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Schulcampus vor dem Aus?

Das Projekt in Liegau-Augustusbad schien auf einem guten Weg. Jetzt gibt es Verzögerungen.

Von Thomas Drendel
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Die Grundschule im Radeberger Ortsteil Liegau-Augustusbad ist zu klein und müsste saniert werden. Die Schüler sollen deshalb in einen Schulcampus auf dem Gelände des Epilepsiezentrums umziehen.
Die Grundschule im Radeberger Ortsteil Liegau-Augustusbad ist zu klein und müsste saniert werden. Die Schüler sollen deshalb in einen Schulcampus auf dem Gelände des Epilepsiezentrums umziehen. © Archivfoto: Thorsten Eckert

Radeberg. Es ist eines der wichtigsten Vorhaben in Radeberg: Auf dem Gelände des Epilepsiezentrums Kleinwachau soll ein komplett neuer Schulcampus errichtet werden. 9,5 Millionen Euro will die Stadt in den Bau eines neuen Schulgebäudes und einer Sporthalle stecken. Fast vier Millionen Euro an Fördermitteln sind für das Vorhaben vom Freistaat eingeplant.Noch vor wenigen Wochen hatte der Radeberger Oberbürgermeister Gerhard Lemm (SPD) bekräftigt, an dem Neubau festhalten zu wollen. Trotz der zu erwartenden geringeren Einnahmen durch die Corona-Pandemie stehe die Stadt zu dem Vorhaben. 

Jetzt die Überraschung: „Die Fördersumme für den Schulcampus ist nicht genehmigt worden“, sagte der Radeberger Oberbürgermeister Gerhard Lemm (SPD) bei der jüngsten Sitzung des Stadtrates. Steht der Campus jetzt vor dem Aus? Bleiben die Liegauer Grundschüler weiterhin in ihrem jetzigen, engen Haus? Der Radeberger Stadtsprecher Jürgen Wähnert sieht keinen Grund für allzu große Sorge. „Wir hatten das Geld in diesem Jahr beantragt. Der Antrag ist abgelehnt worden. Das ist richtig. Es bedeutet jedoch nicht das generelle Aus des Vorhabens“, sagte er. Nach seinen Worten ist nicht das Projekt durchgefallen. „Daran gab es keine Kritik. Es reichte schlicht das Geld nicht für alle Anträge und unser Schulcampus war eins der Vorhaben, die nichts aus dem Fördertopf erhalten haben.“ 

Epilepsiezentrum bietet Unterstützung an

Im nächsten Jahr wird der Antrag erneut eingereicht, sichert er zu. „Das Projekt wird also nicht abgebrochen, es gibt lediglich eine Verzögerung. Vielleicht haben wir 2021 mehr Glück und bekommen die Zusage.“ Martin Wallmann, Geschäftsführer des Epilepsiezentrums, wirbt noch einmal für den Schulcampus. „Der Ort braucht dieses Projekt und wir stehen weiterhin zur Stadt und zum Oberbürgermeister. Wir bieten unsere Unterstützung an, dort wo sie benötigt wird, damit die gemeinsame Vision umgesetzt werden kann“, sagt er.Jetzt bestehe die einmalige Möglichkeit, einen inklusiven Schulcampus zu errichten. Sie müsse genutzt werden, sagt der Geschäftsführer. Seine Einrichtung habe im Vorfeld die Hausaufgaben erledigt. „Wir haben zwei Grundstücke innerhalb Kleinwachaus zur Verfügung gestellt und einen Erbbaupachtvertrag gemeinsam mit der Stadt Radeberg ausgehandelt und abgeschlossen. Jetzt müssen die nächsten Schritte getan werden.“ 

Er bedauert, eher zufällig von der aktuellen Situation zum Stand des Schulcampus in Liegau-Augustusbad erfahren zu haben. „Bis jetzt gibt es noch keine offizielle Mitteilung an uns“, sagte er. Für Liegau-Augustusbad ist das Vorhaben immens wichtig. Das Haus der Grundschule ist zu klein und müsste saniert werden. Wegen der baulichen Gegebenheiten ist eine Vergrößerung nicht möglich. Zugleich fehlt eine Turnhalle. Sie soll in das neue Haus integriert werden. Radeberg hat bereits Geld investiert. So wurde das Weimarer Architekturbüro Nitschke und Kollegen mit Vorplanungen beauftragt. Außerdem fand eine erste Präsentation statt. Danach soll der Schulcampus auf dem Gelände des Epilepsiezentrums an der Wachauer Straße entstehen. Dort wird die Grundschule Liegau-Augustusbad direkt an die Förderschule des Epilepsiezentrums angefügt.

Große Zustimmung zum Pachtvertrag

Es sind drei Gebäude vorgesehen, die im Erdgeschoss miteinander verbunden sind. In den ersten beiden „Pavillons“ werden auf zwei Stockwerken Klassen- und Begegnungsräume untergebracht. Im dritten Pavillon soll sich die Turnhalle befinden. Der Übergang zur bestehenden Förderschule erfolgt ohne Barriere. An der von der Straße abgewandten Seite wird der Pausenhof angelegt, etwas seitlich davon ein Sportfeld. Im Stadtrat gibt es große Zustimmung für den Campus. Geschlossen votierten die Räte für einen Erbbaupachtvertrag mit dem Förderverein Epilepsiezentrum Kleinwachau. Der Vertrag hat eine Laufzeit von 66 Jahren. Die Stadt zahlt einen jährlichen Pachtzins von 1.000 Euro. Das Projekt, zwei Schulen unterschiedlicher Betreiber in einem Campus anzusiedeln, ist sachsenweit bisher einmalig. Beide Schulen bleiben bei dem Projekt eigenständig. Es wird zwei unterschiedliche Lehrpläne geben. Ziel ist es aber, die bestehende Zusammenarbeit beider Schulen auszubauen.

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