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Allergrößter Respekt

Der dienstälteste Schulleiter der Stadt – Lutz Jacob von der Pestalozzi-Oberschule geht in den Ruhestand.

Von Udo Lemke
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Letzter Akt: Seine Kollegen, Schüler und Eltern bereiteten Schulleiter Lutz Jakob am letzten Schultag einen überaus herzlichen Abschied.
Letzter Akt: Seine Kollegen, Schüler und Eltern bereiteten Schulleiter Lutz Jakob am letzten Schultag einen überaus herzlichen Abschied. © Claudia Hübschmann

Meißen. Wer so verabschiedet wird, der muss einiges richtig im Leben gemacht haben. Das trifft auf Lutz Jacob zu. Der Direktor der Pestalozzi-Oberschule ist am Freitag in der voll besetzten Aula mit einem gut einstündigen Programm, das Schüler, Lehrer und Eltern gestalteten, in den Ruhestand verabschiedet worden.

Schüler machten Theater – auf der Bühne – die komplette Lehrerschaft sang und der scheidende Direktor musste eine Abschlussprüfung in verschiednen Fächern ablegen. Aufgaben in Chemie, Englisch, Physik und einigen anderen Fächern standen auf dem Programm, wirklich glänzen konnte Lutz Jacob, selbst Geografie-Lehrer, bei der Glazialen Serie – fehlerfrei malte er das Profil an die Tafel und bezeichnete die vier Teile mit Grundmoräne, Endmoräne, Sander und Urstromtal.

In der Würdigung durch die Lehrer war die Rede davon, dass Lutz Jacobs Haltung von gegenseitiger Achtung und Toleranz bestimmt war, dass er nie vorverurteilt und auch nicht mit Lob gespart habe und dass er viel Privatleben und manche Stunde Schlaf für die Pestalozzischule gegeben habe. 

Noch vor der jahrelangen Sanierung, die laut Bürgermeister Markus Renner am Ende 3,5 Millionen Euro gekostet hat, nannte das Kollegium die Einführung des musischen Profils als Hauptleistung des scheidenden Direktors.

Am Ende seien 3,5 Millionen Euro in die Schulsanierung geflossen erklärte Bürgermeister Markus Renner, der die Grüße der Stadt Meißen überbrachte. „Seit 1992/93 ist Lutz Jacob Schuldirektor und damit der am längsten gediente Schulleiter der Stadt Meißen“, erklärte er und sprach ihm „den allergrößten Respekt aus“.

Schaut man im SZ-Archiv nach, dann finden sich zahlreiche Einträge. 1995, da war Lutz Jacob das dritte Jahr Schulleiter, freute er sich über die Lernerfolge: „Immerhin haben von 51 Abgängern der 10. Klassen (Realschule) 47 die Prüfungen bestanden. 

Bei den Hauptschülern (Klasse 9) hat nur einer von 21 den Abschluss nicht erreicht.“ Und er ist traurig über etwas, das heute unvorstellbar ist, nämlich, dass nur etwa die Hälfte der damaligen Schulabgänger schon eine Lehrstelle hatte: „Es gibt Schüler, die haben bis zu 25 Bewerbungen abgeschickt und Absagen oder keine Antwort erhalten.“

Im Jahr 2000 ist auch an der Pestalozzischule der Handywahn ausgebrochen. Es gibt Probleme mit Schwänzen, Gewalt und Drogen, weshalb die Schulleitung Partner sucht und dem Kinderschutzbund, dem Jugendamt und der Polizei zusammenarbeitet. „Man darf die Schüler nicht der Straße überlassen“, sagt Lutz Jacob. 

Hinzu kommt der desolate Zustand des Schulgebäudes von undichten Fenstern bis hin zu maroden Toiletten – der Kampf um die Sanierung ist längst im Gange. Und Lutz Jacob wird ihn zusammen mit seinen Kollegen und der Unterstützung von Bund, Land und Stadt am Ende gewinnen. Zwar dauert es noch bis zum Schuljahr 2009/10, bis es endlich losgeht. 

Zwar muss bei laufendem Schulbetrieb gearbeitet werden. Aber heute kann sich die Schule sehen lassen. Allerdings würde sich Lutz Jacob eine eigene Zwei-Feld-Sporthalle wünschen, statt zum Unterricht in den Heiligen Grund gehen zu müssen.

Derzeit zählt die Pestalozzi-Oberschule 425 Schüler, im kommenden Jahr werden es noch ein paar mehr sein. Lutz Jacob wünscht sich, dass es genügend Lehrer gibt – mit 34 ist dieser Zustand derzeit gerade erreicht – und dass sie in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen können. Für sich selbst sagt er: „Ich war sehr gern Schulleiter und habe diese Arbeit mit Herzblut gemacht. Aber nun freue ich mich auf die Zeit, die jetzt kommt.“