SZ + Meißen
Merken

60 Jahre Benzin im Blut

Der Meißner Rennfahrer Jens Wasiak spricht über den Motorsport, Schicksalsschläge und seine Pläne für die Zukunft.

 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Ob im Solo-Rennen oder im Gespann: Jens Wasiak hat viel erlebt und viel erreicht.
Ob im Solo-Rennen oder im Gespann: Jens Wasiak hat viel erlebt und viel erreicht. © privat

Wann haben Sie mit dem Rennsport angefangen? 

Mein Vater besaß als ich Kind war ein Motorrad. Das war eine MZ (Motorradbau in Zschopau) mit einem Seitenwagen. Als wir auf dem Weg zum Kindergarten waren, habe ich immer im Gespann gesessen. Wir haben Hasen verfolgt auf dem Flugplatz und ich war immer mit dabei. In der Nähe von Riesa gab es damals eine Motocross-Strecke. Diese habe ich oft besucht. 

Von da an hat mich der Rennsport schon fasziniert. Ich hatte Glück, dass ich als Jugendlicher viele ältere Fahrer kennengelernt habe, die auch schon in den 1960er Jahren gefahren sind und auch bei Weltmeisterschaften vertreten waren. Sie gaben mir viele Tipps für die ersten Anfänge im Rennsport. Benzin hatte ich bereits sehr früh im Blut. 

Was haben denn Ihre Eltern davon gehalten? 

Meine Eltern wussten das anfangs überhaupt nicht. Die ersten drei Jahre bin ich viele Rennen gefahren, ohne meinen Eltern davon zu berichten. Mein Motorrad habe ich immer bei einem Bauern abgestellt und versteckt. Sie wollten nicht, so glaube ich zumindest, dass ich Motorsport aktiv betreibe. Meine Eltern hatten Angst um mich. 

Erfahren haben sie von meiner Karriere als Rennfahrer dann schließlich aus der Zeitung. Danach musste ich erst einmal Rede und Antwort stehen. Interessanterweise hat das mein Sohn mit mir auch so gemacht. Ich wusste nicht, dass er mit meinem Honda-Motorrad richtige Rennen fährt. 

Ich habe mir eines Tages eine dicke Motorzeitschrift gekauft, blättere sie durch und sehe dort mein Motorrad abgebildet. Ich lese den Artikel und sehe, dass mein Sohn Tony im Jahr 2012 den ersten Platz in der Meisterschaft gewonnen hat. Böse war ich da nicht, aber sehr stolz. 

Berichten Sie einmal von Ihrer Karriere. 

1975 begann ich aktiv mit dem Rennsport. Angefangen habe ich mit Rallye-Fahren, danach folgten Bergrennen auf Serienmaschinen. Drei Jahre später saß ich dann auf einem WestMotorrad, habe alle meine Prüfungen bestanden und dann ging es richtig los. 

Alle DDR-Rennen bin ich gefahren. Sachsenring, Schleizer Dreieck, Frohburg, Marienberg, sogar die Kyffhäuser-Rennstrecke. Auch in Most, Brünn und Poznan war ich dabei. Nach der Wende habe ich bundesweit den vierten Platz in der 125er-Klasse erzielt und saß danach eine lange Zeit auf dem Superbike. 

Bei jedem Rennen erreichte ich mindestens die Top-10 und bin in den letzten Jahren bislang immer bis in die Top-5 gefahren. Ich habe viel gesehen, war auf dem Nürburgring, in Hockenheim, fuhr auf dem Salzburgring und reiste nach Frankreich, Belgien, Luxemburg, Großbritannien, Italien, in die Slowakei, nach Polen und nach Tschechien. 

2019 wurde ich dann Vize-Meister im Gespann-Sport, gemeinsam mit meinem Team-Kollegen Chris Baert aus Belgien. Mit ihm wurde ich auch belgischer Vizemeister. Es war, ist und bleibt eine sehr aufregende Zeit für mich. 

Motorsport nach dem Tod Ihrer Frau… 

Das war eine sehr schwere Zeit für mich. Ich habe jedoch nie darüber nachgedacht, mit dem Motorsport aufzuhören. Es hat eine gewisse Ruhe in mein Leben gebracht. Viele Leute wussten plötzlich nicht mehr, wie sie in dem Moment auf mich zugehen sollen, wussten nicht mehr, ob und wie sie mit mir umgehen können. 

Ich brauchte dann eine gewisse Ablenkung, um wieder in mein normales Leben zurückzufinden. Auch dadurch, weil ich beide Kinder dann alleine großziehen musste. Es durfte mir natürlich nichts passieren, aber es war auch eine Befreiung meiner Seele.

Ich kann es einfach nicht lassen. Auch als ich vor einiger Zeit in Luxemburg von meinem Motorrad gefallen bin, mir einen Beckenbruch, Schulterbruch und Schlüsselbeinbrüche zugezogen hatte, habe ich anderthalb Wochen später trotz meinen Brüchen zweimal den vierten Platz eingefahren. Drei Leute mussten mich da auf mein Motorrad setzen.

Wie sehen Ihre Pläne für das restliche Jahr aus? 

Aufgrund der Corona-Pandemie sah das Jahr bislang nicht so gut aus, aber wir hoffen, dass wir noch einige Rennen absolvieren dürfen. Bislang bin ich im März auf dem Hockenheimring gefahren, war auf dem Sachsenring im Juni und war in Oschersleben mit dabei. Da habe ich zweimal den zweiten Platz belegt. 

Ab Freitag bin ich dann für drei Tage in Most. Da nehme ich auch den Trainingstag mit. Der Autodrom Most ist eine sehr anspruchsvolle Strecke und wenn ich nicht mehr so gut im Training bin - es wurde ja aufgrund der Corona-Krise alles abgesagt - muss ich mich für die Solo-Maschine äußerst sorgfältig vorbereiten. 

Am Sonntag fahre ich dann vier Rennen. Ich bin dann Doppelstarter und fahre zwei Rennen solo und zweimal im Gespann. Das ist sehr anspruchsvoll. Alle anderen Rennen sind erstmal abgesagt. Luxemburg fällt weg, aber am 20. und 21. September wird hoffentlich der Lausitzring dann wieder gefahren. Anfang Oktober wollen wir dann nochmal in Italien starten, aber wir müssen erstmal abwarten.

Das Gespräch führte Julian Wolf.

Weitere Informationen zu Jens Wasiak findet man auf Facebook. Für Sponsoren-Anfragen ist Wasiak unter dieser E-Mail  erreichbar.

Mehr lokale Nachrichten aus Meißen und Umgebung lesen Sie hier.