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Das wollen wir für Seifhennersdorf

Vor schwierigen Aufgaben stehen die neu zu wählenden Stadträte. Wen trauen die Bürger am ehesten zu, Bad, Museum, Schulen und anderes zu erhalten?

Von Holger Gutte
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Eine Ortsansicht von Seifhennersdorf mit Blick zur Kirche.
Eine Ortsansicht von Seifhennersdorf mit Blick zur Kirche. © Matthias Weber

Vier Wahlvorschläge mit insgesamt 25 Kandidaten sind für die Wahl des Stadtrates am 26. Mai 2019 in Seifhennersdorf zugelassen worden. Die Unabhängige Bürgerinitiative Seifhennersdorf (UBS) stellen dabei mit 13 die meisten Kandidaten zur Wahl. Neben den bisher im Stadtrat vertretenen Parteien und Wählervereinigungen von CDU, UBS und Die Linke bewirbt sich diesmal mit Seifhennersdorf Gesund und Sozial (SGS) auch eine neue Wählervereinigung mit drei Kandidaten für den Stadtrat. Die SZ hat allen diese drei Fragen gestellt und wollte wissen, was sie noch erreichen wollen.

Kann oder sollte sich Seifhennersdorf weiterhin Bad, Bibliothek und Museum leisten. Wenn ja wie?

CDU: Die Stadt hat sich zum familienfreundlichen Urlaubsort erklärt. Wir haben drei Schularten vor Ort, dazu brauchen wir diese Einrichtungen. Deshalb sind alle Beteiligten in der Pflicht alles zu unternehmen, gerade diese Einrichtungen zu halten, mit Leben zu füllen und die finanzielle Absicherung zu gewährleisten.

Unabhängige Bürgerinitiative Seifhennersdorf: Eindeutig "Ja" - unsere sparsame Kulturausstattung gehört zum normalen Standard, wenn sich der Landkreis Görlitz für über 50 Millionen Euro ein Luxus-Landratsamt leisten kann.

Die Linke: Die Betreibung dieser Einrichtungen sollte sich am tatsächlichen Bedarf orientieren. Gleiches gilt für den Betreiber. Es muss nicht immer die Stadt selbst sein. Auch Vereine können mit städtischer Unterstützung  - zum Beispiel durch Bereitstellen von Räumen, Großes leisten.

Seifhennersdorf Gesund und Sozial: Diese Einrichtungen - besonders das Freibad - sind nicht nur für die Seifhennersdorfer wichtig, sondern auch für viele Gäste von außerhalb, wie etwa für viele Kinder- und Jugendgruppen, die im Kiez Querxenland zu Gast sind. Diese Einrichtungen müssen auf jeden Fall erhalten werden. Dafür können wir uns eine Unterstützung durch Unternehmen oder andere Einrichtungen vorstellen. Für Vorschläge oder weitere Ideen sind wir offen und erwarten eine konstruktive und kreative Zusammenarbeit im Stadtrat.

Die Stadt finanziert aber noch weit mehr freiwillige Aufgaben. Wo muss/kann oder sollte hier gespart werden?

CDU: Die finanzielle Lage der Stadt ist bekannt und eine Aussprache beim Landrat hat klar ergeben, wer am Zug ist. Die Bürgermeisterin und die Stadtverwaltung haben Vorschläge zu unterbreiten, die dem Stadtrat zur Entscheidung vorzulegen sind. Wir sind bereit auch unbequeme, aber mehrheitsfähige Entscheidungen mitzutragen. Leider kommen von der Bürgermeisterin seit Jahren keine geeigneten Vorschläge. Unsere Ideen zu diesem Thema sind zum Beispiel die Reduzierung der Immobilien, die durch die Vereine genutzt sind, um diese effektiver zu nutzen.

Unabhängige Bürgerinitiative Seifhennersdorf: Auf keinen Fall bei wichtigen Angeboten und Einrichtungen, die das Leben in Seifhennersdorf bereichern. Wir wollen dort, wo es noch geht und Sinn macht sparen, das heißt bei Betriebskosten, ausufernder Bürokratie, alle Fördermöglichkeiten nutzen und Aufgabenkritik betreiben.

Die Linke: Sparen sollte Seifhennersdorf nicht. Grundsätzlich muss erkennbar sein, dass die Ausgaben zum Wohle der Stadt und der Bürger sichtbar sind.

Seifhennersdorf Gesund und Sozial: Finanzielle Kürzungen sind immer schmerzhaft und können oft zum Zusammenbruch von Traditionen oder wichtigen Einrichtungen des Ortslebens führen. Konkrete Aussagen dazu sind schwierig und müssen mit aller Weitsicht abgewogen werden, zumal sich die Haushaltslage doch jedes Jahr etwas anders darstellt. Pauschale Kürzungen der freiwilligen Aufgaben lehnen wir ab.

Sehen Sie die Zukunft der Stadt in einer Fusion mit einem Nachbarort? Wenn ja, mit welchem?

CDU: Grundsätzlich ist eine Fusion eine zukunftsweisende Idee, leider hat die Stadt Seifhennersdorf 2009 eine Möglichkeit für eine Fusion mit Ebersbach-Neugersdorf leichtfertig verspielt. Im Moment müssen wir uns erst mal um bessere Beziehungen zu unseren Nachbargemeinden bemühen. Durch unsere Randlage sind die Kandidaten für eine Fusion auch sehr begrenzt.

