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Bau auf statt reiß ab

Normalerweise ist die Grumbacher Firma Slickers auf den Abriss von Häusern spezialisiert. Jetzt macht sie das Gegenteil.

Von Maik Brückner
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Wie es in den neuen Containern aussieht, zeigt Alexander Slickers. Bis zum Einzug ist noch einiges zu tun.
Wie es in den neuen Containern aussieht, zeigt Alexander Slickers. Bis zum Einzug ist noch einiges zu tun. © Egbert Kamprath

Hinter Alexander Slickers liegen zehn anstrengende Jahre. Zeit für Urlaubsreisen hatte der 34-Jährige nicht. Seine Firma verlangte ihm viel ab. Seit er die Firma von seinem Vater übernommen hat, verbrachte der gelernte Kaufmann, der Betriebswirtschaft studiert hat und seit Mitte der 90er-Jahre in der Region lebt, unzählige Stunden auf dem Grumbacher Betriebssitz seiner Firma. Diese bietet Tiefbau- und Abrissarbeiten an. Und Slickers kümmerte sich darum, Aufträge heranzuholen und Betriebsabläufe zu optimieren.

Diese Mühe hat sich gelohnt. Längst hat sich Slickers Unternehmen als Abrissfirma und Tiefbauer in der Region rund um Dresden einen Namen gemacht. So arbeitete sie an der Sanierung der Talsperre Klingenberg und an Autobahnen mit. Gegenwärtig ist sie unter anderem als Tiefbauer am Bau des Fraunhofer-Instituts in Dresden und am Güterboden der Lößnitzgrundbahn beteiligt. „Das Geschäft läuft gut“, sagt Slickers. Die Umsatzzahlen lagen in den letzten Jahren zwischen 1,5 und zwei Millionen Euro. Weil Slickers zuversichtlich ist, dass das Geschäft mit Tiefbau, Abriss und Recycling auch in den nächsten Jahren gut laufen wird, entschloss er sich zu einer Investition, die seiner Belegschaft zugutekommen soll. Slickers zeigt auf den Container, der am Eingang des Betriebshofes steht. Der hat eine Nutzfläche von 45 Quadratmetern. „Er ist viel zu klein“, sagt der Unternehmer. Deshalb wollte er bereits 2015 ein neues Verwaltungsgebäude errichten – aus Kostengründen in Containerbauweise. Doch diese Bemühungen verliefen im Sande. Einige Anbieter reagierten auf seine Anfrage gar nicht, andere vertrösteten ihn auf den Sankt-Nimmerleins-Tag, erinnert er sich. Die Containerhersteller hofften auf gute Geschäfte mit den Kreisen und Kommunen, die quasi über Nacht Unterkünfte für Asylbewerber bereitstellen mussten. Slickers hatte das Nachsehen. Entmutigt hat ihn das nicht.

Slickers suchte weiter. 2018 erhielt er ein verführerisches Angebot. Eine Firma aus Coswig musste einen zweistöckigen Containerbau mit einer 360 Quadratmeter großen Nutzfläche loswerden. Der stammte von 1991 und musste sofort abgebaut werden. Slickers freute sich. Doch er ahnte sofort, dass es stressig wird. Denn er musste nicht nur den Abbau, den Transport und den Wiederaufbau organisieren, sondern auch eine Baugenehmigung einholen. Das ging schnell. Sowohl die Stadt Wilsdruff als auch das Landratsamt Pirna haben ihn unterstützt und den Antrag sehr schnell bearbeitet, sagt Slickers. Er fand auch eine Transportfirma, die ihm helfen sollte.

Gegenwärtig wird die Firma Slickers von einem Baucontainer (vorn) aus geleitet. Im März will die Firma in den Neubau umziehen, der dahinter entstanden ist und ebenfalls aus Containern besteht. 
Gegenwärtig wird die Firma Slickers von einem Baucontainer (vorn) aus geleitet. Im März will die Firma in den Neubau umziehen, der dahinter entstanden ist und ebenfalls aus Containern besteht.  © Egbert Kamprath

„Innerhalb einer Woche wurde der Container ab- und wieder aufgebaut.“ Ihn habe nicht nur überrascht, wie schnell das ging. Gestaunt habe er auch, dass dabei so gut wie nichts kaputt gegangen ist. So gab es in den Sanitärzellen nur ein paar kleinere Schäden an den Fliesen. Fußböden, Fenster und Türen haben den Umzug gut überstanden. Dennoch blieb einiges zu tun. Das Gebäude bekam ein neues Dach. Außerdem ließ er Wände versetzen und die Räume malern. Auch neue Fußbodenbeläge müssen noch verlegt werden. Obwohl er den Containerbau kostenlos bekommen hat, wird er letztlich 200 000 Euro ausgeben, um ihn nutzen zu können. Anfang März möchte er ihn beziehen.

Der Unternehmer rechnet fest damit, dass ihm das Gebäude in den nächsten Jahren reichen wird. Eine Erweiterung der Firma, die derzeit 16 Mitarbeiter beschäftigt, ist nicht geplant, sagt er. „Es ist schwierig, Mitarbeiter zu bekommen.“ Der Arbeitsmarkt ist leer gefegt. Es komme zwar immer wieder vor, dass sich jemand bewerbe. Doch das sind Einzelfälle. Eine Expansion würde nur mit dem Abwerben von Mitarbeitern anderer Firmen gelingen. Doch das möchte Slickers nicht. Dazu ist die Branche zu überschaubar. Er würde Partner verlieren, mit denen seine Firma schon seit vielen Jahren zusammenarbeitet.

Slickers hat inzwischen einen Weg gefunden, wie er auch größere Aufträge, die seine Firma allein nicht stemmen könnte, bewältigt.: Der Unternehmer arbeitet mit anderen zusammen. 100 Firmen gehören zu seinem Netzwerk. Sein Lebensmotto: „Mit vereinten Kräften“.

Alexander Slickers verzichtet außerdem auf einen Fuhrpark. Er kooperiert mit Transportunternehmen. Für die Zukunft hat sich Slickers noch eines fest vorgenommen: Er will sich weiter dafür einsetzen, dass die Bauwirtschaft die recycelten Baustoffe, die er auf seinem Betriebshof gewinnt, genauso behandelt wie die Baustoffe aus Steinbrüchen und Kiesgruben. Zu oft habe er die Erfahrung gemacht, dass recyceltes Material bei Ausschreibungen benachteiligt wird. Zu Unrecht, findet er.

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