Hier übernachten Urlauber bald kostenlos

Wilthen. Trink- und Abwasseranschlüsse sind bereit, die Stellplätze samt Stromversorgung folgen, sobald das zarte Grün sich in festes Gras verwandelt hat. Bis dahin bleibt das neue Angebot für Touristen in Wilthen noch mit einem Bauzaun abgesperrt.
Für rund 25.000 Euro ließ die Stadt auf dem Festplatz an der Zittauer Straße einen Caravan-Stellplatz errichten. Fördermittel gab es dafür nicht. Bis zu acht Reisende mit Camper oder Wohnanhänger können hier bald kostenfrei die Nacht verbringen. Zahlen müssen sie nur für Strom und Trinkwasser – ganz unkompliziert, per Münzeinwurf.
Kommunen ziehen an einem Strang
Ganz dem Selbstzweck dient dieses großzügige Angebot aber nicht. Wilthens Bürgermeister Michael Herfort (CDU), seit 2016 Vorsitzender des Tourismusvereins Oberlausitzer Bergland, erklärt den Gedanken hinter der neuen Übernachtungsmöglichkeit: Gemeinschaftlich, erzählt er, hätten die 13 Kommunen, die sich derzeit in der Touristischen Gebietsgemeinschaft organisieren, das Potenzial von Caravan-Tourismus für das Oberlausitzer Bergland erkannt. Rund die Hälfte der Mitglieder sei der Idee, kostenlose Caravan-Stellplätze anzubieten, bislang gefolgt.

Mit den eigenen Planungen begann Wilthen 2018. Bei der Suche nach einem geeigneten Standort wurde Herfort überrascht: "Die Leute wollen gar nicht an den Waldrand, wo sie niemanden sehen und ihre Ruhe haben. Die wollen in die Ortsmitte, an einen gut beleuchteten Ort mit einem Nahversorger nebenan, von wo aus sie ganz bequem ihre Touren starten können."
Mit dem zentral an der Zittauer Straße gelegenen Festplatz war ein geeigneter Standort schnell gefunden. Die alternative Idee, einen Platz am Stadtbad zu nutzen, verwarfen die Planer schnell: "Dort wären wir umzingelt gewesen von Privatgrundstücken", sagt Herfort. Um den Ansprüchen von Caravan-Touristen gerecht werden zu können, wurden Teile des Schotterplatzes grundhaft ausgebaut. Durch den Einsatz von belastungsfähigen Kunststoff-Trägern und Schotter-Rasen wurde ein geeigneter Untergrund für die schweren Reisemobile geschaffen.
Die ersten Besucher waren schon da
Der Festplatz, so Michael Herfort, würde durch die Maßnahme sogar noch gewinnen. "Im Grunde genommen investieren wir mit dem Stellplatz in die Infrastruktur des Festplatzes", so Herfort. Die Möglichkeiten des Festplatzes blieben erhalten. Schausteller würden künftig sogar noch bessere Bedingungen vorfinden. Nicht zuletzt würden mit steigender Gäste-Zahl auch die Gastronomen im Ort profitieren.
Herfort hat keine Zweifel daran, dass sich die Investition rentiert. Zumal die Corona-Krise, in deren Folge sich die Reisetätigkeit in nächster Zeit wohl auf Deutschland konzentrieren dürfte, sich positiv auswirken könnte: "Wenn sich jetzt alle überlegen müssen, wo sie den Sommerurlaub verbringen und für Reisen das Wohnmobil in Betracht ziehen, sind wir vorbereitet", sagt Herfort. Sein Bauamtsleiter Heiko Knoppik bestätigt: "Nachdem der neue Stellplatz erst eine Woche in einer entsprechenden App veröffentlicht war, standen bereits die ersten Wohnmobile auf dem Platz."
Bis die aber alle Annehmlichkeiten des neuen Stellplatzes nutzen dürfen, soll noch ein wenig Gras wachsen. Zu Himmelfahrt, spätestens zu Pfingsten, schätzen die beiden Männer aus dem Rathaus, wird der Bauzaun beiseite geräumt. Dann darf offiziell am "Stellplatz an der Weinbrennerei" genächtigt werden.
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