SZ +
Merken

Brücke mit Ausblick

Die neue Elbquerung der A4 bietet Panoramawege für Fußgänger. Experten sorgen dafür, dass die junge Brücke hundert wird.

Teilen
Folgen
NEU!

Von Peter Hilbert

Ins Schwärmen gerät Frank Wache, wenn er von der Dresdner Autobahnbrücke über die Elbe spricht. Aber nicht wegen der breiten Fahrbahnen auf der A4. Der 57-jährige Bau- und Umweltfachmann hat überhaupt kein Auto. „Von der Brücke bietet sich vor allem elbabwärts ein herrlicher Blick“, weiß der engagierte Wanderer aus Erfahrung.

Brücken-Sachgebietsleiter Lars Roßmann kümmert sich darum, dass der Neubau lange in gutem Zustand bleibt.Alter Dorfkern musste Autobahn weichen
Brücken-Sachgebietsleiter Lars Roßmann kümmert sich darum, dass der Neubau lange in gutem Zustand bleibt.Alter Dorfkern musste Autobahn weichen

Links des Flusses sind Stetzsch und die Gohliser Windmühle zu sehen. Auf der anderen Elbseite biete sich ein herrliches Panorama mit der Emmauskirche, dem alten Kaditzer Dorfkern und im Hintergrund die Lößnitzhänge mit den Weinbergen. „Das ist fantastisch“, sagt er. „Da sieht man noch die relativ natürliche Landschaft, für die das Elbtal so geschätzt wird.“ Die neue Brücke, die aufgrund ihrer Bauweise sehr elegant wirke, füge sich darin gut ein.

Allerdings ist es ein Glück, dass dieses neue Bauwerk Fuß- und Radwege hat, erinnert sich der heutige Cottaer, der einst unweit der Brücke wohnte. Nach dem ursprünglichen Plan sollte sie diese Wege nicht bekommen. Wache hatte sich mit anderen Anliegern in der Interessengemeinschaft Briesnitz für eine vernünftige Lösung stark gemacht. Letztlich wurden Wege auf einer Brückenseite, später auf allen beiden geplant. So blieben diese Verbindungen erhalten und wurden für Fußgänger und Radfahrer sogar noch komfortabler. Ende 1998 war die neue Brücke komplett fertig.

Fakten zur Autobahnbrücke

Auf 496 Metern Länge überspannt die Dresdner A4-Brücke die Elbe sowie die Eisenbahnstrecke nach Leipzig und die B6.

Im Mai 1995 hatte der Bau der neuen Brücke begonnen. Von der 1935 errichteten Stahlfachwerkbrücke blieben nur die Pfeiler stehen. Im Dezember 1998 wurde der Neubau komplett freigegeben.

Die neue Brücke ist mit 43 Metern fast doppelt so breit wie die alte. Sie hat drei Fahrspuren und die Standspur je Richtung. (SZ)

1 / 3

Derzeit gibt es allerdings ein Manko. Denn der westliche Radweg ist auf der Kaditzer Seite eine Sackgasse. Die Stadtentwässerung hat den Anschluss wegbaggern lassen. Dort soll als Ausgleich für die Eingriffe am Klärwerk ein Biotop entstehen. Jetzt wird nach einer Lösung gesucht.

Lars Roßmann kümmert sich unterdessen darum, dass dieses Bauwerk möglichst lange einen schönen Anblick bietet. Der 36-jährige Dresdner ist als Sachgebietsleiter im Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) für den Bau sowie den Unterhalt der 630 sächsischen Autobahnbrücken zuständig – auch für die zwölf Großbrücken in und um Dresden. Sie sind komplett nach der Wende gebaut worden. „Damit sind sie alle noch in ihrer Jugend“, vergleicht Roßmann die Bauwerke schmunzelnd mit einem Menschenleben. Die Brücken sollen 100 Jahre halten. Allerdings müssen sie alle drei Jahre einer kleineren und alle sechs Jahre einer größeren Überprüfung unterzogen werden. Dabei gibt es bei dieser Elbebrücke zusätzlichen Aufwand.

Brückenprüfer arbeiten nachts

Wegen der Lärmschutzwände kann bei den Prüfungen nicht ein in solchen Fällen üblicher Lkw mit einem Untersichtgerät eingesetzt werden, der auf der Brücke steht. Schließlich müssen die Fachleute die Unterseite des Bauwerks genau inspizieren. Deshalb rollt jetzt ein Hubsteiger an, so bei der jüngsten Hauptprüfung vor einem guten Jahr. Die Meißner Landstraße musste für eine Nacht halbseitig gesperrt werden, später die Eisenbahnstrecke Richtung Leipzig. Denn der Oberleitungen stehen unter einer Spannung von 16 000 Volt. Dafür mussten sie abgeschaltet werden. So konnten die Prüfer im Lichte ihrer Stirnlampen unter anderem kontrollieren, ob Betonteile abgeplatzt sind und die Gleitlager auf den Pfeilern gut funktionieren. „Das hatten sie an der Bahnstrecke auch in einer Nacht geschafft“, resümiert Roßmann.

Auf der Elbe kam letztlich ein geländegängiger Lkw mit Hubsteiger auf einen Ponton, der von einem Schlepper unter die Brücke bugsiert wurde. Doch auch in den dreieinhalb Meter hohen Hohlkästen unter der Fahrbahn schauten die Brückenprüfer nach dem Rechten. Dort waren nur einige Lampen auszuwechseln. Am Ende mussten noch fehlende Schrauben an Geländern ersetzt werden. Nach rund vier Wochen beenden die Ingenieure ihre Arbeit und bewerten das Bauwerk mit der Note gut.

So gehen durchaus nicht alle Prüfungen in Roßmanns Zuständigkeitsbereich aus. Als Beispiel nennt er die B101-Brücke über die A14 am Anschluss Nossen-Ost. „Wir hatten eine Hauptprüfung vor drei Jahren. Da wurde festgestellt, dass sie dringend erneuert werden muss“, nennt er den Auftakt.

Das in der DDR errichtete Bauwerk war stark verrostet. Es wurde abgebrochen. Ende dieses Jahres soll die neue Brücke fertig sein. „Wir haben auch noch Abschnitte auf der A13, wo wir Brücken aus den 1930er-Jahren haben“, verweist der Sachgebietsleiter auf weitere Problemfälle. Sie seien zwar verkehrssicher, hätten aber einen erhöhten Pflegeaufwand. An solchen Bauwerken müssen abgeplatzte Betonteile ersetzt oder Risse mit Epoxidharz verpresst werden. „Wir werden froh sein, wenn wir sie ersetzen können.“

Ganz aus dem Blick verliert Roßmann aber auch die Elbebrücke nicht. Die Straßenwärter der Autobahnmeisterei kommen alle zwei Tage auf ihrer Kontrolltour vorbei, reinigen die Abläufe oder gucken nach Unfallschäden. „Auf der Brücke gab es glücklicherweise in letzter Zeit nichts mehr“, so Roßmann.