Fulminanter Start für neue Chefs bei Schiekel in Dohna

Zehn, elf, zwölf - und nun 17 und 18. Als die Dohnaer Schiekel GmbH vor fünf Jahren die zehn Millionen Euro beim Umsatz knackte, war das eine Schallmauer. Nun steuert das mittelständische Familienunternehmen auf das Doppelte zu. Wie lange geht es noch nach oben, woher kommen die zusätzlich nötigen Mitarbeiter und Lehrlinge, wie macht sich das neue junge Führungs-Duo und wie schafft Firmeninhaber Peter Schiekel den Wechsel in den Ruhestand? Die SZ gibt einen Einblick in das Unternehmen.
Das vergangene Jahr war ihr erstes. Geschäftsführer Stefan Zetzsch (35) und Mirko Rietzschel (34) übernahmen Anfang 2022 die Leitung des Schiekel-Unternehmens gemeinsam mit Senior Peter Schiekel. Es war das Jahr nach dem Boom-Jahr 2021. So wird es nicht wieder werden, mit dieser Annahme gingen sie an den Start. Am Ende waren es 17 Millionen Euro Umsatz und wieder mehr. Das bisher beste Schiekel-Jahr brachte neue Auftragsrekorde und ein Luxusproblem. Statt zu wenig Aufträge zu haben, musste überlegt werden, welche Kunden als erste beliefert werden.
Materialsorgen kennt Schiekel nicht. Der Edelstahl, den das Unternehmen vorrangig für besonders anspruchsvolle Kleinserien verarbeitet, wird nach wie vor in Europa hergestellt. Damit ist die Branche unabhängig von Importen aus Ländern, die aktuell kaum, spät, gar nicht oder zu wenig liefern. Eine Unabhängigkeit, die keine bewusste Entscheidung war, dem Unternehmen aber jetzt zugutekommt.
Personal locken mit Zuschuss für Kita und E-Bike
Das beste Material, die kniffligste Technologie, die umfangreichsten Aufträge helfen nichts, wenn es keine Mitarbeiter gibt. Schiekel hat es vor Jahren mit Spaniern versucht. Von denen ist nur noch einer da, und der ist jetzt Schichtleiter. Bei den Lehrlingen wurden von den ersten drei Vietnamesen zwei übernommen, der dritte ist aus familiären Gründen in sein Heimatland zurückgegangen. Derzeit sind zwei junge Vietnamesen in der Ausbildung, aktuell laufen vor Ort wieder Aufnahmegespräche, sagt Personalchefin Kathleen Gebler. Vorbereitet wird ein Ausbildungsvertrag mit einem Marokkaner.
Der Mitarbeiter-Markt ist hart umkämpft. Da muss man überall präsent sein und was bieten, sagt Kathleen Gebler. Bei Schiekel sind es unter anderem Zuschüsse für die Kita-Betreuung und das E-Bike-Leasing, Letzteres auch für Lehrlinge. So soll die Zahl von knapp 150 Mitarbeitern und sieben Azubis gehalten werden.
Freitags steht jetzt im Bürokalender "abwesend"
2023 kann nicht so gut werden wie 2022, lautet die Prognose für dieses Jahr. Es kann nicht jedem besten Jahr wieder ein bestes folgen. Damit 2023 aber auch wieder gut wird, müssen Produktivität und Effektivität weiter steigen. Nur so ist noch Wachstum zu erwirtschaften. Voriges Jahr wurde ein Roboter gekauft, dieses Jahr sollen zwei Maschinen folgen, sagt Geschäftsführer Stefan Zetzsch. Zu den Investitionen gehört auch der Bau einer weiteren Halle auf der schon vor Jahren gekauften Nachbarfläche im Dohnaer Gewerbegebiet.
Der Umsatz ist bei den steigenden Kosten eine schöne Zahl, entscheidend ist der Ertrag sprich Gewinn, sagt Schiekel. 1992 hat er die Firma mit seinem 2016 plötzlich und viel zu früh verstorbenen Bruder Gert gegründet. In diesen über 30 Jahren ist aus der Garagenfirma in Nentmannsdorf ein stabiles mittelständisches Unternehmen geworden. Zum Gewinn werden jedoch keine Angaben gemacht.

Peter Schiekel ist bei seinem Abschied auf Raten nun eine Rate weiter. Zu Jahresbeginn hat er sich aus dem operativen Tagesgeschäft zurückgezogen. Ab Donnerstagmittag ist er zu Hause und frönt seinem Fotografie-Hobby. Auch Freitag steht im Bürokalender "abwesend", was aber nicht heißt, dass er nicht erreichbar ist. Loslassen hat Schiekel seit Jahren geübt, doch die ersten beide Versuche für seinen Rückzug und eine Nachfolge-Regelung scheiterten.
Schiekel überlässt den beiden jungen Männern nun nach und nach das Feld. "Wir sind nicht die Inhaber und nicht die Familie, aber wir entscheiden mit den Mitarbeitern und verantworten, was passiert", sagen Rietzschel und Zetsch. Sie werden das Unternehmen ähnlich weiterführen und nichts grundlegend ändern, aber doch ihre Handschrift einbringen. Diesmal scheint es mit der Nachfolge im dritten Anlauf zu klappen. Schiekel, der im Dezember 70 wird, sei es gewünscht.