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Beim Turnerheim ist der Ball im Tor

Auf dem Areal kann bald gebaut werden. Parallel ist eine Lösung für eine Baustelle ganz anderer Art in Sicht.

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Zum Ferienprogramm vom Korczak Haus in Weißwasser gehörte auch ein Sportfest am Turnerheim. Die Sportstätte mit Fußballplätzen, Laufbahn und Turnhalle ist ganzjährig durch Freizeit- und Hobbysportler, Wettkämpfe und Turniere ausgelastet.
Zum Ferienprogramm vom Korczak Haus in Weißwasser gehörte auch ein Sportfest am Turnerheim. Die Sportstätte mit Fußballplätzen, Laufbahn und Turnhalle ist ganzjährig durch Freizeit- und Hobbysportler, Wettkämpfe und Turniere ausgelastet. © Foto: Joachim Rehle

Von Sabine Larbig

Weißwasser. Ende August absolviert die 1. Männermannschaft des VfB Weißwasser das erste Punktspiel der neuen Spielsaison in der Fußball-Landesklasse. Empfangen wird auf dem heimischem Rasen am Turnerheim der Dresdner SC 1898. Der Saisonauftakt zieht viele Fans aus der ganzen Region an. Mit vollem Haus und möglichst vielen Bällen im Tor des Gegners wird daher beim Gastgeber Weißwasser gerechnet.

Zu jedem Vereinssportplatz gehört natürlich eine Vereinsgaststätte. Am Eingang neben dem Hauptgebäude vom Turnerheim prangt auch weithin sichtbar ein Werbeschild für eine Gaststätte mit Bar. Doch gesellige Abende, Billardspiele mit Getränken an der Bar, Mittags- und Abendtisch in der Gaststätte, Außer-Haus-Buffets, Feiern jeder Art und die Versorgung von Sportlern und Zuschauern bei Training und Spielen gibt es hier nicht. Die Gaststätte ist seit einem Jahr dicht, nachdem der letzte Betreiber in Insolvenz ging. Ein herber Rückschlag für den Verein VfB.

Inzwischen ist das Insolvenzverfahren abgeschlossen. Somit kann der Turnerheim-Betreiber VfB auch wieder über die Gaststätte verfügen. Doch trotz aller Bemühungen der Verantwortlichen ist noch kein neuer Kneiper da. „Leider haben wir für die Speisegaststätte keinen Interessenten gefunden und wir sehen auch keinen am Horizont“, umschreibt Hans-Jürgen Beil, Erster Vorsitzender des Vereins, die Lage. Nicht nur er ärgert sich sehr darüber. „In jedem Dorf gibt es eine Versorgung für Spieler und Fans“, begründet Beil, der die Versorgung zudem als Verpflichtung eines Vereins ansieht. Erst recht in Weißwasser, wo in der Turnerheim-Sportstätte wöchentlich rund 1 000 Sportler von über 20 Sektionen aus insgesamt drei städtischen Vereinen trainieren. Punktspiele, Wettkämpfe und Hobbysportler nicht mitgerechnet.

Verein übernimmt Gaststätte

Um einen Ausweg aus der Misere zu finden, hat der Verein einen Getränkewagen angeschafft. Mit vereinten Kräften wurde das ausgemusterte und somit kostengünstige Gefährt umgebaut. Entstanden ist eine moderne und nicht nur optisch toll gestaltete „Zapfstelle“ in den Vereinsfarben der VfB-Kicker. Der Versorgungswagen steht neben dem Sportplatz, öffnet bei offiziellen Spielen, Anlässen oder Turnieren wie dem der Kita-Welpen-Liga. „So können wir wenigstens die Grundversorgung mit Essen und Getränken absichern“ sagt Beil. Am Wagen im Einsatz sind Vereinsmitglieder, die hier zusätzliche ehrenamtliche Arbeit in ihrer Freizeit leisten.

