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Corona: Wie kommt man an Antikörpertest?

Die Apotheken in Löbau-Zittau haben zwar keine Mittel vorrätig, aber könnten diese bestellen. Nur: Verkauft werden dürfen die nicht an jeden.

Von Romy Altmann-Kuehr & Constanze Junghanß
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Symbolbild © Oliver Berg/dpa

Ein Antikörper-Schnelltest auf Sars-Cov-2 aus der Apotheke? Wie eine kleine Umfrage bei einigen Apotheken in Löbau und Zittau ergab, ist ein solcher Test zumindest aktuell bei keiner der angefragten Apotheken vorrätig. Aber es gibt solche Tests, wie Birgit Schleicher, Chefin der Löbauer Apotheke am Altmarkt, bestätigt. Den können Apotheken auch bestellen. Erste Nachfragen dazu gebe es, wie die Apothekerin erzählt. "Drei Ärzte aus dem Kreisgebiet erkundigten sich bereits bei uns in Löbau, ob wir einen Antikörpertest besorgen können", sagt sie.

Der Test von dem sie spricht, sei in einem deutschen Labor entwickelt worden. "Er funktioniert ähnlich wie ein Schwangerschaftstest – jedoch nicht mit Urin, sondern mit Blut", erklärt Birgit Schleicher. Ein kleiner Piekser in den Finger sei dafür notwendig. Das Testfenster zeigt an, ob die Person, die ihn nutzt, Antikörper gebildet hat oder nicht. Mit dem Testergebnis könne kontrolliert werden, ob der so Getestete bereits eine Coronavirus-Erkrankung überstanden hat - vielleicht fast unbemerkt und ohne Symptome. Eine akute Infektion mit dem Corona-Virus wird mit dem Test dagegen nicht nachgewiesen. Ein Problem sieht die Apothekerin aber auch: Im Moment könne noch niemand aus der Erfahrung heraus sagen, wie genau der Antikörpertest sei.

Zehnerpackung kostet 220 Euro

So informiert das Robert-Koch-Institut (RKI) auf seiner Internetseite darüber, dass es erste kommerzielle Tests zum qualitativen Nachweis von Antikörpern gibt. Gleichzeitig rät das RKI davon ab, das Ergebnis eines alleinigen Tests als Kriterium für eine Diagnosestellung einzusetzen.

Verlassen werden müsse sich sowieso auf die Herstellerangaben, die dem Produkt eine hohe Sicherheit zusprechen würden, wie Birgit Schleicher sagt. Der Preis betrage pro Zehnerpackung bei der Firma Hitado etwa 220 Euro, so die Apothekerin. Einzeln kaufen kann man den Test nicht. "Ich wäre bereit, den Test zu bestellen, wenn Ärzte diesen anfordern", sagt Birgit Schleicher. Die Unternehmerin hat sich dafür jetzt nach eigenen Angaben bei der Herstellerfirma registriert, damit eine Bestellung im Bedarfsfall schnell machbar ist. 

Dürfen auch Privatpersonen den Test kaufen, um zu schauen, ob sie mit dem Virus infiziert gewesen sind? Birgit Schleicher verneint und sagt, dass das nicht möglich ist. Auch einen Test direkt in der Apotheke durchführen zu lassen, sei zum aktuellen Zeitpunkt noch Zukunftsmusik. Der sei ausschließlich medizinischem Fachpersonal vorbehalten.

Es gibt auch Test auf Antikörper gegen das Coronavirus, die an Privatpersonen verkauft werden können, sagt Apothekerin Bettina Lindecke von der Oberlausitzer Apotheken OHG mit Apotheken in Neugersdorf, Herrnhut, Cunwalde und Leutersdorf. Dabei handelt es sich aber nicht um Streifen zum Selbsttest. Stattdessen funktioniert das so: Mit dem Test-Set kann jeder bei sich selbst Blut abnehmen, zum Beispiel am Finger, erklärt die Apothekerin. "Die Probe muss dann an das Labor eingeschickt werden und wird dort getestet." 

Auf diese Weise bietet die Apotheke schon länger Stoffwechsel- und Genetiktests an, die Ergebnisse sollen Rückschlüsse auf die richtige Ernährung geben und so beim Abnehmen helfen. Und nun ist eben auch ein Antikörpertest für Corona im Angebot. 175 Euro kostet ein Testset - entsprechend gering ist die Nachfrage. 

Bisher kaum Anfragen

Bei der Carolus-Apotheke in Zittau gab es bisher eine einzige Anfrage nach einem solchen Schnelltest. Die sei nicht von einem Mediziner, sondern von einer Privatperson gekommen. "An Privat darf meines Wissens kein solcher Test herausgegeben werden und wir dürften den auch gar nicht machen", sagt Sigrid Augustin, Inhaberin der Apotheke. Anders gestalte sich das, wenn es künftig Nachfragen von Ärzten gebe. "Dann würden wir den Test bestellen", sagt sie. Bisher sei das nicht der Fall gewesen.

Geringe Anfragen gibt es aktuell auch bei der Stadtapotheke in Zittau: Eine einzige Verfügbarkeitsprüfung wurde angefragt, wie ein Mitarbeiter am Telefon sagt. Auch hier von einer Privatperson, wo die Bestellung ausgeschlossen ist. Bei der Bahnhof-Apotheke in Löbau interessierte sich nach Angaben einer Mitarbeiterin bisher noch gar niemand für einen Antikörper-Corona-Test. Und einer Apotheke war bisher nicht bekannt, dass es solche Tests überhaupt gibt.

Noch vor einem Monat hatte der Sächsische Apothekerverband in einer Pressemitteilung klar gestellt, dass Selbsttests auf Antikörper gegen das SARS-CoV-2-Virus leicht zu Fehlinterpretationen führen könnten. „Ein Antikörper-Schnelltest kann einen laboranalytischen Test nicht ersetzen“, heißt es da. Der Körper bildet spezifische Antikörper gegen das Virus in der Regel erst nach 14 Tagen. „Deshalb kann bei einem Antikörpertest, der negativ ausfällt, nicht davon ausgegangen werden, dass der Patient nicht infektiös ist“, wird informiert.

Täglich überschlagen sich die Neuigkeiten rund um Corona. So ist bei der Deutschen Apothekerzeitung seit Montag nachzulesen, dass das Schweizer Pharmaunternehmen Roche einen Test auf Antikörper auf den Markt bringt. Das ist auch Apothekerin Schleicher bekannt. Der Test sei aber auch nicht für den Hausgebrauch. In diesem Monat wolle das Unternehmen drei Millionen und in den kommenden Monaten je fünf Millionen Tests nach Deutschland ausliefern, heißt es.

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