SZ + Pirna
Merken

Wie sich Pirna eine kühlende Zukunft pflanzt

Helge Goldhahn initiierte Ende 2022 die Aktion „800 Bäume für Pirna“. Nach nur wenigen Monaten ist schon ein Fünftel davon erreicht.

Von Thomas Möckel
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Baumpflanz-Initiator Helge Goldhahn: Beeindruckend, wie viele sich beim Baumzuwachs engagieren.
Baumpflanz-Initiator Helge Goldhahn: Beeindruckend, wie viele sich beim Baumzuwachs engagieren. © B. Goldhahn

Der Erfolg seiner noch jungen Aktion und die Anteilnahme daran haben Helge Goldhahn gleichermaßen überrascht und überwältigt. „Ich freue mich, dass in den letzten Monaten mehrere Kooperationspartner hinzugekommen sind, die Bäume pflanzen werden“, sagt der Pirnaer. Am meisten beeindruckt ihn aber, wie viele Privatpersonen sich bereits beim Baumzuwachs engagieren, entweder mit Spenden oder Pflanzungen auf dem eigenen Grundstück. So wachse mit jedem Baum das gemeinsame, generationsübergreifende Projekt für eine weiterhin lebenswerte Stadt für alle.

Das Projekt, das Goldhahn derart schwärmen lässt, hat er selbst initiiert, im Oktober 2022 machte er es publik, er nennt es „Pirna 800“, es hat viel mit Klimaschutz, Klimaanpassung, Engagement und einem bestimmten Jubiläum zu tun. Im Jahr 2033 wird Pirna 800 Jahre alt, so entstand die Idee, das bis dahin 800 Bäume gepflanzt werden, vorrangig auf Privatgrundstücken. Sämtliche Bäume werden auf der Internetseite www.pirna800.de veröffentlicht und erhalten eine durchnummerierte Baumplakette.

Schon kurz nach dem Start nahm die Aktion gehörig Fahrt auf, und obwohl nach wie vor das Ziel 2033 steht, ist nach einem knappen halben Jahr schon ein Fünftel des angepeilten Gehölz-Zuwachses erreicht. Bisher, sagt Goldhahn, wurden für das Projekt 160 Bäume gepflanzt, registriert und kartiert. Und trotz der Anfang dieses Jahres langanhaltenden kühlen Temperaturen geht es flugs weiter, damit neue Fotosynthese-Spezialisten Wurzeln schlagen.

Neue Pflanzsaison ist voll im Gange

Flora-Freunde haben die Pflanzsaison längst eröffnet, die Aktion „Pirna 800“ startet mit gleich 27 Bäumen ins knospende Frühjahr. Dazu zählen drei Erlen, die die Baumschule Kreiser aus Kreischa-Gombsen im vergangenen Jahr zur Auftaktveranstaltung des Projekts spendierte. Die Gehölze habe inzwischen ihren Platz am nordwestlichen Ufer des Natursees im Naherholungszentrum Pirna-Copitz gefunden. „Die Stadtwerke freuen sich, dass sie ihren Badegästen im Sommer künftig ein paar schattige Plätzchen mehr bieten können“, sagt Goldhahn.

Auch am Evangelischen Schulzentrum an der Rottwerndorfer Straße, neuester Kooperationspartner von „Pirna 800“, wurde bereits Anfang März kräftig gepflanzt. Mit 24 neuen Bäumen veredelte eine Landschaftsbau-Firma die Freifläche neben der neuen Turnhalle zu einem hochwertigen Erholungsbereich. In die Gestaltung flossen auch Ideen ein, die die Schüler angeregt hatten. Bei der Auswahl achtete die Bildungsstätte auf eine möglichst große Vielfalt klimaresistenter Arten, die auch später – wenn die Kronen ausgebildet sind – gut miteinander harmonieren. „Im Schutz der Bäume soll später auch Unterricht im Freien in sogenannten grünen Klassenzimmern stattfinden“, sagt Schulleiterin Hedda Feron.

Zusätzliche Schattenspender: Am Natursee in Copitz wurden drei neue Erlen gepflanzt.
Zusätzliche Schattenspender: Am Natursee in Copitz wurden drei neue Erlen gepflanzt. © Helge Goldhahn

Pausen gönnt sich die Aktion kaum, in Kürze geht es weiter. Am 25. April – der Tag des Baumes – plant der Stadtverband der Partei Bündnis 90/Die Grünen erneut, einen Baum des Jahres zu pflanzen, es ist diesmal eine Moor-Birke. An demselben Tag werden an der Deciner Straße auf dem Sonnenstein eine Eiche und eine Linde als Symbol der Städtepartnerschaft Pirna-Decin gepflanzt. „Die Linde steht als tschechischer Nationalbaum für Decin, die Eiche für die deutsche Partnerstadt Pirna“, sagt Goldhahn. Die Städtische Wohnungsgesellschaft Pirna (WGP) stellt den Pflanzort bereit und finanziert den Eichen-Spross.

Etwas tun gegen die Sommerhitze

Goldhahns Idee zu dieser Aktion entspringt einerseits seiner großen Liebe zu Bäumen, sie basiert andererseits auf einer gewissen Eilbedürftigkeit. Die vielen heißen und trockenen Sommertage, sagt er, hätten gezeigt, dass man etwas dagegen unternehmen müsse, damit sich die Stadt nicht weiter aufheizt. „Bäume können dabei helfen“, sagt der Initiator. Mit dem Projekt möchte er die Klimaanpassungsstrategie und die Stadtgrünkonzeption, die Pirna erarbeiten lässt, ergänzen.

So sind nun Privatpersonen, Institutionen und Unternehmen aufgerufen, vorrangig auf eigenen Grundstücken im Stadtgebiet Bäume zu pflanzen. Aber auch Einwohner ohne eigenes Grundstück können die Aktion unterstützen, indem sie beispielsweise Pflanzvorschläge unterbreiten, Geld für neue Gehölze spenden oder Gießpatenschaften übernehmen.

Die Aktion funktioniert wie folgt: Ein Pflanzwilliger erwirbt eine Plakette für fünf Euro, aktuell gibt es sie bei der Gärtnerei Lohse in Jessen, im Café „Bohemia“ in der Altstadt sowie im Küchenstudio Weigelt an der B172. Die Plaketten sollen möglichst an jedem Baum, der bis zum Jubiläumsjahr 2033 gepflanzt wird, befestigt werden. Danach wird ein Gehölz gekauft und auf dem eigenen Grundstück gepflanzt. Zum Schluss kann der Pflanzer noch ein Foto vom Baum mit Plakette und Angabe von Pflanzort, Datum und Baumart auf der Seite www.pirna800.de hochladen. Die Gehölz-Standorte finden sich dann alle auf einer Karte wieder.