Doch mit dieser Lösung allein sind Vereinsvorstand und Mitglieder noch nicht ganz zufrieden. Gesucht wird nach einer möglichst dauerhaften Lösung, auch in den kalten Monaten. So kam die Idee auf, die Gaststätte zu reaktivieren. „Eine Speisegaststätte wird es keinesfalls werden“, nimmt Hans-Jürgen Beil möglichen Hoffnungen der Bürger darauf den Wind aus den Segeln. Grund sei, dass der Verein die Vereinsgaststätte selbst betreiben werde. Die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren. Schnellschüsse soll es jedoch nicht geben. „Es ist eine große Baustelle, die wir ordentlich angehen müssen. Außerdem muss die Variante einen Sinn ergeben“, begründet Beil. Leichter gesagt als getan. Die Führung eines gastronomischen Betriebs, selbst wenn er nur zu bestimmten Zeiten eine Grundversorgung bietet, erfordert betriebswirtschaftliche Planung und Abrechnung, damit es kein Zusatzgeschäft für den Verein wird. Notwendig sind ferner Logistik und Manpower.

Letzteres, also der Einsatz von Vereinsmitgliedern zur Gaststättenbetreibung stellt die größte Herausforderung dar. „Schon jetzt ist der ehrenamtliche Einsatz im Verein und an der Zapfstelle durch Arbeit, Familie, Sport und freie Zeit bei vielen Mitgliedern sehr begrenzt“, weiß Beil aus eigener Erfahrung. Nun kommt die Vereinsgaststätte hinzu. „Wir wissen, es wird schwierig. Nicht jeder kann bei Bedarf von 16 bis 22 Uhr vor Ort sein.“ Gesetzt wird beim VfB zusätzlich zu den Vereinsmitgliedern daher auf Hilfskräfte. Zum ersten Punktspiel der 1. Männerschaft, so das Ziel, soll die Vereinsgaststätte erstmals öffnen.

Voraussetzungen dafür, dass die Gaststätte auch in Zukunft, egal in welcher Form, weiterbesteht, schafft indes die Stadt Weißwasser. Sie kann nun den den geplanten neuen Sanitärtrakt und das Blockheizkraftwerk für die Sportstätte errichten.

Stadt erhält Geld für Bauprojekte

Wie Tageblatt im Gespräch mit Sachsens Finanzminister Dr. Matthias Haß erfuhr, erhält Weißwasser das dafür benötigte Geld als Ausgleichszahlung für Zinsforderungen durch Gewerbesteuerrückzahlungen gemäß den Regelungen im Finanzausgleichsgesetz für Vattenfallgemeinden. „Die Stadt Weißwasser erhält insgesamt 312 029 Euro für die Vorhaben energetische Sanierung und Ergänzungsbau in der Sportstätte Turnerheim. Der Bescheid wird in den nächsten Tagen zugestellt“, informierte Haß. Erfreut über diese Information zeigte sich Oberbürgermeister Torsten Pötzsch. „Es ist gut, dass wir das Geld bekommen und nun an die Umsetzung der Vorhaben gehen können. Auf Grund unserer Haushaltslage hätten wir die Projekte sonst nicht so schnell hinbekommen.“ Auf neue Sanitäranlagen und eine neue Heizung warten nicht nur VfB und Grün-Weiß sehnsüchtig. „Die alten Anlagen reichen schon lange nicht mehr. Die Neubauten sind ein wichtiger Schritt für alle Vereine und Hobbysportler“, meint Arnd Panoscha, langjähriger Vorstandsvorsitzender Grün-Weiß.

Beim Turnerheim ist mit den Bauvorhaben und der Gaststätten-Variante somit vorerst der Ball im Tor.

Soll wiederbelebt werden: geschlossene Gaststätte am Turnerheim.
Soll wiederbelebt werden: geschlossene Gaststätte am Turnerheim. © Foto: Sabine Larbig
Zur Versorgung von Fans und Sportlern angeschafft: die VfB-Zapfstation.
Zur Versorgung von Fans und Sportlern angeschafft: die VfB-Zapfstation. © Foto: Sabine Larbig