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Krippenwagen mit E-Antrieb kommt

Auch ein Musikinstrument mit acht Röhren und ein Dutzend reparierter Fenster sollen den ländlichen Raum besser machen.

Von Gunnar Klehm
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Olliver und Elise in dem Krippenwagen. Für Ottendorf wird ein neuer gebraucht.
Olliver und Elise in dem Krippenwagen. Für Ottendorf wird ein neuer gebraucht. © Egbert Kamprath

Zum Glück sind die Erzieherinnen und Erzieher der Kindertagesstätte Spatzennest in Friedrichswalde-Ottendorf fit. Wann immer es das Wetter zulässt, setzen sie die Krippenkinder in den Wagen und ziehen los zum Waldspielplatz oder zu den Schloss-Teichen. 

So wie sie das Kita-Gelände verlassen, wird es aber anstrengend. Die Wege im Ort haben ein Gefälle. "Da müssen wir schon kräftig schieben", sagt Kita-Leiterin Jeannette Hörnig. Das sei schon etwas anderes in den Vorläufern des Osterzgebirges als etwa in der Pirnaer Innenstadt oder in Heidenau. 

Diese Last der kommunalen Kitas hat Bürgermeisterin Brigitte Kolba (parteilos) schon lange im Blick. Ein Krippenwagen mit Elektro-Antrieb soll zukünftig für Entlastung sorgen. Die Einrichtung in Nentmannsdorf hat bereits einen. "Auch in Gottleuba haben wir uns einen angesehen. Das ist schon ein erheblicher Fortschritt", sagt Hörnig. 

Dabei gehe es auch nicht nur um die Erleichterung. Wenn die Erzieherinnen mit den Kindern durch den Ort müssen, dann ist es auch sicherer in Krippenwagen. "An der Ortsdurchfahrt gibt es ja keine Gehwege", sagt Hörnig.

Rund 4.000 Euro kostet ein neuer Krippenwagen mit E-Antrieb. Für eine kleine Gemeinde wie Bahretal ist das viel Geld, zumal in Gersdorf eine weitere Einrichtung Bedarf hat. Deshalb hat sich die umtriebige Bürgermeisterin um Fördermittel bemüht und ist beim Regionalbudget der Leader-Region Sächsische Schweiz fündig geworden.

Dort wurden jetzt insgesamt 200.000 Euro an 22 Projekte vergeben worden. Bahretal kann jetzt den neuen Krippenwagen bestellen. In der Kita wird der gut ausgelastet sein. Zwar ist es mit Plätzen für 18 Kindergartenkinder und 10 Krippenkinder eine kleine Einrichtung. Aber sie ist voll ausgelastet. "Unsere Gemeinde wächst und wir wollen weitere Wohnbauflächen ausweisen", sagt Kolba.

15 Antragsteller gehen leer aus

"Die ländliche Entwicklung zu unterstützen, ist ja genau der Ansatz der Förderung", sagt Ulrike Funke. Sie ist Vorsitzende des Vereins Landschaf(f)t Zukunft, über den die Projektförderung läuft. An wen die Fördermittel gehen, entscheidet der sogenannte Koordinierungskreis. Hunderte Mitglieder von Vereinen und Tausende Nutzer profitieren von den Fördermitteln.

Der arbeitet mit einem Punkte-System, nach dem die Prioritäten der einzelnen Projekte bewertet werden. Da rückten die Krippenkinder von Ottendorf weit nach vorn. Dass eine Auswahl nötig ist, zeigte die große Anzahl der Förderanträge. Das Geld reichte aber nur für 22 der 37 Anträge von Kommunen, Vereinen und Bauherren.

Wer jetzt leer ausgegangen ist, hat im kommenden Jahr erneut eine Chance. "Uns wurde gerade zugesichert, dass es auch in den nächsten zwei Jahren wieder ein Regionalbudget geben wird", sagt Funke. Allerdings ist derzeit unwahrscheinlich, dass die Gesamtsumme, die verteilt werden kann, steigen wird.

