Es ist wie ein kleines Fotoalbum für Straßenbauer. Zum Jahreswechsel blättert Heiko Weigel (CDU), der für Bau und Umwelt zuständige Beigeordnete im Pirnaer Landratsamt, in einer Mappe. Wo der Laie Asphalt, Straßenmarkierungen, Brücken und Geländer sieht, merkt der Fachmann auch, wie viel Arbeit da drin steckt. Beispiel Kreisstraße zwischen Markersbach und Zwiesel bei Bad Gottleuba-Berggießhübel. Es ist das teuerste eigene Straßenprojekt der letzten Jahre im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. 14 Millionen Euro wird er bis Ende 2021 verschlungen haben, wenn der dritte und damit letzte Bauabschnitt abgeschlossen ist. Vor allem die Brücken und die Stützwände, kurz Ingenieurbauwerke, gehen ins Geld. Auf einem Foto sieht es aus, als wäre man in den Alpen. Ein Stück Straße bei Bahra wird auf der einen Seite von massiven Stützen getragen - auf der anderen Seite lehnt sich die Piste ans Gestein. Davon merkt der Autofahrer fast nichts. "Man muss unter die Straße gehen, um das Geld zu sehen", sagt Weigel.

Nicht nur technologisch sei dieses Vorhaben anspruchsvoll, sondern auch, weil es im sensiblen Naturraum spielt - aufwendige Abstimmungen mit dem Naturschutz sind programmiert. Für Weigel beweist aber das bisher Geschaffte, dass es möglich sei, "auch in der Nationalparkregion solche Vorhaben im Einklang mit den Anforderungen des Naturschutzes zu vollbringen."
Jedes Jahr fließen zehn Mio. Euro in Kreisstraßen
Der 2020 beendete zweite Bauabschnitt zwischen Markersbach und Zwiesel im Süden des Landkreises ist nur ein Beispiel dafür, was die Straßenbauer im zurückliegenden Jahr geschafft haben. 21 fertige Vorhaben weist die Bilanz des Landratsamtes aus. Dazu gehören die Beseitigung von Hochwasserschäden an der „Sense“ zwischen Hohnstein und Bad Schandau, der Neubau einer Stützwand bei Lübau (2. Bauabschnitt) und die Verlegung der Kreisstraße in Goppeln samt Bau des Buswendeplatzes. 10,6 Millionen Euro wurden dafür inklusive Fördermittel ausgegeben.
"Wir schaffen es jedes Jahr, mehr als zehn Millionen Euro in das Kreisstraßennetz zu investieren", sagt der Beigeordnete. Er sieht das als "eine gute Zahl" an, zumal es in den vergangenen Jahren schwieriger geworden sei, die Mittel zu besorgen. Dass der Landkreis finanziell nicht auf Rosen gebettet sei, ist nichts Neues. Dazu kommt aber, dass Sachsens Landkreise, Städte und Gemeinden in der Vergangenheit immer mehr Förderanträge gestellt haben, während die verfügbaren Summen damit bei Weitem nicht Schritt hielten. Mit seinen zehn Millionen liegt der Landkreis SOE auf dem Niveau der benachbarten Landkreise Bautzen und Meißen, so Vize-Landrat Heiko Weigel. Er weist aber darauf hin, dass der Landkreis darüber hinaus seit Jahren überdurchschnittlich von Bundesgeldern profitiere. Als Beispiel nennt er die fertige A17 und die Pirnaer Südumfahrung, die sich im Bau befindet.
Guter Zustand nur bei einem Viertel der Kreisstraßen
Trotzdem gelingt es dem Landkreis selbst kaum, sein eigenes Straßennetz deutlich zu verbessern. Das geht aus einer internen Kategorisierung hervor.
- 30 bis 40 Prozent der Kreisstraßen befinden sich in einem schlechten oder kritischen Zustand, dabei geht es nicht nur um die Straßen selbst, sondern auch um Brücken und Stützwände.
- 35 bis 45 Prozent bekommen die Note befriedigend.
- 20 bis 25 Prozent der Kreisstraßen sind in einem guten Zustand.
Die Anteile haben sich in den vergangenen Jahren in Zahlen kaum messbar verändert. Weigel sagt aber auch: "Unser Straßennetz ist in einem funktionstüchtigen Zustand." Wo 2021 Kreisstraßen gebaut werden, hat die SZ in einer Grafik zusammengetragen:

Gleichzeitig nehme die Verkehrsbelastung zu und zwar verursacht von vielen: Es gebe immer mehr schwere Laster, mehr Pkws und auch mehr Fahrräder auf den Straßen. Mit modernen E-Bikes werden nun auch Strecken für Radfahrer interessant, die es bisher wegen der Steigungen nicht waren. Weigel warnt aber davor, nun auf einen großflächigen Ausbau von separaten Radwegen zu hoffen. "Es ist abwegig zu glauben, wir könnten neben dem bestehenden Straßennetz noch ein weiteres Straßennetz nur für Fahrräder bauen." Das würden die finanziellen Ressourcen nicht hergeben, auch seien die Eingriffe in die Natur samt weiterer Flächenversiegelung nicht vertretbar. Stattdessen werde in Zukunft, so Weigel, der vorhandene Verkehrsraum neu verhandelt. Eine entscheidende Frage sei dabei: Wie verschaffen wir den Radfahrern mehr Sicherheit auf der Straße? Und die zweite: Wo sind neue (separate) Radwege wirklich sinnvoll? Hier würden sich drei Schwerpunkte herauskristallisieren: Neben Ortslagen geht es um Verbindungen, die von vielen Pendlern genutzt werden sowie um touristisch reizvolle Routen.
Radwegkonzept für SOE wird 2021 fertig
Zwei Beispiele nennt der Beigeordnete in diesem Zusammenhang: Im Müglitztal wäre zwar mit Blick auf den Tourismus ein separater Radweg sinnvoll, er sei aber nicht möglich, weil dafür zu stark in die Natur eingegriffen werden müsste. Die Lösung könnte in geringeren Geschwindigkeiten für alle bestehen. Im Kirnitzschtal gebe es dieselbe Ausgangslage. Hier sei sogar eine Verkehrsberuhigung vorstellbar. Das Radwegkonzept des Landkreises soll in diesem Jahr fertig werden. Das Papier wird den Bedarf dokumentieren und soll helfen, Entscheidungen zu treffen, wo schließlich gebaut wird. Mehr als in den vergangenen Jahren dürfte es also 2021 um den Radverkehr im Landkreis gehen. Unterdessen laufen aber auch die Planungen für weitere Investitionen ins Kreisstraßennetz in den Jahren 2022 und darüber hinaus. Hier ein Überblick.
Diese Straßenbauvorhaben sind in Planung
Nach Angaben des Landratsamtes nehmen die meiste Zeit eines Vorhabens die Planung und die Vorbereitung in Anspruch. Dazu gehören unter anderem Grunderwerb, Entwässerungskonzept, naturschutzfachliche Planung und das Beschaffen der finanziellen Mittel. Im Schnitt dauern die Bauarbeiten selbst nur ein Fünftel der Gesamtzeit. Diese Vorhaben sind unterschiedlich weit gekommen in der Vorbereitung:
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