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Pirna verschiebt Brücken-Neubau

Das marode Bauwerk an der Kohlbergstraße sollte schon längst saniert sein. Nun steht fest: Das Projekt beginnt ehestens 2022.

Von Thomas Möckel
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Seidewitz-Brücke an der Kohlbergstraße: Beton ist abgeplatzt, Bewehrungseisen liegen frei.
Seidewitz-Brücke an der Kohlbergstraße: Beton ist abgeplatzt, Bewehrungseisen liegen frei. © Archiv: Andreas Weihs

2019 war eigentlich schon alles vorbereitet und startklar. Die Planung stand, Pirna hatte Fördermittel beantragt, im Haushalt für 2019/20 waren die erforderlichen Eigenmittel verankert. Doch so richtig in Fahrt kam das Projekt nicht. Trotz mehrfacher Rückfrage beim Fördermittelgeber, so attestierte das Rathaus 2019, konnte keine Aussage getroffen werden, wann die Zuschüsse fließen. Ende 2019 war noch immer kein Fördermittelbescheid da. Und so zeichnete sich ab, dass es im Doppelhaushaltsjahr 2019/20 wohl nichts wird mit einem großen Vorhaben: der dringend notwendige Neubau der Brücke über die Seidewitz an der Kohlbergstraße.

Und auch jetzt in der neuen Etat-Periode sieht es nicht danach aus, dass das Bauvorhaben rasch beginnen könnte. Zwar gibt es einen beschlossenen Haushalt für 2021/22, doch das Zahlenwerk ist noch mit vielen Fragezeichen versehen. Und angesichts der Tatsache, dass Pirna inzwischen außerstande ist, aus eigener Kraft Eigenmittel für Investitionen zu erwirtschaften, konnten im Etat nicht auf Anhieb alle Großvorhaben berücksichtigt werden. Davon ist auch die Brücke an der Kohlbergstraße betroffen. Dabei gilt das Bauwerk schon seit Langem als dringend sanierungsbedürftig - vor allem aus zwei Gründen.

Wichtiger Baustein im Verkehrsnetz

Zum einen ist die Brücke für Pirna Teil eines wichtigen Verkehrsweges. Sie dient als Anbindung des Wohngebietes Kohlbergstraße/Postweg und Umgebung an die Zehistaer Straße. Die Verbindung Kohlbergstraße in Richtung Zehistaer Straße ist zudem ein offizieller Schulweg. Über das Bauwerk verläuft auch eine Busroute.

Und die Brücke ist wichtig für den Radverkehr. Der Verkehrsentwicklungsplan 2030 sieht vor, auf der Kohlbergstraße eine städtische Nebenroute als Radweg auszuweisen, um so eine Lücke zwischen der Zehistaer Straße und dem Postweg zu schließen. Pirna hat entschieden, den Radverkehr künftig über die Brücke zu führen. Für all diese Verkehrsströme sollte die Brücke möglichst intakt sein.

Brücke ist nur noch bedingt tragfähig

Zum anderen ist das Bauwerk arg in die Jahre gekommen. Auf der Brücke ist die Tonnage schon seit geraumer Zeit auf eine Tragfähigkeit von maximal sechs Tonnen beschränkt, Feuerwehr, Busse und Müllautos dürfen das Bauwerk nur mit einer Sondergenehmigung überqueren. Nach Aussage der Stadt bewerteten Gutachter bei der letzten Prüfung 2013 die Brücke mit der Note 2,7. Sie attestiert dem Viadukt einen "noch ausreichenden Bauwerkszustand". Der Brücke haften Schäden am Überbau, Unterbau, an den Widerlagern sowie an den Leitungen an, die die Standsicherheit, Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit zum Teil stark beeinträchtigen.

Laut dem Gutachten eines Dresdner Ingenieurbüros zeigt der Überbau mehrfach auffällige Längs- und Querrisse. Teilweise ist der Beton abgeplatzt, Bewehrungseisen liegen frei, auf der Unterseite der Betonplatte gibt es eine auffällige Hohlstelle. An einigen Stellen ist die Betondecke zu dünn. Die Bordsteine sind zu niedrig, das Geländer entspricht nicht den gültigen Vorschriften. Es ist mit einer Höhe von 90 Zentimeter zu niedrig und für einen vorbeiführenden gemeinsamen Geh- und Radweg nicht verkehrssicher genug. Das Schutzrohr für die Trinkwasserleitung auf der flussabwärts gelegenen Seite ist stark verrostet.

Verschoben auf den Zeitraum 2022 bis 2023

Um das Bauwerke zu sanieren, muss nach Aussage der Dresdner Ingenieure der komplette Überbau abgerissen werden. Auch die Widerlagerwände - wo die Brücke aufliegt - müssen zum Teil abgebrochen werden. Der neue Überbau soll auf Bohrpfählen gegründet. Auf den Überbau kommt die neue Straße nebst der kombinierten Geh- und Radwege sowie ein neues Geländer.

Für die Sanierung ist eine Bauzeit von sechs Monaten veranschlagt. Verbunden sind damit auch einige Engpässe. So muss die Kohlbergstraße im Baubereich voll gesperrt werden, der Verkehr wird dann über angrenzende Straßen umgeleitet. Für Fußgänger soll es allerdings eine Behelfsbrücke neben der Baustelle geben.

Zudem ist auch ein Shuttlebusverkehr zum Wohngebiet Kohlbergstraße/Postweg angedacht, um den öffentlichen Nahverkehr sowie den Schülerverkehr während der Bauzeit zu gewährleisten.

Pirna hatte 2018 die Gesamtkosten auf 861.000 Euro taxiert, die reinen Baukosten lagen bei 673.000 Euro. Die Mehrausgaben im Vergleich zur Kostenschätzung aus der Vorplanung resultierten vor allem aus dem geplanten Shuttlebusverkehr.

Die Stadt hat das Bauvorhaben nun für den Zeitraum 2022 bis 2023 eingeordnet - vorausgesetzt, dass dann die erforderlichen Eigenmittel vorhanden sind und die benötigten Zuschüsse fließen.

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