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Das Häuschen vom Zimmermann

Handwerker Lutz Müller setzt beim Bau von Eigenheimen ganz auf Holz. Dafür erweitert er seine Firma in Pulsnitz.

Von Reiner Hanke
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Zimmerermeister Lutz Müller will den Bau von Einfamilienhäusern aus Holz vorantreiben. Dafür braucht er mehr Platz und bezieht jetzt eine große Halle an der Dresdner Straße in Pulsnitz. Die Holzhäuser können zum Beispiel – ohne Fundament – auf solche Bode
Zimmerermeister Lutz Müller will den Bau von Einfamilienhäusern aus Holz vorantreiben. Dafür braucht er mehr Platz und bezieht jetzt eine große Halle an der Dresdner Straße in Pulsnitz. Die Holzhäuser können zum Beispiel – ohne Fundament – auf solche Bode © René Plaul

Pulsnitz. Die Zeit der Nähmaschinen in der großen Halle neben dem Getränkemarkt an der Dresdner Straße in Pulsnitz ist Geschichte. Die Firma Thieme hat die Produktion von Schutzanzügen an ihren Großröhrsdorfer Standort verlagert. In der Pulsnitzer Produktionshalle ist jetzt auf 1 000 Quadratmetern Platz für Ideen aus Holz. Ideen vom eigenen Heim aus Fichtenholz insbesondere.

Für die ist die kleine Zimmerei von Lutz Müller in Bischheim längst zu klein geworden für neue Projekte. Der Unternehmer baut Einfamilienhäuser aus Holz. Deshalb suchte der Zimmerermeister größere Produktionsräume. Die sollten möglichst auch an einer Hauptstraße liegen – ein bisschen präsent. In Pulsnitz wurde der Meister fündig. Bei einer Fahrt vom Eierberg abwärts in die Stadt habe er das Plakat mit dem Mietangebot gesehen: „Die Bremsspur ist bestimmt immer noch zu sehen“, sagt er. Gewerberaum sei derzeit sehr gefragt. So habe er sich sofort beworben. Jetzt kann er in der neuen Halle loslegen. Da ist bequem Platz für die sperrigsten Balken oder ganze Gartenhäuser. Sogar eine Kranbahn stehe zu Verfügung, um schwere Lasten zu bewegen, zum Beispiel zum Verladen von Lauben. Zerlegt im Paket bringen die schon mal zwei Tonnen auf die Waage. Derzeit richtet sich die Firma ein. Die Mitarbeiter entfernen Einbauten und Wände des Vorgängers. Das Holz werde natürlich wieder verwendet.

So entsteht ein Holzhaus.
So entsteht ein Holzhaus. © privat

Gestartet ist Lutz Müller vor gut zehn Jahren – 2008 – in Bischheim als Ein-Mann-Betrieb: „Ich bin mit dem druckfrischen Meisterbrief gleich zum Gewerbeamt“, erinnert er sich. Es war während der Finanzkrise kein leichter Firmenstart, ganz klassisch mit Dachstühlen und Carports habe er angefangen und sich mit vielen kleinen Aufträgen über Wasser gehalten: vom Zaun bis zum Terrassendach oder Sichtschutz. Das war damals in einer kleinen Feldscheune des Vaters. Dann kam 2012 die Idee mit den Holzhäusern. Die schwelte schon länger. Damals nutzte Lutz Müller die Chance, das erste Haus in Bayern zu errichten. Es wurden mehrere. „Aber für Holzhäuser brauchst du Platz und der war in Bischheim begrenzt.“ Auf die will sich der 44-Jährige jetzt konzentrieren. Der Bedarf sei geweckt, die Häuslebauer heutzutage offen für Holz. Die Auftragslage sei gut. Junge Familien, die über Wohngesundheit und Nachhaltigkeit nachdenken, seien die Zielgruppe.

Seit er mit seiner Firma Holzhaus Dresden am neuen Standort arbeite, habe er etliche Verkaufsgespräche geführt. Das Ziel fürs nächste Jahr lautet: ein Holzhaus pro Monat – in ökologischer Bauweise, betont er. So setze er nur Material ein, das baubiologisch und ökologisch einwandfrei ist. Die fertigen Vollholzwände zum Beispiel kommen ohne Leim und Folie aus. Lutz Müller spricht von den positiven Eigenschaften: Schallschutz, Raumakustik, Ästhetik und Wärmeschutz. Den merke der Besitzer eines Holzhauses an der Heizkostenrechnung. Holzhäuser seien nicht nur schön: „Sie bieten ein unvergleichliches Wohngefühl.“ Mitarbeiter und Zimmermann Luka Barth erklärt unterdessen, warum er so gern mit Holz arbeitet: „Holz ist Natur. Etwas Lebendiges und so vielseitig.“ Auch das Raumklima sei ein ganz anderes, viel angenehmer. So ein Holzhaus, wäre auch einmal sein Traum, sagt der 21-Jährige. In nur fünf Monaten sei so ein Traumhaus bezugsfertig. Um die 300 000 Euro kostet so ein Bau mit 130 bis 150 Quadratmeter Wohnfläche.

Die Firma von Lutz Müller hat sich darauf spezialisiert. Dafür braucht die Zimmerei mehr Platz und erweitert in Pulsnitz.
Die Firma von Lutz Müller hat sich darauf spezialisiert. Dafür braucht die Zimmerei mehr Platz und erweitert in Pulsnitz. © René Plaul

Die Wände für die Einfamilienhäuser kommen vorgefertigt von einem Geschäftspartner. Der Fachmann nennt sie Massivholzmauer. Die Pulsnitzer Holzbauer erledigen dann alles Weitere bis zum schlüsselfertigen Haus. So hat Lutz Müller auch andere Gewerke wie Klempner, Trockenbauer und Tischler im Team. 15 Mitarbeiter hat das Team inzwischen. Lutz Müller denkt, dass es bald 20 werden könnten.

Wobei Holzhaus nicht bedeute, dass das Holz auch von außen zu sehen sein muss, erklärt Lutz Müller. Die Fassade kann auch ganz klassisch verputzt werden. Innen sei auch Lehmputz sehr gefragt. Die Leute besinnen sich auf traditionelle Bauweisen, die seit hunderten von Jahren Bestand haben: „Sie wollen das zum Wohlfühlen.“ Für Lutz Müller sei auch schön, die Bauherren vom ersten Beratungstag bis zur Schlüsselübergabe zu begleiten, was für den Zimmermann ja normalerweise nicht die Regel sei. Da sei der Anteil mit dem Dachstuhl erledigt.

Die Halle biete jetzt auch genügend Raum, um Gartenhäuser, Dachbalken oder Terrassendächer vorzufertigen und zu streichen. Das können sparsame Kunden wetterunabhängig auch selbst in der beheizbaren Streichhalle tun. Auch als Lager brauche der Firmenchef die neuen Räume. Zwei Gartenhäuschen sollen bald auf dem Gelände die Blicke auf sich ziehen. Ein Muster-Holzhaus entsteht jetzt in Ohorn. In der einen Hälfte können künftig Interessenten probewohnen. Die ersten Anfragen hat der Meister schon auf dem Tisch.