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Auf den Spuren von Luthers Frau

Die Geburtsstätte von Martin Luthers Frau verfällt immer weiter. Heimatkundler suchen Hilfe, um das Haus zu retten.

Von Uta Büttner
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In dem Haus in Hirschfeld wurde die Frau Martin Luthers, Katharina von Bora, geboren. Anlässlich der Hochzeit beider haben Lutheriden und Heimatkundler um den Nossener Wolfgang Krell Blumen vor dem Geburtshaus niedergelegt.
In dem Haus in Hirschfeld wurde die Frau Martin Luthers, Katharina von Bora, geboren. Anlässlich der Hochzeit beider haben Lutheriden und Heimatkundler um den Nossener Wolfgang Krell Blumen vor dem Geburtshaus niedergelegt. © - keine Angabe im huGO-Archivsys

Hirschfeld/Nossen. Martin Luthers Frau Katharina von Bora stammt aus Hirschfeld – einem kleinen Dorf der Gemeinde Reinsberg nahe des Nossener Ortsteils Deutschenbora. 

Sogar ihr Geburtshaus steht noch. Fast am Ende einer Sackgasse, die von der durch den Ort führenden Hauptstraße abgeht. Doch kein Besucher verirrt sich dorthin. Hinweisschilder gibt es nicht. Das ist vermutlich auch gut so – wenn auch schade. Denn wer sich doch auf die Suche nach dem Anwesen begibt, wird enttäuscht sein. Das zu erahnende einst wunderschöne Fachwerkhaus des ehemaligen Rittersitzes ist verfallen.

Die Fassade sieht grauenvoll aus. Löcher in der Holzvertäfelung. Abblätternder Putz. Marode Fenster. Das Holz sicher längst morsch. Eingegrenzt wird das Anwesen von einem schäbigen Zaun. Unkraut wuchert. Kaum zu glauben, dass darin noch Leute wohnen.

Von dem einst adligen Anwesen ist nichts mehr zu sehen. Nur eine kleine Gedenktafel davor weist auf das Geburtshaus von Katharina von Bora hin. Dass sie überhaupt dort steht, ist einer privaten Initiative zu verdanken. Der Nossener Heimatkundler Wolfgang Krell hat sie mithilfe von Unterstützern an dieser Stelle aufgebaut.

Lange Zeit galt Lippendorf bei Leipzig als Geburtsort von Luthers Frau. Noch heute ist dieser Eintrag bei Wikipedia zu finden. Doch längst sind die Forschungen des Berliners Wolfgang Liebehenschel wissenschaftlich bestätigt. Er ist ein Nachfahre Luthers in 15. Generation und Mitglied der Lutheriden-Vereinigung, ein Verein der Nachkommen Luthers und Katharina von Bora sowie der Seitenverwandten. 

Seine familiengeschichtlichen Forschungen hat er in seinem Buch „Der langsame Weg des Morgensterns von Wittenberg“ 1999 veröffentlicht. Und Wolfgang Krell steht mit ihm seit Jahren in engem Kontakt.

Anlässlich des Jahrestages der Hochzeit Katharinas mit Luther am 13. Juni 1525 haben vorige Woche vier Familien mit Vertretern der Lutheriden-Vereinigung eine Andacht organisiert. „Etwa 40 Besucher sind der Einladung in die Kirche in Hirschfeld gefolgt“, erzählt Krell erfreut.

Nach der Zeremonie legten die Familien Krell, Liebehenschel aus Berlin, Fiedler aus Deutschenbora und Krüger aus Nossen Blumengebinde vor dem Haus nieder.

„Wir wünschen uns, dass das Anwesen nicht weiter verfällt“, sagt Krell. „Vielleicht könnte man die Giebelseite wiederherstellen.“ Als Vision nennt der Rentner einen Raum im Haus als Erinnerungsstätte an die Ehefrau Luthers. „Alle reden über den Reformator Martin Luther, doch kaum jemand über seine Frau.“ Gerade die Frauen berühmter Persönlichkeiten haben immer den Rücken ihrer Ehemänner gestärkt, sagt er. „Katharina von Bora soll eine entsprechende Würdigung erhalten.“ 

Wie das funktionieren kann, weiß Krell selbst nicht so richtig. Denn das Haus ist in Privatbesitz – und zwar von zwei Eigentümern, hälftig geteilt. Noch hat Krell die Hoffnung nicht aufgegeben: „Vielleicht gibt es ja doch irgendwelche Möglichkeiten und Hilfen, um das Haus zu erhalten.“ 

Sein weiterer Wunsch ist die Zweitauflage des 1999 erschienen Buches von Liebehenschel. Vor 20 Jahren erschienen, könnten weitere wissenschaftliche Erkenntnisse darin einfließen. Viel Zeit bleibt den Lutheriden und Anhängern nicht. Denn sie sind bereits längst Rentner, Liebehenschel beispielseise schon 84 Jahre alt.