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Schöner sitzen mit Mindestabstand

Lars Schlegel aus Birkwitz zimmerte eine Sitzbank für die Corona-Zeit. Für das Unikat soll es auch einen Nachfolger geben.

Von Mareike Huisinga
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Lars Schlegel aus Birkwitz bei Pirna sitzt auf seiner selbst gebauten Corona-Bank. Diese steht vor seinem Haus, und wer sich setzt, hält den Mindestabstand automatisch ein, da es nur zwei Sitzplätze gibt.
Lars Schlegel aus Birkwitz bei Pirna sitzt auf seiner selbst gebauten Corona-Bank. Diese steht vor seinem Haus, und wer sich setzt, hält den Mindestabstand automatisch ein, da es nur zwei Sitzplätze gibt. © Daniel Schäfer

Es ist ein Hingucker, was derzeit mitten in Birkwitz bei Pirna an der Durchfahrtsstraße steht. Das Objekt ist zwar auf einem Privatgrundstück platziert, darf aber von allen genutzt werden. Es handelt sich um eine hölzerne Corona-Bank, wie es auch auf der Lehne steht. Sie hat lediglich Platz für zwei Personen. Der Mindestabstand von exakt 1,5 Meter ist garantiert, da auf dieser Distanz die Sitzfläche fehlt. 

Kreiert wurde das edle Teil von Lars Schlegel, der seit  2013 mit seiner Familie in Birkwitz an der Pratzschwitzer Straße 223 wohnt. "Das Thema Corona beherrscht unsere Gesellschaft. Viele sind ängstlich, aber das Problem ist nicht greifbar",  sagt der 56-Jährige. Er hatte sich bereits im April überlegt, was er in diesem Zusammenhang machen könnte, und kam schließlich auf den Gedanken, die Sache mit Humor anzugehen. So entstand zunächst in seinem Kopf eine Corona-Bank, wenige Tage später fing mit dem Zimmern an. Dafür verwendete er Lärche und Eiche. In nur vier Stunden war das Exemplar fertig, das jetzt auf dem Grundstück an der Straße steht, und wo jeder zum Ausruhen eingeladen ist.  

Willkommene Touristenattraktion

Dieser Aufforderung kommen viele nach. "Radfahrer aus ganz Deutschland, die hier auf dem Elbradweg vorbeifahren, halten an, machen Fotos und sitzen Probe", sagt Lars Schlegel, der sich darüber freut, dass seine Bank so gut angenommen wird. Rennfahrer hätten schon riskante Vollbremsungen hingelegt, als sie seine Corona-Bank entdeckten. "An der Personenfähre zwischen Birkwitz und Heidenau wird der Fährmann gefragt, wo denn die Corona-Bank in Birkwitz stehe?", sagt Lars Schlegel mit einem Schmunzeln. Es soll sogar zu kleinen Staus gekommen sein, als Autofahrer angehalten hätten, um die Corona-Bank vom Wagen aus zu fotografieren. 

Wenn er Zeit hat, setzt sich Lars Schlegel zu den Interessenten und kommt schnell mit den Fremden ins Gespräch. "Wir sprechen natürlich über Corona,  aber ebenso über andere Themen. Ich denke, die Bank verbindet. Oftmals sehe ich hier auch Großeltern mit ihren Enkeln", sagt der Birkwitzer.  

12er-Bank vor der Sparkasse

Auf Anregung seines Nachbarn, der den Rummel um die Corona-Bank ebenfalls beobachtet hatte, stellte Lars Schlegel vor einiger Zeit eine Spendendose auf. Wer möchte, darf einen Obolus hineinwerfen. Das möchten offensichtlich viele. Lars Schlegel hat sogar schon einen Zehn-Euro-Schein in der Kiste gefunden. Insgesamt sind auf diese Weise circa 200 Euro seit Aufstellung der Bank zusammengekommen. Entleert wird die Spendendose jeden Abend von der siebenjährigen Tochter, die jetzt in die zweite Klasse geht. "Sie ist sehr künstlerisch und handwerklich begabt und braucht deshalb viel Material. Da freut sie sich über dieses zusätzliche Taschengeld", erklärt Lars Schlegel.   

Vermutlich hat sie diese Gabe von ihrem Vater. "Ich arbeite gerne mit Holz und habe schon mehrere Bänke gezimmert. Das ist reines Hobby", so Schlegel. Ein besonders großes Prachtexemplar steht vor der Adler-Apotheke in Bad Schandau, auf der alle zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Platz finden. Aber auch für Freunde und Familie griff Lars Schlegel schon des Öfteren zu Säge und Holz, um eine Bank zu zaubern. "Holz ist ein wunderbarer Stoff. Die Formen gibt die Natur vor. Die Lehne für meine Corona-Bank hätte ich auch - gerade geschnitten - in jedem Baumarkt bekommen. Ich finde die natürlich  geschwungene Form viel schöner und individueller", sagt Lars Schlegel. 

Auf Skiern zur Schule

Von dem Hobby kann der Familienvater natürlich nicht leben. Beruflich arbeitet er als selbstständiger Ingenieur. Sein zweites Standbein ist die Herstellung von Skirollern. "Das ist die Trainingsvariante für Langläufer und Biathleten im Sommer", erklärt der Birkwitzer, der auch Skiroller-Kurse im Dresdner Großen Garten und Langlaufkurse im Winter in Zinnwald anbietet. Er ist Profi, denn er stammt aus Altenberg und musste früher oft auf Skiern zur Schule gehen. Bei dem berühmten Wasa-Langlauf in Schweden, der über 90 Kilometer führt, hat er bereits zehnmal teilgenommen. "Als Kind hatte ich im Biathlon einen guten Trainer, von dessen Methodik ich noch heute profitiere", sagt er.

Zurück zur Corona-Bank vor seiner Haustür. Auf die Frage, wie lange sie noch steht, meint der Hobbyzimmerer gelassen: "Solange Corona ein Thema ist." Also vermutlich noch eine ganze Weile. Und er hat auch schon eine Idee für die Folgevariante. "Wenn es endlich einen Impfstoff gibt, baue ich vielleicht eine Impf-Bank." 

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