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B-96-Baustelle ruiniert Imbiss-Betreiber

Obwohl die Bauarbeiten in Caminau gut vorankommen, ist Jens Harport verzweifelt. Er fühlt sich von allen im Stich gelassen.

Von Kerstin Fiedler
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Diese Situation kann man derzeit in Caminau öfter erleben. Die Bauarbeiten sollten eigentlich mit einer Vollsperrung störungsfrei laufen. Deshalb darf auch nur der Linienbus hier fahren. Der Audi-Fahrer jedoch hat die Sperrung ignoriert.
Diese Situation kann man derzeit in Caminau öfter erleben. Die Bauarbeiten sollten eigentlich mit einer Vollsperrung störungsfrei laufen. Deshalb darf auch nur der Linienbus hier fahren. Der Audi-Fahrer jedoch hat die Sperrung ignoriert. © Steffen Unger

Caminau. Die Bauarbeiten in Caminau gehen gut voran. Die letzte Asphaltschicht ist aufgebracht. Jetzt arbeiten die Kollegen der Firma STB See an den Banketten und im Seitenbereich. Behindert werden sie nur von uneinsichtigen Kraftfahrern, die offenbar alle denken, dass ihre Fahrzeuge ein Bus sind. Denn nur die Busunternehmen haben die Ausnahmegenehmigung, schon jetzt durch Caminau zu fahren. Was einem Mann am Ortsausgang von Königswartha allerdings auch nicht weiterhilft. Jens Harport, der Imbissbetreiber, ist völlig am Ende. „Ich weiß nicht, was ich noch tun kann. Eins ist klar, mit dem derzeitigen Umsatz überlebe ich nicht“, sagt er.

Bereits im Juli sah es ziemlich schlecht für Harport aus, als klar war, dass die B 96 im Ort Caminau nicht halbseitig, sondern voll gesperrt wird. Da hoffte Jens Harport aber noch auf Unterstützung. Mittlerweile hat er die Hoffnung aufgegeben. „Ich habe sogar an den Ministerpräsidenten geschrieben, aber nichts passiert“, sagt er enttäuscht. Selbst sein Rechtsanwalt, berichtet er wütend, lässt ihn jetzt hängen. „Dabei hat er mich doch angestachelt, mich zu wehren.“ Die Öffnungszeiten hat Harport minimiert – doch laufende Kosten hat er trotzdem. Selbst wenn jetzt viele Pkw das Sperrschild einfach ignorieren, bei ihm anhalten würde kaum jemand.

Sperrung wird ignoriert

Für den Königswarthaer Bürgermeister Swen Nowotny (CDU) ist es nicht nachvollziehbar, warum Autofahrer die Sperrungen missachten. „Es geht ja nicht nur um die Durchfahrt in Caminau, sondern um die Schleichwege durch Commerau und Entenschenke. Wenn selbst die Lkw-Fahrer ignorieren, dass sie hier nicht lang zu fahren haben, helfen wahrscheinlich auch keine Geschwindigkeitskontrollen“, sagt Nowotny. Doch die wurden durch das Landratsamt seit April auf der Neudorfer Straße in Königswartha – der offiziellen Umleitungsstrecke für alle Fahrzeuge – sowie in Entenschenke und Commerau immer wieder angeordnet, insgesamt 15-mal. Nur ein Beispiel: Am 1. August wurden in Commerau zwischen 9.20 und 11.50 Uhr 179 Fahrzeuge gemessen. Davon waren 79 zu schnell – fast 45 Prozent. Am 25. Juli war in der Zeit von 7.30 bis 9.40 Uhr sogar fast die Hälfte der Fahrzeuge zu schnell – bei 128 gemessenen Autos. Das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) ist für die Bauarbeiten zuständig. Dass Kraftfahrer sich nicht an die vorgegebene Umleitung halten, das wisse man, es liege aber nicht im Zuständigkeitsbereich des Lasuv. Und so muss der Bürgermeister eben mit zerfahrenen Banketten in seinen Dörfern rechnen. „Wir reparieren derzeit nichts, denn das bringt ja nichts“, sagt Swen Nowotny.

Mit der Aussage, wann die Vollsperrung aufgehoben wird, hält sich das Lasuv bedeckt. „Das vertraglich festgehaltene Bauende ist Mitte Dezember“, so Franz Grossmann, Sprecher des Lasuv. Swen Nowotny geht jedoch nach Gesprächen mit den Bauleuten der Firma STB See davon aus, dass die Sperrung Ende Oktober Geschichte sein könnte. Dennoch wird weitergebaut, so an den einmündenden Wegen, den Zufahrten oder auch an der Haltestelle. „Wir haben eins der Wartehäuschen schon aufgearbeitet“, sagt Nowotny. Das massive Wartehaus soll nach Anregungen der Anwohner umgebaut werden. Die Vorderfront kommt raus, sodass es nicht mehr passieren kann, dass der Bus vorbeifährt, weil er die Wartenden nicht sieht.

Schon das zweite Jahr abgekoppelt

Ob die Öffnung der Straße Ende Oktober Jens Harport hilft, seine Existenz zu retten, kann er nicht sagen. Immerhin ist es bereits das zweite Jahr, wo die B 96 abgekoppelt ist. Im vergangenen Jahr wurde zwischen Neubuchwalde und Groß Särchen gebaut. Die offizielle Umleitung war großräumig. Wie diesmal auch. Die meisten Lkw, die von der Autobahn kamen, nutzten ab Bautzen gleich die B 156. Und auch, wenn es dem Bürgermeister leidtut, dass der Imbissbetreiber diese Sorgen hat, so versteht er doch, dass es hier keine Ausnahme geben kann. „Das würde sonst eine Lawine an Forderungen lostreten“, sagt er.