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Alter Lokschuppen hat neue Attraktion

Die Mohorner haben einen alten Güterwagen auf Vordermann gebracht. Vorher hatten den Bauern genutzt.

Von Maik Brückner
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Carmen Walde, Heike Arnold und Jan Förster sowie die Gardistinnen Anne Zeidler, Malene Goltzsch und Lili Tandler kamen zum alten Lokschuppen, um den restaurierten Güterwagen seiner neuen Bestimmung zu übergeben.
Carmen Walde, Heike Arnold und Jan Förster sowie die Gardistinnen Anne Zeidler, Malene Goltzsch und Lili Tandler kamen zum alten Lokschuppen, um den restaurierten Güterwagen seiner neuen Bestimmung zu übergeben. © Karl-Ludwig Oberthuer

Großer Bahnhof am alten Mohorner Lokschuppen. Gut gelaunt steht Jan Förster, Präsident des Mohorner Carnevalsvereins, am früheren Lokschuppen. Neben ihm haben sich einige Mädels der Garde im Kostüm aufgestellt. Wenig später schauen sie aus einer Schiebetür und lachen dem Fotografen in die Kamera. Was für ein Aufgebot für die Vorstellung eines neuen Lagerraums, könnte man denken. Doch dieser Lagerraum ist etwas Besonderes. Er entstand in einem ausrangierten Güterwagen.

„Der hat eine außergewöhnliche Geschichte“, sagt Förster. Die hat der Eisenbahnexperte André Marks für die Mohorner recherchiert. Demnach wurde der Güterwagen von der früheren Sächsischen Waggonfabrik im westsächsischen Werdau gebaut und 1918 an die Königlich-Sächsischen Staatseisenbahnen geliefert. Diese stellten das vierachsige Fahrzeug mit der Nummer 2360K in Dienst. Später wurde der Wagen von der Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft (DRG) übernommen, die ihn 1927 in „Dresden K 2957“ umbenannte. Zwei Jahre nach der Gründung der DDR 1951 teilte ihm die Deutsche Reichsbahn die Nummer 97-11-17 zu.

Nach seiner Inbetriebnahme kam der Drehgestellwagen möglicherweise zum Wilsdruffer Schmalspurbahnnetz. Ab 1952 lässt sich lückenlos nachweisen, dass sein Heimatbahnhof der in Freital-Potschappel war. Nachdem mit Beginn der 1960er-Jahre die Gütertransporte von Freital auf den Strecken nach Nossen, Meißen und Klingenberg-Colmnitz immer weiter zurückgingen, kam der Güterwagen immer seltener zum Einsatz. Am 10. April 1968 musterte ihn die Reichsbahndirektion Dresden aus. „Den Kasten des Wagens übernahmen Bauern aus Mohorn“, berichtet Marks.

Die Landwirte stellten ihn mit den Aufbauten anderer Güterwagen am Südhang auf. Sie nutzen ihn und die anderen Aufbauten als Lagerschuppen und als Ställe. Der Güterwagen 97-11-17 diente später als Hühnerstall.

Dass der Güterwagen nun wieder an die Wilsdruffer Eisenbahngeschichte erinnert, ist dem Ortschaftsrat Mohorn zu verdanken. Dieser ließ die Reste im Mai 2016 bergen und am alten Lokschuppen aufstellen. Im Herbst 2019 begann dessen Restaurierung. Und die überließen die Mohorner zunächst den „rüstigen Rentnern“ Siegfried Wünschmann, Peter Butze, Frank Stockmann und Dietmar Liebscher. Das Team demontierte den Wagen. Das Entrosten der Teile übernahmen dann die Mitglieder des Carnevalsvereins. Montiert wurde der Wagen von den Rentnern. Maler- und Tischlerarbeiten vergaben die Mohorner an zwei Firmen im Ort.

„Die Restaurierung des Wagens kostete rund 6.200 Euro, sagt Jan Förster. 80 Prozent der Kosten bekamen die Mohorner als Zuschuss aus dem Förderprogramm Leader, in dem es auch einen Bereich für Kleinprojekte gibt, erklärte Perry Arnswald vom Regionalmanagement Silbernes Erzgebirge beim Vor-Ort-Termin. Finanziert wird das Förderprogramm von der Europäischen Union, dem Bund und dem Freistaat.

Offiziell in Betrieb genommen wird der Wagen in den nächsten Tagen zu den Faschingsfeiern des Vereins. Anerkennung gab es aber schon eher. „Beim Feuerwehrfest schauten sich viele unser neues Lager an“, sagt Förster. Und das gab viel Lob. Künftig werden hier Kulissen und Requisiten untergebracht. Das wird den Ablauf der Faschingsveranstaltungen vereinfachen.


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