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Warum es ein neues Friedensgebet für Pirna gibt

Am 24. März ist eine besondere Andacht geplant, die nicht nur Christen, sondern alle Menschen ansprechen soll. Es gilt, zur Ruhe zu kommen und zu versöhnen.

Von Thomas Möckel
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Friedenstauben bei einer Friedenskundgebung in Pirna: Miteinander beten, um zu versöhnen.
Friedenstauben bei einer Friedenskundgebung in Pirna: Miteinander beten, um zu versöhnen. © Daniel Förster

Schon zu DDR-Zeiten, so erinnert sich Gabriele Feyler, habe sie erfahren, wie viel Kraft und Zuversicht ein Friedensgebet geben kann, vor allem eines der ganz besonderen Form. In schwierigen Zeiten, in einem System, in dem man nicht alles sagen durfte, in dem die Gesellschaft zerrissen war, erlebte sie ein solches Gebet. Gemeinsam mit anderen fand sie zur Ruhe, man sang und betete. „Am Ende sind wir ganz beseelt aus dem Friedensgebet gegangen, weil es uns so viel Mut gemacht hat“, sagt die Christin aus Pirna.

Umrahmt war die Andacht von einem sogenannten Taizé-Gebet. Taizé ist ein Pilgerort in Frankreich, den Frère (Bruder) Roger Anfang der 1940er Jahre-gründete und der sich in den Folgejahren zu einer großen Gemeinschaft entwickelte. Tausende pilgern jedes Jahr an diesen Ort, der vor allem bei Jugendlichen bis heute sehr beliebt ist, weil sie dort auf ganz spezielle Weise entschleunigen, zur Ruhe kommen, Kraft tanken und Frieden finden können. „Meine Idee war daher, Taizé nach Pirna zu holen“, sagt Gabriele Feyler.

Entsprungen ist daraus das erste Taizé-Friedensgebet für Pirna, geplant am 24. März ab 18.30 Uhr in der Klosterkirche, es steht unter dem Motto „Suchet der Stadt Bestes“. Dieser Ausspruch stammt aus der Bibel, er steht im Buch des Propheten Jeremia im Alten Testament. „Den warmen Strom im Herzen, den ich damals bei dem Gebet spürte“, sagt Gabriele Feyler, „wollte ich gern hier haben für viele Menschen.“

© Visualisierung: Gabriele Feyler

Der Stadt Bestes ist Versöhnung

Das Friedensgebet will niemanden beeinflussen, erst recht nicht missionieren, es soll einfach Menschen zusammenbringen, Feylers Aufruf richtet sich nicht nur an Christen, sondern an alle. Möglichst viele sollen erreicht werden, die uneins mit sich selbst und mit anderen sind. Das ist auch der Anlass für das Friedensgebet. Schon seit geraumer Zeit nimmt die Initiatorin wahr, das die Stadtgesellschaft aus ganz verschiedenen Gründen und bei ganz verschiedenen Themen tief gespalten und zerrissen ist.

Das Gebet, in dem die Menschen sich sammeln und für einen Moment zur Ruhe kommen können, so hofft sie, bringe die Menschen vielleicht zu einer Entscheidung, im besten Fall zu jener, sich wieder mit sich und anderen einzulassen. „Denn das Beste für die Stadt“, sagt Gabriele Feyler, „ist die Versöhnung.“ Diese spezielle Andacht soll überdies ein Zeichen dafür sein, dass nicht nur Parteien und andere Organisationen Verantwortung haben für diese Stadt, sondern vor allem die Menschen, die in ihr Leben. Jeder könne sich einbringen, damit hier nichts überschäume.

Nach der etwa eine halbe Stunde dauernden Andacht gibt es einen Umzug mit Kerzen, der bis zur Marienkirche führt, dort wollen die Versammelten das Gebet beschließen mit dem Lied „Dona nobis pacem“, was übersetzt „Schenke uns Frieden“ heißt. Gabriele Feyler hofft, dass das erste Friedensgebet dieser Art so stimmig wird, dass sich die Menschen vielleicht in einem Vierteljahr zu einer Wiederholung wiedersehen – und dass es künftig junge Menschen übernehmen, diese Andacht zu organisieren.

Taizé-Friedensgebet für Pirna, 24. März 2024, 18.30 Uhr, Klosterkirche, gegen 19 Uhr Umzug mit Kerzen zur Marienkirche, wer kann, möge Kerzen in transparenten Bechern mitbringen, bitten die Organisatoren.