Thomas Hüttel vom Elbi e.V. freut sich, dass am vom Verein gepachteten und von Familien genutzten Haus in Hinterhemrsdorf Türen und Fenstern repariert werden können.
Thomas Hüttel vom Elbi e.V. freut sich, dass am vom Verein gepachteten und von Familien genutzten Haus in Hinterhemrsdorf Türen und Fenstern repariert werden können. © Daniel Schäfer

Günstiger Urlaub für Familien

Wer auch profitiert, ist der Verein Elbsandstein-Initiative - Elbi e.V. - in Hinterhermsdorf. Der hat ein denkmalgeschütztes Umgebindehaus in Erbpacht übernommen und organisiert darin günstigen Urlaub für Familien. "Wir sind ein gemeinnütziger Verein und immer auf Unterstützung angewiesen", sagt Mitglied Maren Flechtner.

Weitere Hilfe gibt es nun. Mit Geld aus dem Regionalbudget des Förderprogramms Leader können nun drei Türen und alle Fenster erneuert werden. Teilweise sind Fenster im Gebäude nur einfach verglast. "Da können wir jetzt innen Fenster davor setzen und mal neue Dichtungen einziehen", sagt Flechtner. Als Bauingenieurin koordiniert sie die Arbeiten selbst.

Ursprung des Vereins sind Familien, die die Sächsische Schweiz lieben gelernt haben, dort gern Urlaub machen und das auch anderen Familien mit kleinem Geldbeutel ermöglichen wollen. Als die Möglichkeit bestand, habe man das Haus am Dorfbachweg in Hinterhermsdorf gepachtet. Das stammt etwa aus den Jahren um 1890 herum. 2010/11 wurde es saniert.

Inzwischen gehören zwölf Familien aus einem halben Dutzend verschiedener Bundesländer dem Verein an. In der Dorfgemeinschaft fühlen sich alle gut integriert, auch wenn sie nicht fest in Hinterhermsdorf leben. "Unsere Vereinsmitglieder beteiligen sich beispielsweise am Weifbergturmfest, dem Tag des Umgebindehauses oder bieten Workshops an, die alle Einheimischen und Urlauber nutzen können. "Weitere Unterstützer sind jederzeit willkommen", sagt Vereinsmitglied Thomas Hüttel.

Dieser Bass braucht keinen Verstärker

Neue Mitstreiter werden auch beim Schalmeien-Orchester in Polenz herzlich begrüßt. „Derzeit sind wir über 30 Musiker“, sagt Uwe Winter vom Orchester. Besonders stolz berichtet er, dass darunter auch Kinder und Jugendliche sind. „Ab fünf Jahren kann man bei uns mitmachen“, sagt er.

Das Repertoire umfasst 60 verschiedene Titel. Das sollte eigentlich ausreichen, wenn die jeder Musiker des Orchesters drauf hat. Doch das Schalmeienorchester Polenz will noch mehr. Es kommen schließlich immer wieder neue Lieder und neue Arrangements auf den Musikmarkt, die das Orchester gern spielen möchte.

Doch dazu braucht es bestimmte Töne, für die bisher das entsprechende Instrument fehlt. Diese Lücke haben findige Instrumentenbauer geschlossen und erst vor wenigen Jahren eine 8-tönige Bass-Schalmei entwickelt. Damit sind auch halbe Töne spielbar.

Diese Schalmei ließ auch die Polenzer aufhorchen. Doch das Instrument hat mit fast 5.000 Euro einen stolzen Preis. Für einen Verein wie den Polenzer ist das nicht aufzubringen. Es war schon schwer genug, diese Schalmeien für die Tonlagen Sopran oder Bariton anzuschaffen. Umso mehr freut sich das Orchester, dass es nun Fördermittel über das Regionalbudget des Leader-Programms von rund 3.800 Euro gibt.

Jetzt kann das Instrument bestellt werden. „Dafür sind wir sehr dankbar“, sagt Winter. Ganz ohne elektronischen Verstärker können dann besonders tiefe Töne erzeugt werden. Man darf gespannt sein, welchen passenden neuen Song das Orchester demnächst präsentieren wird. „Das dauert noch“, bremst Winter besonders Ungeduldige. Er rechnet damit, dass die Bass-Schalmei im Oktober geliefert wird. Dann muss geübt werden.

