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Das Auge im Schaufenster

Michael Plüschke nimmt Sehbehinderten viele Unannehmlichkeiten ab. Dafür erhielt er einen besonderen Preis.

Von Ingolf Reinsch
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Augenoptikermeister Michael Plüschke zeigt ein getöntes Glas, wie es Menschen mit einer Sehbehinderung nutzen.
Augenoptikermeister Michael Plüschke zeigt ein getöntes Glas, wie es Menschen mit einer Sehbehinderung nutzen. © Steffen Unger

Bischofswerda. Kunst im Schaufenster – so etwas fällt auf. Bei Augenoptikermeister Michael Plüschke ist es seit einigen Tagen eine quadratische Plastik, die zu schweben scheint. Brillen wurden zu einem goldfarbenen Relief zusammengefügt, aus dem ein großes Auge hervorlugt. Die vom Leipziger Künstler Gerd Neumann geschaffene Plastik ist eine Auszeichnung, auf die Michael Plüschke und seine Frau Edith besonders stolz sind. Der Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen würdigt mit diesem Ehrenpreis, der im November 2018 verliehen wurde, das langjährige Engagement des Bischofswerdaer Handwerksmeisters und dessen sechs Angestellten bei der Betreuung und Versorgung von Sehbehinderten und Blinden. „Mit den Jahren haben Sie ein fabelhaftes Gespür entwickelt, Wünsche und Bedürfnisse unserer sehbehinderten Mitglieder und Ihrer Kunden zu erkennen. Sie besuchen sie zu Hause und nehmen ihnen eine ganze Menge Unannehmlichkeiten ab. Wer Unterstützung bei der Beantragung von Hilfsmitteln bekommt, weiß das zu schätzen“, sagte Ursula Weber vom Blinden- und Sehbehindertenverband in ihrer Laudatio.

Michael Plüschke bietet in seinem 1990 gegründeten Geschäft mehr als viele andere Augenoptiker. Er betreut sehbehinderte Menschen nicht nur in der Region Bischofswerda, sondern auch in Bautzen, Hoyerswerda, Löbau und Kamenz. Um die passende Sehhilfe zu finden, kommen zu ihm auch Dresdner und vor ein paar Tagen ein Leipziger. Was macht der Bischofswerdaer anders, als andere in der Branche? „Sie haben Ihr Know-how konsequent und kontinuierlich erweitert und halten moderne Geräte zur Augenuntersuchung vor. Genau das kommt unseren Mitgliedern zugute“, erklärte Laudatorin Ursula Weber.

Viel Zeit für die Beratung

Viele Patienten kommen auf Empfehlung des Augenarztes. Michael Plüschke und seine Mitarbeiter nehmen sich Zeit für eine gründliche Untersuchung, erstellen anschließend ein Protokoll und geben Empfehlungen für eine passgenaue Sehhilfe. Wird das vom Facharzt akzeptiert und verordnet, nimmt der Optikermeister Kontakt zur Krankenkasse auf und übernimmt die notwendigen Formalitäten. Für bestimmte Kassenleistungen gelten Festpreise, für Hilfsmittel für sehbehinderte und blinde Menschen dagegen nicht, da diese individuell angepasst werden müssen. „Es geht darum, Menschen Lebensqualität zu geben, sie in die Lage zu versetzen, alltägliche Dinge selbst zu bewältigen und, wenn sie noch arbeiten, möglichst ihren Beruf weiter ausüben zu können“, sagt Michael Plüschke. Er betrachtet dabei auch das konkrete Umfeld des Patienten, um sicherzustellen, dass dieser die Leistungen bekommt, auf die er einen gesetzlichen Anspruch hat. Um das für den Patienten geeignete Hilfsmittel zu finden, wird eine so genannte Low-Vision-Analyse durchgeführt. Dazu gehören eine ausführliche Anamnese, die Untersuchung der Augen und die Ermittlung des persönlichen Bedarfes.

Für die Verbesserung des Sehens in die Ferne kommen beispielsweise Fernrohrbrillen, Monokulare – vergleichbar mit einem Fernrohr – oder spezielle Filtergläser in Frage. Verbesserungen für das Nahsehen werden mit Lupen und Lupenbrillen, elektronischen Lupen oder Bildschirmlesegeräten erreicht. „Menschen mit extremem Sehverlust oder blinde Menschen, die mit visuellen Mitteln keine Verbesserung erzielen können, versorgen wir mit Vorlesesystemen oder Abspielgeräten für Hörbücher bzw. Tageszeitungen“, sagt der Optikermeister. Er arbeitet nicht nur mit dem Blinden- und Sehbehindertenverband zusammen, sondern auch mit Einrichtungen wie der Radeberger Begegnungsstätte Storchennest, wo taubblinde Menschen betreut werden. Viele von ihnen leiden am Usher Syndrom, durch das vor allem Menschen um die Mitte 30 ihr Seh- und Hörvermögen allmählich verlieren.

Nach drei Jahren führt Michael Plüschke in diesem Jahr wieder eine Hausmesse durch. Vertreter renommierter Firmen werden dafür am 18. Mai in den Bischofswerdaer Rathaussaal kommen, um Sehhilfen vorzustellen und Perspektiven für Menschen mit großen visuellen Einschränkungen aufzuzeigen, für die eine Brille nicht mehr ausreichend ist. Ein Angebot für Betroffene und Angehörige.

Zwei Ehrenpreise für Sachsen

Die Auszeichnung durch den Blinden- und Sehbehindertenverband, den Michael Plüschke seit dem Jahr 2003 auch als Fördermitglied unterstützt, bedeute ihm viel, sagt der Optikermeister. „Ich habe damit nicht gerechnet.“ Die Plastik, die man jetzt in seinem der Fronfeste zugewandten Schaufenster sehen kann, ist „eine außergewöhnliche Anerkennung für eine Arbeit, die ich schon sehr lange mache“, sagt er. Zwei Ehrenpreise wurden auf der Verbandstagung im November verliehen: einer an den Bischofswerdaer, der andere an das Leipziger Schauspielhaus für die Audiodeskription von Theaterstücken und die hervorragende blinden- und sehbehindertengerechte Einführung in die Stücke.

Bereits seit der Eröffnung seines Geschäftes widmet sich Michael Plüschke diesem Spezialgebiet – aus Interesse an der Optik. Aber auch aus sozialer Verantwortung. Von den Patienten kommt viel Dankbarkeit zurück. Das motiviert.

www.optik-plueschke.de