Unabhängige Bürgerinitiative Seifhennersdorf: Die große Fusionseuphorie ist abgeebbt, auch bei der Landesregierung ist das nur noch ein verhaltenes Thema. Seifhennersdorf war bereits 1991 mit vollen Segeln auf dem Weg in eine Fusion mit Leutersdorf und Spitzkunnersdorf, weil uns viele Gemeinsamkeiten verbinden. Die drei Orte haben seit den 1950er Jahren viele Jahrzehnte sehr eng und erfolgreich zusammengearbeitet. Wenn das zum Wohle der Einwohner fortgesetzt werden kann und sich dabei kein Ort vereinnahmt fühlt, ist das in Ordnung.

Die Linke: Eine Fusion von Seifhennersdorf sehen wir nicht als Hauptaufgabe. Wenn jedoch Nachbarorte Interesse bei der Stadt Seifhennersdorf anmelden, sollten die Einwohner darüber entscheiden können, welchen Weg die Stadt in Zukunft geht.

Seifhennersdorf Gesund und Sozial: Eine Fusion mit anderen Gemeinden ist für uns zunächst nicht im Focus. Wenn es in den nächsten Jahren neue Erfordernisse und Ideen für eine Fusion geben sollte, muss dies umfassend geprüft werden, um Nachteile für Seifhennersdorf und die Region auszuschließen.

Und was wollen sie erreichen?

CDU: Wir wollen uns für eine Stabilisierung der Stadtfinanzen einsetzen und die Zusammenarbeit zwischen Stadt und allen im Ort ansässigen Unternehmen jeder Größe verbessern, um diesen gute Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten. Durch Leerstandsmanagement und weiteren Ruinen-Rückbau soll der Ort schöner werden. Ein weiteres wichtiges Projekt ist der Bau des Rückhaltebeckens im Seifen, um einen besseren Hochwasserschutz für den Ort zu erreichen.

Unabhängige Bürgerinitiative Seifhennersdorf: Zuzüge - mehr Einwohner - junge Leute für die Oberlausitz. Seifhennersdorf bietet viele Grundlagen für ein glückliches und gesundes Leben. Wir wollen wieder mehr Lebensfreude etablieren, dann klappt es auch mit den Nachbarn.

Die Linke: Wir setzen uns ein für die Schaffung neuer Arbeitsplätze durch die Besiedlung der Gewerbegebiete, der Förderung ortsansässiger Unternehmen sowie dem Erhalt unserer „freiwilligen Aufgaben“ und der Unterstützung der Vereine. Wir unterstützen die Entwicklung einer leistungsfähigen Gastronomie sowie die Ortsbildverbesserung durch Abriss weiterer Industriebrachen und anderer baufälliger Gebäude. Wir setzen uns für den Bio-Landbau ein und den Direktverkauf auf Märkten wie den Leinewebertag. Wir sind für den Erhalt unserer Schulen und bezahlbarer Kindergartenplätze sowie einer verbesserten Verkehrsinfrastruktur mit Anbindungen an die umliegenden Bahnhöfe.

Seifhennersdorf Gesund und Sozial: Wir möchten uns vor allem in Fragen des Umwelt- und Klimaschutzes und dem Erhalt und der Förderung von sozialen und kulturellen Einrichtungen stark machen. Wichtige Themen sind für uns dabei die Aufforstung nach Sturmschäden, die Säuberung der Mandau sowie Informationen und Unterstützung bei Umweltfragen. Wir sind für die Erhaltung und Förderung von Institutionen, Einrichtungen, Schulen und dem Tourismus. Und wir sind für die Unterstützung und Vernetzung für Ehrenamt und Nachbarschaftshilfe.

Sie kandidieren für die CDU: (von links) Peter Friedrich Hänsgen, Alexander Schwerdtner, Katrin Ladwig, Herbert Rudolf Runge und Andreas Groß.
Sie kandidieren für die CDU: (von links) Peter Friedrich Hänsgen, Alexander Schwerdtner, Katrin Ladwig, Herbert Rudolf Runge und Andreas Groß. © privat
Sie kandidieren für die Unabhängige Bürgerinitiative Seifhennersdorf (UBS): (stehend, von links) Ines Großer, Stefanie Möse, Torsten Kern, Rita Schmidt,  Frank Fischer, Eva Domaschke,  René Döring, Lorinde Hennig, Matthias Grünert, Dieter Winkler, (hockend von links) Karin Berndt mit Enkelin und Enrico Großer. Es fehlt im Bild Christine Ludwig.
Sie kandidieren für die Unabhängige Bürgerinitiative Seifhennersdorf (UBS): (stehend, von links) Ines Großer, Stefanie Möse, Torsten Kern, Rita Schmidt, Frank Fischer, Eva Domaschke, René Döring, Lorinde Hennig, Matthias Grünert, Dieter Winkler, (hockend von links) Karin Berndt mit Enkelin und Enrico Großer. Es fehlt im Bild Christine Ludwig. © privat
Sie kandidieren für Die Linke: (von links oben nach rechts unten) Dörte Henkel, Gerda Kade, Anita Schniebs und Rüdiger Horn.
Sie kandidieren für Die Linke: (von links oben nach rechts unten) Dörte Henkel, Gerda Kade, Anita Schniebs und Rüdiger Horn. © privat
Sie kandidieren für Seifhennersdorf Gesund und Sozial (SGS): (von links) Martin Simon Müller, Katja Döring und Lars Ruge.
Sie kandidieren für Seifhennersdorf Gesund und Sozial (SGS): (von links) Martin Simon Müller, Katja Döring und Lars Ruge. © privat

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