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Ärger um Stellenbesetzung

Der Zentraler bekommt eine neue Chefin. Ein abgelehnter Bewerber erhebt schwere Vorwürfe.

Von Peggy Zill
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Der Zentralgasthof bekommt im Frühjahr eine neue Chefin. Beim Bewerbungsverfahren ging es nicht mit rechten Dingen zu, sagt ein Bewerber.
Der Zentralgasthof bekommt im Frühjahr eine neue Chefin. Beim Bewerbungsverfahren ging es nicht mit rechten Dingen zu, sagt ein Bewerber. © Matthias Schumann

Weinböhla. Antje Wiedemann wird die neue Chefin im Zentralgasthof. Im Amtsblatt vom November 2019 verkündet das die Nachfolgerin von Christina Wolf persönlich. Am selben Tag wendet sich Jörn Lein in einem offenen Brief an die Gemeinderäte. Denn der Stellvertreter von Christina Wolf hatte sich auch auf die ausgeschriebene Stelle beworben, sei allerdings nicht beachtet worden. Nun erhebt er in einem offenen Brief schwere Vorwürfe gegen Gemeindeverwaltung und Verwaltungsrat.

Lein arbeitet nach eigenen Angaben seit acht Jahren im Zentraler. Ihm sei im Einstellungsgespräch signalisiert worden, man suche einen Mitarbeiter, der mittelfristig die Geschäftsführerin beerben kann. Neben Marketing und Veranstaltungskoordination, für die er eigentlich zuständig war, habe er auch berufsfremde Tätigkeiten übernommen, um der Betriebsgesellschaft Kosten zu sparen. So sei er auch Veranstaltungstechniker und Filmvorführer gewesen und habe sich um die EDV-Probleme seiner Kollegen gekümmert. 

„Sieben Jahre gab es dafür keine Anpassung an Gehalt oder Urlaubsanspruch (derzeit 24 Tage!), weil nach Aussagen der Verantwortlichen kein Geld vorhanden ist“, schreibt er in seinem Brief. Zudem erhalte Antje Wiedemann ein höheres Einstiegsgehalt als die amtierende Geschäftsführerin nach 20 Dienstjahren, behauptet Lein. Er kritisiert weiter, dass der Ablehnungsbescheid, den er auf seine Bewerbung erhalten hat, nicht nachvollziehbar sei. „Ich wurde nicht einmal vom Verwaltungsrat eingeladen oder angehört.“

Er habe sich für die Stelle aussagekräftig, mit allen notwendigen Qualifikationen und mit Konzepten beworben. Der Posten gehe nun aber an eine Bewerberin, die noch nie in einer Kultureinrichtung gearbeitet habe, aber vor 18 Jahren Weinkönigin war, so Lein.

Jörn Lein ist Diplom-Betriebswirt, machte seinen Abschluss an der Wirtschaftsakademie in Dresden. Dort hat auch Antje Wiedemann studiert. Sie hat nach eigenen Angaben berufliche Stationen in Europa absolviert, in der VW-Manufaktur und auf Schloss Wackerbarth gearbeitet. 2002 erhielt sie im Zentraler die Krone der Weinkönigin, ein weiteres Jahr war sie Weinprinzessin. Danach baute sie das Radebeuler Weingut „Drei Herren“ mit auf. In den vergangenen zwei Jahren leitete sie das Eventmanagement im e-Vitrum, der Gastronomie von Mario Pattis.

Gespräche mit allen Bewerbern

Wie die Gemeindeverwaltung bei der Vergabe des Geschäftsführerpostens vorgegangen ist, sei weder moralisch noch betriebswirtschaftlich vertretbar und stehe nicht im Einklang mit der Sächsischen Gemeindeordnung, schreibt Jörn Lein. Deshalb fühle er sich verpflichtet, sich an die Öffentlichkeit zu wenden. Er stand der Sächsischen Zeitung aber leider nicht für ein persönliches Gespräch zur Verfügung, um Nachfragen zu beantworten.

Die Gemeindeverwaltung weist alle Vorwürfe von sich. Laut Hauptamtsleiterin Julia Schneider stimmt es nicht, dass Jörn Lein der Geschäftsführerposten schon zum Vorstellungsgespräch 2011 in Aussicht gestellt wurde. Insgesamt habe es fünf Bewerber auf die Stelle gegeben. „Mit allen Bewerbern wurde die erste Runde Bewerbungsgespräche geführt, folgerichtig auch mit Herrn Lein“, so Julia Schneider.

Alle Bewerber seien aufgefordert gewesen, ihr Konzept für die weitere Arbeit des Zentralgasthofs vorzustellen. Einer der Bewerber musste sich das Recht, sich vorzustellen, allerdings einklagen. Aus Sicht der Verwaltung brachte er zu wenig Erfahrung aus dem Kulturbereich mit.

Die ersten Gespräche fanden in kleiner Runde statt, erklärt Gemeinderat Andreas Weidmann. Anwesend waren demnach die Geschäftsführung des Zentralers und Vertreter aus dem Rathaus. Eine zweite Bewerberrunde fand dann vorm Verwaltungsrat statt. Drei Bewerber sollten sich danach dem Gemeinderat vorstellen. Eine habe jedoch kurzfristig abgesagt, so Weidmann.

Am Ende entschieden die Gemeinderäte. In ihrer September-Sitzung stimmten 13 von 18 Räten für Antje Wiedemann. Wie hoch ihr Einstiegsgehalt sein wird, verrät die Verwaltung nicht. „Gehaltsangelegenheiten sind persönliche Daten, die keinesfalls Gegenstand einer öffentlichen Debatte sein können“, so Julia Schneider.

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