheiten selbstverständlich nicht ansatzweise.

Was sagt Ihre Lebensgefährtin Maria, dass Sie jetzt viel öfter daheim sind?

Wir genießen die Zeit mit unserem Töchterchen, die am 6. Dezember ihren ersten Geburtstag feiert. Aber Maria weiß, was mir fehlt, sie spielt selbst Handball in der Bezirksliga-Mannschaft des SSV Heidenau.

Platz drei in der Oberliga. Zufrieden mit der Zwischenbilanz?

Mit den Personalproblemen, mit denen wir zu kämpfen hatten, sind 8:4 Punkte absolut in Ordnung. Ich bin sehr stolz auf unsere junge Mannschaft, wie sie mit der Verletzungsmisere umgegangen ist. Trotzdem haben wir uns alle geärgert, dass wir nach dem Sieg beim Spitzenreiter in Bad Blankenburg das letzte Punktspiel vor dem Lockdown zu Hause gegen Apolda mit einem Tor Unterschied verloren haben. Hätten wir gewonnen, wären wir jetzt Spitzenreiter. Aber gut, entscheidend ist die Endabrechnung.

Haben Sie den Meistertitel im Visier?

Ja, sonst wären wir doch schlechte Sportler. Wir können uns als Tabellendritter nicht hinstellen und sagen, wir wollen am Ende Fünfter werden.

Wird es 2020 noch Spiele geben?

Das kann ich nicht sagen, aber ich glaube es nicht. Sollten wir erst im nächsten Jahr weitermachen, muss sicher auch der Modus überdacht werden. Wir hatten bis zumSommer nur vier freie Wochen im Terminplan und die würden auch noch wegfallen.

Wie würden Sie den Modus ändern?

Es gibt da wohl schon einige angedachte Modelle. Beispielsweise nach der Hinrunde eine Auf- und Abstiegsrunde spielen oder die Meisterschaft über zwei Jahre ausdehnen. Aber ich denke, dass das problematisch wäre, vor allem, was die Wechsel in der Sommerpause und die Gestaltungen der Verträge betrifft.

Sie sind Pirnaer. Wann und wo haben Sie mit Handball angefangen?

Begonnen hat alles vor 20 Jahren in Heidenau, dort habe damals mit meinen Eltern gewohnt. 2009 bin ich dann mit meinem besten Freund zur Lok nach Pirna gewechselt. Ich wollte in meinem zweiten Männerjahr sportlich den nächsten Schritt gehen.

Ein gewaltiger Sprung, oder?

Ja, mit Heidenau haben wir in der achten Liga gespielt, die Pirnaer waren drittklassig. Aber wir wollten eigentlich erst einmal nur als Anschlusskader für die „Zweite“ spielen. Aber dann war ich am ersten Spieltag bei der ersten Mannschaft im Kader und bekam auch gleich einen Einsatz. Im Pirna-TV lief danach ein Beitrag, in dem ich unter einem falschen Namen gezeigt wurde. Mich kannte eben noch keiner.

Heute ist das anders. Ihr Trainer bezeichnet Sie als „Seele der Mannschaft“. Haben Sie damit ein Problem?

Nein, überhaupt nicht. Ich bin elf Jahre hier, habe mit Dusan Milicevic, der später kam, noch zusammengespielt und bin seit fünf Jahren Kapitän der Mannschaft. Solche Aussagen spornen mich an. Ich habe als junger Spieler selbst erfahren, wie wichtig es ist, sich an älteren Spielern orientieren zu können.

Glücklich: Torsten Schneider mit Maria und Töchterchen Helene.
Glücklich: Torsten Schneider mit Maria und Töchterchen Helene. © privat

Sie waren in den letzten Jahren immer der beste Torschütze Ihrer Mannschaft. Führen Sie Statistik?

Nein. Als junger Spieler hat man solchen Zahlen mehr Augenmerk geschenkt. Irgendwann verliert man den Focus, weil es einfach wichtigere Dinge gibt. Ich könnte Ihnen auch nicht sagen, wie viele Pflichtspiele ich in den elf Jahren bestritten habe. Vielleicht sind es schon 300.

Sie sind Physiotherapeut. Kommt Ihnen der Job beim Sport entgegen?

Auf jeden Fall. Der Beruf hilft mir dabei, dass ich bei diesem körperbetonten Sport möglichst langfristig ohne größere Verletzungen durchkomme.

Wie groß ist die Verletzungsgefahr bei einem kurzfristig angesetzten Re-Start?

Die ist sehr groß, sollten wir nach einer Woche Mannschaftstraining die Meisterschaft schon fortsetzen. Das hat nichts mit fehlender Fitness zu tun, aber die Bewegungsabläufe wurden ja wochen- oder monatelang nicht trainiert. Die Gefahr von Zerrungen, Muskel-Verhärtungen oder -Faserrisse, auch aufgrund der zu erwartenden hohen Belastung, wäre groß.

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