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Königstein: Hier können sich Firmen ansiedeln

In Leupoldishain ist ein zweites Gewerbegebiet geplant, 14 Hektar groß. Erste Investoren gibt es bereits - auch dank stockendem IPO.

Von Katarina Gust
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Gemeinsame Sache: SEP-Geschäftsführer Christian Flörke (li.) und Königsteins Bürgermeister Tobias Kummer stellen die Pläne um das neue Gewerbegebiet in Leupoldishain vor.
Gemeinsame Sache: SEP-Geschäftsführer Christian Flörke (li.) und Königsteins Bürgermeister Tobias Kummer stellen die Pläne um das neue Gewerbegebiet in Leupoldishain vor. © Steffen Unger

Königstein will sich zum neuen Wirtschaftsdrehkreuz in der Sächsischen Schweiz entwickeln. In Leupoldishain wird die Kommune ein weiteres Gewerbegebiet entwickeln lassen. Etwa 14 Hektar groß soll das Areal werden, auf dem sich neue Firmen niederlassen können. Es befindet sich auf ehemaligem Wismut-Terrain.

Das Uran-Bergbauunternehmen, das zu DDR-Zeiten über 2.000 Beschäftigte hatte, befindet sich mitten im Rückbau. Im Juni dieses Jahres wurde zum letzten Mal ein Tankwagen mit Urankonzentrat auf die Reise geschickt. Damit endete eine Ära. Mehrere Wismut-Gebäude wurden bereits abgerissen, weitere werden folgen. Damit werden Flächen frei, die Potenzial für eine neue Entwicklung bieten. Dieses will die Stadt Königstein nutzen.

Wismut will bis Jahresende 22 Hektar verkaufen

Allerdings nicht allein. Um das Mega-Projekt zu stemmen, hat sich die Kommune die Stadtentwicklungsgesellschaft Pirna (SEP) an ihre Seite geholt. Die SEP wird im Auftrag der Stadt Königstein das neue Gewerbegebiet entwickeln.

Der wichtigste Schritt steht kurz bevor. Bis zum Jahresende will die SEP insgesamt 22 Hektar von der Wismut erwerben. "Der Zuschlag ist bereits erteilt, der Verkauf quasi eine Formalie", erklärt Geschäftsführer Christian Flörke. Der Baugrund wurde zuvor genau untersucht. Im Erdreich konnten demnach keine Belastungen nachgewiesen werden. Auch die Strahlung sei Null. Der Großteil des Areals, rund 14 Hektar, soll künftig als Industriegebiet revitalisiert werden. Der Rest sind Ausgleichsflächen.

Etwa 22 Hektar groß ist das Areal, das die Stadtentwicklungsgesellschaft Pirna von der Wismut in Leupoldishain kaufen will. Der Großteil ist als neues Gewerbegebiet geplant.
Etwa 22 Hektar groß ist das Areal, das die Stadtentwicklungsgesellschaft Pirna von der Wismut in Leupoldishain kaufen will. Der Großteil ist als neues Gewerbegebiet geplant. © Googlemaps

Leupoldishain II, wie das neue Gewerbegebiet im Fachjargon heißt, schließt sich an das bestehende Gewerbegebiet an. Dort befinden sich unter anderem die Landbäckerei Schmidt, Ehrlich Werkzeug- und Gerätebau und Logo Plastic. Das Areal ist voll ausgelastet, freie Flächen gibt es nicht.

Probleme um den IPO stärken Königstein

An Flächen für neue Firmenansiedlungen mangelt es nicht nur in Königstein. In der gesamten Sächsischen Schweiz haben es Unternehmen aktuell schwer, Gewerbegrundstücke zu bekommen. "In Pirna gibt es beispielsweise keine freien Flächen mehr", sagt Flörke, aber unentwegt Nachfragen von Interessenten. Hinzu kommt, dass der geplante Industriepark Oberelbe (IPO), den die drei Städte Pirna, Heidenau und Dohna entlang des Pirnaer Autobahnzubringers an der A17 entwickeln wollen, massiv ins Stocken geraten ist. Zwischen 130 und 140 Hektar groß soll dieser einmal sein. Zunächst sollten nur zwei insgesamt 105 Hektar große Teilflächen für den Verkauf vorbereitet werden. Unklar ist derzeit aber, ob es jemals so weit kommt. Von den IPO-Problemen will Königstein profitieren.

