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Das kleine, besondere Weingut

Wegen einer Briefmarke wurde er Weinbauer. Jetzt betreibt er den einzigen Terrassenweinberg im Wilsdruffer Vorland.

Von Uta Büttner
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Lars Wellhöfer betreibt ein kleines Weingut in Weistropp, wo er seit 2013 auch keltert. Sein Terrassenweinberg liegt in Kleinschönberg.
Lars Wellhöfer betreibt ein kleines Weingut in Weistropp, wo er seit 2013 auch keltert. Sein Terrassenweinberg liegt in Kleinschönberg. ©  Claudia Hübschmann

Klipphausen. Zufälle und Glück begleiten den Weg von Lars Wellhöfer. Der gebürtige Dresdner war gerade einmal neun Jahre alt, als er als Sammler eine westdeutsche Briefmarke in die Hand bekam: Zu sehen waren ein Männlein mit Rebstock und ein Weinbauer, der blaue Trauben im Fass stampft. 50 Pfennig war sie wert, das weiß Wellhöfer heute noch. „Ich war so begeistert, dass ich mich mit dem Weinbau beschäftigt habe.“ Heute betreibt der 48-Jährige einen kleinen Weinberg in Steillage in Kleinschönberg. Sein Weingut liegt in Weistropp, auch das war ein Zufall.

Als Weinbau-Liebhaber folgten Reisen nach Ungarn, in die Weinbauregionen. 1987 hat er die ersten drei Rebstöcke mit nach Sachsen gebracht und bei seiner Großmutter in den Garten gepflanzt. „Einen Rebstock gibt es dort sogar noch.“ Erste Kelterversuche schlossen sich an.

Nach seinem Abiturabschluss 1990 wollte er eigentlich Landwirtschaft studieren. Da kam ihm der zweite Zufall zu Hilfe: „An meiner Schule wurden Studenten für Gärungs- und Getränketechnologie gesucht. Das passte genau für mich.“ Abgeschlossen nach drei Jahren als Ingenieur, wurde sein Studium jedoch nicht bundesweit anerkannt. Deshalb hing Wellhöfer noch ein Jahr Studium an der Hochschule Köthen dran, um den Abschluss als Diplom-Ingenieur zu erhalten.

Der dritte Zufall: Als Zivildienstleistender im Bauhof der Gemeinde Klipphausen entdeckte er bei seiner Fahrt durch das Prinzbachtal den alten Weinberg in Kleinschönberg, in der Nähe der ehemaligen Schiebockmühle.

„Als ich die Wände vom Weinberg sah, wäre ich fast in den Straßengraben gefahren“, erzählt Wellhöfer, noch heute sichtlich begeistert von dem Anblick. Den Weinberg musste er einfach erwerben, um ihn – wie auch den alten Weinberg in Niederwartha – für den Weinanbau wieder urbar zu machen.

 An Wellhöfers Haus wächst noch ein ganz alter Rebstock, Sorte Gutedel. Der hat sogar den Umbau des Gebäudes überlebt 
 An Wellhöfers Haus wächst noch ein ganz alter Rebstock, Sorte Gutedel. Der hat sogar den Umbau des Gebäudes überlebt  ©  Claudia Hübschmann

Da er die Theorie zwar beherrschte, ihm aber Praxis und Erfahrung fehlten, suchte sich Wellhöfer zunächst eine Anstellung bei einem Winzer. Im Saale-Unstrut-Gebiet, beim Weingut Born, war er erfolgreich. „Dort wurde mir alles gezeigt, was ich wissen muss“, sagt er. So durfte er auch als Assistent des Kellermeisters mitarbeiten. Ursprünglich ein Jahr geplant, blieb er dreieinhalb Jahre dort.

1996 gründete Wellhöfer seinen Weinbaubetrieb. Doch der Zeitaufwand war aufgrund der Wege enorm. Gekeltert hat er in Radebeul, seine Weinberge lagen in Kleinschönberg und Niederwartha und gewohnt hat er in Dresden. Die Brücke in Niederwartha gab es anfangs noch nicht .

2012 kam Wellhöfer der vierte Zufall zu Hilfe. Bei einer Weinbergführung entdeckte er den zu verkaufenden Vierseithof in Weistropp. Er handelte sofort, kontaktierte den Eigentümer. „Es ging um Stunden.“ Am nächsten Tag wäre das Grundstück sicher vergeben gewesen, meint der Weinbauer. Ein Jahr später konnte Wellhöfer in Weistropp keltern, 2014 war das Wohnhaus so weit fertig, dass die Familie einziehen konnte.

„Seit 2013/14 hat mein Geschäft einen riesengroßen Sprung gemacht, da von da an eine Direktvermarktung möglich war“, sagt der Weinbauer. „Ansonsten funktioniert das Geschäft nicht.“

Seit 2016 bewirtschaftet Wellhöfer nur noch den Terrassenweinberg am Steinberg. Mit rund 3.000 Rebstöcken auf der etwa 1,1 Hektar großen Fläche habe er genug zu tun. Sein Spezialwein ist der Kernling. „Diese Rebsorte passt nach Kleinschönberg. Sie ist halbtrocken bis lieblich und geht gut bei den Kunden.“ 

Stolz ist Wellhöfer über sein Alleinstellungsmerkmal. Auf seinen Weinetiketten darf die Lage „Kleinschönberger Steinberg“ stehen, da es sich bei ihm um eine kleine geografische Einheit handele. Doch es gab nicht nur glückliche Zufälle. „Ich hatte auch riesengroße Rückschläge“, sagt der Wahl-Weistropper. 

So hatte er 2009 und 2010 fast keine Ernte. Das eine Jahr war es der Frost, das andere der viele Regen. Und nun ist es fast zu trocken, selbst für die etwa zehnjährigen Rebstöcke. Und bei Wein hilft auch kein Gießen mit Tankwagen, erklärt er. „Einzige Alternative wäre eine Tröpfchenbewässerung.“ Darin sieht Wellhöfer auch die Zukunft des Weinbaus. „Aber dafür braucht man auch das nötige Geld.“

Informationen unter www.weingut-wellhoefer.de