Wegen der Corona-Pandemie sind alle geplanten öffentlichen Auftritte weiterhin abgesagt. Seit drei Wochen wird aber wieder gemeinsam geprobt. „Das war eine Freude“, sagt Winter.

Seit 1976 ist das Orchester bei der Freiwilligen Feuerwehr in Neustadt angesiedelt. Vier Generationen musizieren dort zusammen.

Diese Projekte werden unterstützt:

Kategorie bauliche Maßnahmen:

Lichtenhain: Grünfläche mit Sitzgruppe an der Hauptstraße;

Hohnstein: Schaffung von Bewegungsräumen, Neugestaltung Außengelände Konrad-Hahnewald-Grundschule und ASB-Hort;

Lauterbach: Renovierungsarbeiten im Dorfgemeinschaftshaus;

Röhrsdorf: Barrierefreie Toilettenanlage zur öffentlichen Nutzung und Materiallager für Vereine zur zukünftigen Nutzung Schlosspark Röhrsdorf;

Hinterhermsdorf: Sanierung/Erneuerung von Fenstern und Türen am Haus des Vereins Elbi.

Kategorie Projekte der Kommunen: 

Bahretal: Anschaffung Krippenwagen mit E-Antrieb für Kita in Ottendorf;

Bad Gottleuba-Berggießhübel: Tische und Stühle für Gemeinschaftsraum des Bürgerhauses Bad Gottleuba;

Bad Gottleuba-Berggießhübel: Anschaffung einer Flachdach-Bühne für Veranstaltungen;

Stolpen: Bestuhlung der Gemeinschaftszentren Heeselicht und Stolpen;

Sebnitz: Mitfahrbank in Hinterhermsdorf und Ottendorf;

Sebnitz: Info-Tafel am Anger in Lichtenhain;

Stadt Wehlen: Entwicklungskonzept für Burg Wehlen;

Rosenthal-Bielatal: Schau-Informationstafel  für die Tourismusinformation;

Dürrröhrsdorf-Dittersbach: Einbau eines Beamers im Orts- und Vereinszentrum.

Kategorie Vereine:

Sächsische Industrie- und Heimatgeschichte Osterzgebirge e.V. (Bahretal): Erwerb von Vitrinen und E-Herd;

ProGraupa e.V.: Bestuhlung für Freiluftveranstaltungen;

Verein zur Kameradschafts-, Musik- und Traditionspflege in der FFw Polenz e.V.: Anschaffung einer achttönigen Bass-Schalmei;

Förderverein Dorfentwicklung Bahretal e.V.: Überarbeitung und Erweiterung des öffentlichen Spielplatzes in Friedrichswalde;

Heimatverein Prossen e.V.: Erwerb von Informationstechnik zur Verbesserung des Vereinslebens, insbesondere der Qualität der Archivtätigkeit;

Verein Marienhof: Einrichtung einer Hofküche entsprechend Lebensmittelhygienegesetz in Kleingießhübel;

Mittelndorfer Frühlingsfestverein e.V.: Gestaltung einer Ausstellung über Robert Sputh im Keller des ehemaligen Gasthof Mittelndorf;

Modellsportverein Neustadt e.V.: Beschaffung eines Rasentraktors;

Schwarzes Kleeblatt e.V. (Liebstadt): mobile Bühne sowie Bestuhlung und Möblierung für Freiluftveranstaltungen;

Förderverein Grundschule Rosenthal e.V.: Errichtung eines Grünen Klassenzimmers auf dem Schulgelände;

Gemeinsam unterwegs e.V. (Stolpen): Spielgeräte für Kindergarten;

Malerwinkel e.V. (Königstein): Gestaltung Internetauftritt für den Verein;

Königsteiner Lichtspiele e.V.: Wiederbelebung des alten Lichtspielhauses.

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Der Artikel wurde am 8. Juli aktualisiert.