Auch mit der Lage. Das neue Gewerbegebiet in Leupoldishain befindet sich direkt an der B172. Auf dem Sonnenstein, nur wenige Autominuten von Leupoldishain entfernt, soll 2023 Pirnas künftige Südumfahrung abzweigen. Bis zur A17 ist es darüber nur ein Katzensprung.

Nicht nur deshalb ist Christian Flörke optimistisch, die 14 Hektar schnell wieder an Interessenten veräußern zu können. Er müsse bereits jetzt Interessenten aus Pirna wegschicken, weil es dort nichts mehr gibt, sagt er. Die Entwicklung in Leupoldishain käme genau zur richtigen Zeit. Flörke habe bereits konkrete Investoren an der Hand. Die würden in den Startlöchern stehen.

Bebauungsplan soll bis Anfang 2023 stehen

Damit diese schnell losbauen können, will die SEP zusammen mit Königstein den Turbo einlegen. Wenn die Flächen der Wismut gekauft sind, soll als nächster Schritt Baurecht geschaffen werden. Um das Verfahren zu beschleunigen, wurde die Öffentlichkeit frühzeitig beteiligt. Der Bebauungsplan lag beispielsweise bereits als Vorentwurf öffentlich aus. Im März nächsten Jahres soll der Königsteiner Stadtrat den Entwurf beschließen. Dann folgt eine zweite öffentliche Auslegung. Gibt es Einwände, müssen diese abgewogen werden. Flörke hofft, dass der B-Plan final im September 2022 beschlossen wird.

Mit dem neuen Bebauungsplan sollen die Wismut-Flächen gleichzeitig aus dem Landschaftsschutzgebiet ausgegliedert werden, in dem sie sich aktuell noch befinden. Darüber entscheidet die Landesdirektion. Laut Christian Flörke gäbe es von der Behörde ein positives Feedback. "Die Flächen haben durch die Wismut eine Vorgeschichte. Es geht darum, bestehende Brachen nachzunutzen", sagt er. Die Landesdirektion würde diese Entwicklung befürworten. Geht der Plan der SEP auf, könnte Anfang 2023 ein rechtskräftiger Bebauungsplan vorliegen.

Neue Verkehrsführung durchs Gewerbegebiet

Dieser sieht auch eine neue Verkehrsführung vor. Aktuell rollt der Verkehr über die Königsteiner Straße, die als Kreisstraße in Besitz des Landkreises ist. Diese Trasse besteht jedoch auf weiten Teilen aus Kopfsteinpflaster. Ein Zustand, der wenig attraktiv sei. Die SEP will deshalb mithilfe von Fördermitteln eine neue Route bauen, die beinahe parallel zur Königsteiner Straße verläuft. Von dieser sollen im 90-Grad-Winkel zwei Erschließungsstraßen ins Gewerbegebiet abzweigen.

"Die Königsteiner Straße wird aber erhalten bleiben", sagt Flörke. Fußgängern und Radfahrern soll sie künftig zur Verfügung stehen. Als Puffer zur neuen Hauptachse ist zudem ein großer Grünstreifen geplant mit Bäumen und Sträuchern.

Flexible Grundstücke bis 1,5 Hektar möglich

Königstein will vor allem mittelständige Unternehmen nach Leupoldishain locken. Und zwar möglichst viele. Die genauen Grundstücksgrößen sind nicht in Stein gemeißelt. Angedacht sind jedoch Flächen zwischen 1.500 und 15.000 Quadratmetern. Mit den neuen Firmen sollen qualifizierte Arbeitsplätze entstehen.

Der Zuwachs im Gewerbegebiet soll sich für Königstein bezahlt machen. Ein Plus bei der Einkommens-, Gewerbe- und Grundsteuer steht in Aussicht. Unterm Strich werde aber die gesamte Region wirtschaftlich gestärkt, sagt Christian Flörke.