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Pirnaer Todesgarage: Protest auf dem Sonnenstein

Eine überregionale Initiative fordert, dass die ehemalige Busgarage als Erinnerungsort für die Krankenmorde in der Nazi-Zeit erhalten bleibt. Geplant ist etwas anderes.

Von Mareike Huisinga
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Die ehemalige Garage der grauen Busse auf dem Gelände neben der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein soll zu Wohnungen umgebaut werden. Jetzt ruft eine Initiative zu Protest auf.
Die ehemalige Garage der grauen Busse auf dem Gelände neben der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein soll zu Wohnungen umgebaut werden. Jetzt ruft eine Initiative zu Protest auf. © Karl-Ludwig Oberthür

Als Reaktion auf die aktuellen und umstrittenen Baupläne in Pirna-Sonnenstein gleich neben der Gedenkstätte für die NS-Krankenmorde schloss sich eine überregionale Initiative „Gegen Das Vergessen“ zusammen. Sie plädiert dafür, dass das Gebäude, in dem während der Nazi-Zeit die berüchtigten grauen Busse parkten, nicht zu Wohnzwecken umgebaut wird.

"Die ehemalige Busgarage der T4-Tötungsanstalt wurde mittlerweile entkernt und teilweise abgerissen. Nach dem Umbau werden die ehemaligen Garagentore nicht mehr erkennbar sein. Nichts wird äußerlich mehr darauf hinweisen, dass das Gebäude als Garage für die drei Busse des Transportkommandos der nationalsozialistischen Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein diente", warnt Alina Gündel vom Pirnaer Verein Akubiz und gleichzeitig Mitglied der Initiative.

Die Gruppe startete bereits eine Online-Petition, die, so Gündel, über 3.000 Menschen unterzeichnet hätten. Mitglieder der Initiative "Gegen Das Vergessen" rufen jetzt zu einer Protest-Kundgebung vor Ort auf. Diese findet am 23. Februar um 15 Uhr statt. Treffpunkt ist der Platz neben der ehemaligen Busgarage Schloßpark 8/9-12 in Pirna-Sonnenstein.

Zur Geschichte der Garage der grauen Busse:

  • Das denkmalgeschützte Gebäude der Busgarage stammt aus dem 19. Jahrhundert und wurde in der Heil- und Pflegeanstalt Pirna-Sonnenstein ursprünglich als Scheune genutzt.
  • 1940 wurde die Scheune umgebaut und diente als Garage für das Transportkommando der nationalsozialistischen Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein. Es bot Raum für drei Busse mit jeweils etwa 35 Plätzen. In mehr als 100 Transporten kamen 1940/41 fast 14.000 Menschen mit diesen Bussen zur Vernichtung dorthin.
  • Adolf Hitler selbst hatte die planmäßige Ermordung behinderter und kranker Menschen angeordnet. Dazu wurde eine Sonderbehörde geschaffen, Sitz Berlin, Tiergartenstraße 4 - daher der Name der "Aktion T4". Die Befugnisse von Ärzten wurden so erweitert, "dass nach menschlichem Ermessen unheilbar Kranken bei kritischster Begutachtung ihres Krankheitszustandes der Gnadentod gewährt werden kann", wie es im zynischen NS-Jargon hieß. Tatsächlich wurden sie in Tötungsanstalten vergast oder mit einer Giftspritze ermordet, die Leichname eingeäschert.