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Bad Muskau im Fokus der Wissenschaft

Über 90 Teilnehmer aus zwölf Ländern nahmen am 12. Internationalen Keramiksymposium teil.

Von Rolf Ullmann
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Die Töpfermeisterin Katrin Najorka führt den Teilnehmern des 52. Internationalen Keramiksymposiums während eines Rundganges die Aufbereitung des Tons vor.
Die Töpfermeisterin Katrin Najorka führt den Teilnehmern des 52. Internationalen Keramiksymposiums während eines Rundganges die Aufbereitung des Tons vor. © Foto: Rolf Ullmann

Bad Muskau. Voller gespannter Aufmerksamkeit verfolgten die Teilnehmer der ganztägigen Exkursion die Erläuterungen von Töpfermeisterin Katrin Najorka in ihrer Krauschwitzer Töpferei zur Gewinnung und Aufbereitung des Tons. 

Vor der Besichtigung gab die Meisterin des gebrannten Tons ihren Gästen einen kurzen Einblick in die über 100-jährige Geschichte ihrer Töpferei: Ihr Ururgroßvater legte den Grundstein, als er in Krauschwitz eine Ziegelei gründete. Nach einer wechselvollen Geschichte übernahm schließlich Katrin Najorka den Betrieb, nachdem sie den Meisterbrief erworben hatte. Heute steht ihre Töpferei für künstlerisch anspruchsvolle Keramik, die dennoch den Anforderungen des alltäglichen Gebrauchs erfüllt. Die sachkundigen Fragen der Besucher zum Beispiel nach der Gewinnung sowie der Qualität des Tons und nach dem Brennen im Kasslerofen zeugten während des Rundganges davon, dass hier nicht schlechthin neugierige Besucher zu Gast waren, sondern dass sich hier Fachleute von hohem Rang informierten. Sie zählten zu den Archäologen, Kunsthistorikern, Restauratoren, Töpfern und Sammlern, die aus zwölf Ländern nach Bad Muskau angereist waren, um am 52. Keramiksymposium des Arbeitskreises Keramik teilzunehmen. Eine knappe Woche tauschten sie sich während der 41 Referate und Kurzreferate sowie in unzähligen persönlichen Gesprächen über neue Forschungsergebnisse und Erkenntnisse aus.

Seit Jahrzehnten nimmt Alice Kaltenberger aus Wien regelmäßig an den Symposien teil. Als Dozentin für Klassische Archäologie lehrt sie an den Universität ihrer Heimatstadt sowie an der Universität Innsbruck. Zu ihren Eindrücken vom Besuch in der Töpferei Najorka sagte sie: „Es ist ganz toll, diese alte, nach traditionellen Methoden geführte Töpferei kennenzulernen.“

Hervorragende Organisation

Ein ganz großes Lob sprach sie auch den Organisatoren des Symposiums von der Stiftung „Fürst-Pückler-Park Bad Muskau“ aus. Der Inhalt und der ganze Ablauf der letzten Tage sei einfach hervorragend organisiert worden. Das bezieht sich sowohl auf die wissenschaftlichen Veranstaltungen im Neuen Schloss in Bad Muskau als auch auf die Exkursionen zum Grabungsfeld im Tagebau Nochten und die Besuche in den Töpfereien Najorka, Hirche sowie Gran. Besonders die ungezwungene, freundschaftliche Atmosphäre der Fachleute untereinander veranlasste sie immer wieder, ihre Koffer zu packen, um am Symposium teilzunehmen.

Diesem Lob stimmte Eva Roth-Heege, eine Archäologin aus Zug in der Schweiz, vorbehaltlos zu. „Das Symposium wurde optimal organisiert und ich fahre mit einer Fülle neuer Erkenntnisse und Eindrücke zurück in meine Heimatstadt“, sagte sie. Dass die Fachleute zu einer solch’ positiven Einschätzung gelangen konnten, dazu trug die tatkräftige Unterstützung der Stiftung seitens des Freundeskreises Historica Bad Muskau nicht unwesentlich bei. Dessen Mitglieder versorgten die Teilnehmer mit Kaffee und Kuchen und waren stets vor Ort.

Dass die Stiftung als Gastgeberin des 52. Internationalen Symposiums vom Arbeitskreis Keramik auserkoren wurde, lag in der derzeit gezeigten Sonderausstellung „Muskauer Steinzeug – vom 16. Jahrhundert bis heute“ begründet. In dieser einzigartigen Schau historischer Keramiken sind 560 Exponate, Leihgaben aus 16 deutschen, tschechischen und polnischen Museen zu sehen.

Hochkarätige Ausstellung

15 private Sammler sowie Stücke aus dem Bestand des einstigen Museums der Stadt Bad Muskau und des Freundeskreises Historica Bad Muskau ergänzen und bereichern die sehenswerte Schau. Einen wahren Schatz stellen die rund 200 Gefäßfragmente aus dem 17. Jahrhundert dar. Sie wurden auf einem ehemaligen Töpfereigrundstück in Bad Muskau gefunden und in aufwendiger Kleinarbeit zusammengesetzt. 70 Gefäße davon steuerte das Landesamt für Archäologie bei. Interessenten können bei der Ausstellung am 29. September sowie am 27. Oktober jeweils ab 16 Uhr an einer Führung teilnehmen.