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Coswiger Folien weltweit gefragt

Die Folien von Elbtal Plastics werden für Schwimmbecken in fast 60 Länder exportiert.

Von Peggy Zill
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Der Kalander ist das Herzstück der Produktion. Er läuft rund um die Uhr fast das ganze Jahr. Nur im Dezember steht die Produktion kurz still.
Der Kalander ist das Herzstück der Produktion. Er läuft rund um die Uhr fast das ganze Jahr. Nur im Dezember steht die Produktion kurz still. © Norbert Millauer

Coswig. Es ist wie beim Kuchenbacken, sagt Michael Schumann. Der eine nimmt eine Backmischung, der andere rührt jede einzelne Zutat lieber selbst zusammen. „Da weiß man, was drin ist“, so der Geschäftsführer von Elbtal Plastics. So läuft es auch im Unternehmen. Im hauseigenen Labor entstehen quasi die Rezepte, die Rohstoffe werden selbst bestellt und zusammengemischt, der sogenannte Kalander, eine Anlage mit mehreren Walzen, macht dann eine Folie daraus.

Ein unterdessen weltweit gefragtes Produkt. In fast 60 Länder werden die Schwimmbadfolien aus Coswig verkauft. Elbtal Plastics gehört in diesem Bereich zu den Weltmarktführern. Pools und Schwimmbäder in Europa, China, Australien und USA werden mit den Produkten neu gebaut oder saniert.

Nachdem anfangs verschiedene Folien produziert wurden, habe man 2010 entschieden, sich auf die für Schwimmbäder zu spezialisieren, erzählt Michael Schumann. Seitdem habe sich der Umsatz mehr als verdoppelt, die Zahl der Mitarbeiter wuchs von 60 auf aktuell 95. „Unser großer Vorteil ist der sehr qualifizierte Mitarbeiterstamm“, sagt der Chef. Sieben Nationen arbeiten im Unternehmen an der Grenzstraße. Für den weltweiten Vertrieb sind Muttersprachler im Einsatz.

Produziert wird rund um die Uhr. Herzstück ist der Kalander. Die anfangs kaugummiartige Masse wird durch mehrere, beheizte Walzen geführt und immer dünner. Die Maschine steht nur einmal im Jahr still. Zwei bis drei Wochen im Dezember muss die Anlage überholt, Teile gewechselt werden, erklärt Carsten Schadewitz, Leiter Produktion und Technik. Die dafür notwendigen Elektriker und Mechaniker beschäftigt das Unternehmen selbst.

Das Pulver, bestehend aus PVC, Stabilisatoren und Pigmenten, mischen die Mitarbeiter vor Ort.
Das Pulver, bestehend aus PVC, Stabilisatoren und Pigmenten, mischen die Mitarbeiter vor Ort. © Norbert Millauer
Anschließend wird es erhitzt und bekommt so die Konsistenz eines Kaugummis. Dann geht es in den Kalander.
Anschließend wird es erhitzt und bekommt so die Konsistenz eines Kaugummis. Dann geht es in den Kalander. © Norbert Millauer
In Punta Cana (Dominikanische Republik) gibt es einen der größten Pools, der mit Folie aus Coswig gebaut wurde.
In Punta Cana (Dominikanische Republik) gibt es einen der größten Pools, der mit Folie aus Coswig gebaut wurde. © Elbtal plastics

Elbtal Plastics wirbt mit 120 Jahren Erfahrung in der Folienherstellung. Die Kötitzer Ledertuch- und Wachstuchwerke AG wurde Ende des 19. Jahrhunderts als Handwerksbetrieb unter dem Namen „Deutsche Pluviusin AG“ gegründet. 1924 wurde sie zur Aktiengesellschaft und ließ fortan rund 400 Mitarbeiter ihre Tücher bearbeiten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg ging der Betrieb unter dem neuen Namen VEB Cowaplast in Staatseigentum über. In der DDR fertigte man Kunstleder, Folien und Bodenbeläge. Vor allem für den Export. Die Privatisierung nach der Wende brachte den Betrieb zuerst nicht weiter.

Nach wirtschaftlichen Schwierigkeiten ging die Firma 1996 an die „Elbtal Folien GmbH“, sieben Jahre später wechselte das Werk zur KAP-Gruppe Fulda. Seitdem gibt es die Elbtal Plastics GmbH & Co KG. Stück für Stück wurden die alten Cowaplast-Gebäude saniert.

Elbtal Plastics will auch in Zukunft weiter wachsen. Weltweit gibt es geschätzt eine Milliarde Schwimmbecken. „Der Markt ist riesengroß“, so Schumann. Denn jeder Pool muss nach 20 bis 30 Jahren saniert werden. Und: „Der Klimawandel kommt uns entgegen.“ Auch Privatpersonen bauen zunehmend Pools. Etwa 90 Prozent der Folien gehen über Großhändler an Privatpersonen, der Rest wird für öffentliche Bäder produziert.

Die Folien in unterschiedlichen Längen, Stärken, Farben und Designs eignen sich besonders für die Sanierung von Badebecken. Alte Fliesen müssen dafür nicht erst abgehackt werden. Die Folie kommt einfach drüber. „So kann mit verhältnismäßig wenig Aufwand das Becken wieder abgedichtet werden.

Die Folie lässt sich auch an Ecken und Rundungen anpassen“, so Michael Schumann. Und es sieht dazu noch schön aus. Die Folien gibt es im klassischen Hellblau, aber auch sandfarben oder bedruckt in Marmor- oder Mosaikoptik. 86 verschiedene Schwimmbadfolien und Zubehör gehören zur Produktpalette. Technische Folien werden unterdessen weniger hergestellt.

Elbtal Plastics kümmert sich auch darum, dass die Schwimmbadbauer das nötige Know-how haben. Am Firmensitz gibt es Schulungen für Monteure. Hier wird das Verschweißen der Bahnen geübt. Weltweit arbeitet man mit freien Mitarbeitern zusammen, die den Einbau vor Ort unterstützen. Wenn etwa ein Pool an der Steilküste Südamerikas oder ein Wasserpark in Australien mit den Folien ausgestattet werden.

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