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Ärger über neuen Fahrplan

Bahnkunden zwischen Kamenz und Dresden beklagen sich über lange Wartezeiten. Das trifft vor allem die Dörfer.

Von Reiner Hanke
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Der neue Fahrplan in Ostsachsen findet nicht nur Freunde. Schon vor dem Start gibt es Kritik aus dem ländlichen Raum um Pulsnitz.
Der neue Fahrplan in Ostsachsen findet nicht nur Freunde. Schon vor dem Start gibt es Kritik aus dem ländlichen Raum um Pulsnitz. © Matthias Schumann

Kamenz. Der Dezember bringt nicht nur die Adventszeit, sondern in der Regel auch den Fahrplanwechsel im öffentlichen Nahverkehr. Der steht jetzt an und sorgt schon vor dem Start für Diskussionen und Unmut. Dem machte jetzt eine SZ-Leserin aus Oberlichtenau Luft. Der betrifft insbesondere die Strecke Kamenz – Dresden. Von attraktiver spüre sie nichts, so Susan Richter: Zumindest für Kunden aus den umliegenden Ortschaften, die auch auf den Bus angewiesen sind, wie Schulkinder, wie Auszubildende oder eben Pendler ohne Auto: „Bisher konnte man beispielsweise von Oberlichtenau oder Friedersdorf aus recht gut innerhalb einer knappen Stunde bis nach Dresden fahren.“ Künftig funktioniere es mit den Anschlüssen nur noch unbefriedigend und mit langen Wartezeiten.

Außerdem müssten die Passagiere vom Dorf noch einmal umsteigen und bis Radeberg weiterfahren, um dort endlich den passenden Zug zu erreichen, statt in Pulsnitz zuzusteigen wie bisher. Die Kunden seien fast doppelt so lange unterwegs: Auch Schulkinder, die das Gymnasium in Großröhrsdorf aus Richtung Pulsnitz erreichen müssen, seien aufgeschmissen. Der nächste Zug kommt dann bei Ankunft der Kinder am Bahnhof 6.49 Uhr erst um 7.40 Uhr in diese Richtung: „Das ist eine Zumutung!“ So könnten die Leute nicht vom Auto auf den Nahverkehr gelenkt werden. So würden die Dörfer im ländlichen Raum abgehängt. Das sei nach der Städtebahnpleite der nächste Schlag ins Gesicht der Berufspendler auf der Strecke. Auch mit der Begründung ist die Oberlichtenauerin unzufrieden. Hintergrund für die Fahrplanänderungen sei der Start des neuen Ostsachsennetzes, der die Anbindung des ländlichen Raums verbessern soll. Vielleicht im Raum Görlitz/Zittau. Im Raum Pulsnitz sei eher das Gegenteil der Fall.

Schülerverkehr hat Vorrang

Christian Schlemper, Sprecher des Verkehrsverbunds Oberelbe (VVO), ist sich der Problematik bewusst und verweist auf den Nachbar-Verkehrsverbund (ZVON) bei den Ursachen. So werde der Fahrplan auf Initiative des Verkehrsverbundes Oberlausitz-Niederschlesien zwischen Dresden und Ostsachsen künftig an dem sogenannten Nullknoten in Zittau orientiert: „Für optimale Anschlüsse aus und in alle Richtungen zwischen Deutschland und Tschechien treffen sich dort die Züge immer zur vollen Stunde.“ Daraus folge der Fahrplan von und nach Dresden, an dem sich alle anderen ostsächsischen Linien nach Görlitz, Kamenz und Königsbrück orientieren müssen.“ Trotzdem konnten zahlreiche Busanschlüsse am Bahnhof Kamenz gesichert werden, so Christian Schlemper.

Das wird die Leserin und andere Kunden im Raum Pulsnitz jedoch kaum trösten. Christian Schlemper räumt ein: „Leider klappt dies nicht bei allen Linien.“ Da diese insbesondere an Schulzeiten wichtiger Grund- und Oberschulen, wie Bernsdorf ausgerichtet seien. „Aus Sicherheitsgründen hat der Schülerverkehr – vor allem der kleineren Kinder – Vorrang vor dem regulären Linienverkehr“, so der Sprecher. Wohl aber zum Ärger der Leserin nicht für Schulkinder, die vom Pulsnitz- ins Rödertal fahren.

Christian Schlemper verspricht: „Wir bleiben mit dem Landkreis und der Regiobus Oberlausitz (RBO) im Gespräch.“ Der VVO wolle den gesamten Ostsachsenfahrplan noch einmal überplanen, sobald die Bauarbeiten im Dresdner Hauptbahnhof abgeschlossen sind und auch der Fernverkehr nach Frankfurt und Berlin seinen endgültigen Fahrplan erhalten hat, so Burkhard Ehlen, der VVO-Geschäftsführer. Dabei strebe der VVO einen vertretbaren Kompromiss zwischen den unterschiedlichen Interessen der einzelnen Fahrgastgruppen, wie häufige Halte an einem Bahnhof, kurze Fahrzeiten mit wenigen Halten auf langen Verbindungen und einen gesicherten Anschluss von und zum Fernverkehr in Dresden-Neustadt an.

Hoffnung für Oberlichtenau

Zu diesen Fahrgastgruppen gehören eben auch die aus den Dörfern um Pulsnitz, die auf eine Verbesserung hoffen. Es habe jetzt auch schon Gespräche gegeben, so Christian Schlemper gegenüber der SZ. Mit Beginn der Schulzeit im Januar nach den Weihnachtsferien seien Anpassungen geplant, aber noch nicht spruchreif. Das dürfte in Oberlichtenau hoffen lassen.

Dafür noch eine gute Nachricht. Ab 15. Dezember rollen im Kreis die ersten Plus-Bus-Linien. Im Gebiet des VVO werden die Linie 102 (Kamenz – Bautzen) und die Linie 305 (Bischofswerda – Radeberg) zum „Bus mit dem Plus“. Der Sprecher erläutert: „Die Linien fahren zukünftig montags bis freitags mindestens 15 mal pro Tag und Richtung und im Stundentakt. An Sonnabenden werden sechs sowie an Sonn- und Feiertagen vier Fahrten je Richtung angeboten.“ Im Gegensatz zu anderen regionalen Buslinien, die vor allem auf den Schülerverkehr ausgerichtet seien , sind die Plus-Bus-Linien auch an schulfreien Tagen im dichten Takt unterwegs.