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Nachtwächter führt künftig durch Plauen

Mit Umhang und einer Hellebarde führt ein Nachtwächter zukünftig zu Plauens Sehenswürdigkeiten. Er legt Wert auf historische Genauigkeit.

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Blick auf den Marktplatz von Plauen mit dem Alten Rathaus und seinem prächtigem Renaissance-Giebel.
Blick auf den Marktplatz von Plauen mit dem Alten Rathaus und seinem prächtigem Renaissance-Giebel. © dpa

Von Katrin Mädler

Plauen. In Plauen geht künftig ein Nachtwächter um: Mit historischer Kleidung, Anekdoten und passenden Liedern will Uwe Rödel alias Friedrich-Wilhelm in der vogtländischen Stadt zu später Stunde zu den Sehenswürdigkeiten führen. Oberbürgermeister Ralf Oberdorfer (FDP) wird den neuen Nachtwächter Plauens im Rathaus begrüßen und ihn in sein Amt einführen.

"Er hat sich intensiv mit seinen historischen Vorgängern in unserer Stadt auseinandergesetzt und kann viel Wissen vermitteln", sagt Kathleen Dentler als Leiterin der Tourist-Information Plauen der Deutschen Presse-Agentur. Seit 133 Jahren habe die Stadt nun erstmals wieder einen Nachtwächter, sagt Dentler, mitverantwortlich für die Umsetzung der Idee.

Im Gegensatz zu der Wächterfunktion früher habe der Nachtwächter heute eine touristische Aufgabe, sei verantwortlich für die Atmosphäre einer Stadt und die Erinnerung an die vergangene Zunft, ergänzt Ralf Edler aus dem vogtländischen Schöneck als zweiter Gildemeister der Deutschen Gilde der Nachtwächter, Türmer und Figuren. Nach erfolgreicher Prüfung seiner historischen Genauigkeit werde Uwe Rödel nun in die Deutsche Gilde mit rund 250 Mitgliedern in Deutschland und Österreich aufgenommen, so Edler. "Die Kleidung muss stimmen, vom Umhang über die Trompete bis zu den Schuhen. Außerdem müssen unsere Mitglieder das Nachtwächter-Lied einbauen, das seit dem Mittelalter gesungen wurde."

35 Nachtwächter erfüllen die Bedingungen in der Region Ost des Vereins und sind unter anderem im thüringischen Greiz, in der Stadt Zwickau oder im sächsischen Lichtenstein aktiv. Die Liebe zu seiner Heimatstadt nennt Uwe Rödel als Motivation für seine Idee, zukünftig als Nachtwächter von Plauen aufzutreten. "Es gibt fast unbekannte Ecken, die eine spannende Geschichte verbergen", sagt der 54-Jährige Verkaufsleiter über sein zukünftiges Hobby. In historischen Unterlagen und Adressbüchern hat er das frühere Leben der Plauener Nachtwächter untersucht.

Bis 1887 gab es in der Stadt ein Nachtwächterinstitut mit sechs Leuten. "Sie waren vor allem in der Innenstadt unterwegs, kontrollierten die Stadttore und die Kneipen, sorgten für Ordnung auf den Straßen und meldeten Feuer", so Rödel. Gedichte, Lieder und historische Anekdoten sollen bei ihm im Mittelpunkt stehen. Vorerst zweimal im Monat plane er einen Rundgang. Letztes Jahr haben sich laut Kathleen Dentler rund 20 Plauener zu Stadtführern ausbilden lassen, darunter Uwe Rödel. "Unsere Führungen kommen gut an, die Nachfrage danach ist kontinuierlich gestiegen", so Dentler. 

Über 6.600 Gäste auf fast 350 Stadtführungen verzeichnete die Tourist-Information im Jahr 2019. Auch nach der Corona-Krise hoffe die Stadt, dass wieder mehr Bürger, Touristen und private Gruppen Stadtführungen buchen. "Viele Stadtführer haben eine Nische für sich entdeckt. Wir haben einen musikalischen Stadtführer, einen für Plauener Spitze und nun unseren Nachtwächter", ergänzt Dentler. Unterstützt werden die Stadtführer mit einem Honorarvertrag.

Ein erster öffentlicher Nachtwächter-Rundgang mit freien Plätzen sei bereits am Freitagabend (5. Juni) geplant. Termine und Buchungen laufen über die Tourist-Information. Für 2022 hat Edler das Treffen der Deutschen Nachtwächter-Gilde in Plauen vorgesehen: Passend zur 900-Jahrfeier. "Dann werden über 120 Nachtwächter in der Stadt aufschlagen", verrät Edler, verantwortlich für die Nachtwächter der Gilde in der Region Ost. (dpa)