SZ + Großenhain
Merken

Der Corona-Kantor

Kurz nach seinem Amtsantritt in der Großenhainer Marienkirche kam der Lockdown. Was hat Florian Mauersberger die ganze Zeit über gemacht?

Von Kathrin Krüger
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Kantor Florian Mauersberger trat sein Amt in der Großenhainer Marienkirche an, kurz bevor die Corona-Pandemie begann.
Kantor Florian Mauersberger trat sein Amt in der Großenhainer Marienkirche an, kurz bevor die Corona-Pandemie begann. © Kristin Richter

Großenhain. "Es war unerhört, es war ein Schock" erinnert sich Florian Mauersberger an die großen Corona-Ausgangsbeschränkungen ab März. Der neue Großenhainer Kantor hatte gerade zwei Wochen begonnen, mit den Musikgruppen der Marienkirche zu proben, da musste von heute auf morgen alles ausfallen. "Für meine Planungssicherheit war das tödlich", sagt der junge Dresdner Familienvater. Familiär fand er das Zuhause bleiben freilich angenehm. Beruflich war es ein hartes Vierteljahr. 

Denn seine Arbeit musste weitergehen. Was hat der Großenhainer Kantor in den letzten Monaten gemacht? "Wir mussten schnell reagieren, hatten manche Videokonferenz mit der Leitungsebene des Kirchspiels Großenhainer Land", blickt Mauersberger zurück. Gemeinsam mit Kirchenmusiker Stefan Jänke stellte er dann die Podcasts auf die Beine. 

Das waren musikalische Internetbeiträge, die sich die Gläubigen zu Hause anhören konnten, als es keine Gottesdienste gab. "Wir haben viele Vormittage lang  Aufnahmen mit Orgeln in unserer Region gemacht, Choräle zum Mitsingen", erzählt der Musiker, der als Corona-Kantor in die Geschichte der Großenhainer Kantorei eingehen wird. 

Ab Mitte Mai waren Gottesdienst wieder erlaubt, das Singen im Gotteshaus wieder möglich. "Wir waren die ersten, die in der Region dann geprobt haben", so der Kantor. Er musste die Sänger der Kantorei informieren. 

Der Drei-Meter-Abstand war in der Marienkirche gut einzuhalten. Dresdner Kantoreien hätten erst später ihre Proben wieder aufgenommen, weiß Florian Mauersberger: im Ratskeller oder anderen großen Räumen. In Berlin dürfe noch immer niemand in der Kirche singen. 

Dann kam die geplante Serenade am 28. Juni zum Kantorei-Geburtstag. Es sollte das Abschlusskonzert des Großenhainer Sommerfestes im Naturerlebnisbad werden. Doch alles musste in der Kirche beim Gottesdienst stattfinden. 

Der Kantor organisierte die Musik so, dass die Tenorstimmen in der Betstube standen, der Bass auf der ersten Empore sowie Sopran und Alt unten. Auch Posaunenchor und Flötenensemble konnten sich einbringen. "Das war die Probe, wie wir künftig Konzerte in der Marienkirche mit Hygienekonzept veranstalten können", erklärt der Kantor. 

Jetzt gehen Mauersbergers Gedanken schon Richtung Weihnachten. Die Stimmgruppenproben für das große Oratorium am 6. Dezember laufen schon. "Es treibt mich Tag und Nacht um, wie wir das mit dem nötigen Abstand geregelt kriegen", sagt er.

 Ein Einzelkämpfer ist der Dresdner in Großenhain aber nicht. Gemeinsam trage man Verantwortung für den Kirchenbetrieb. Und die Sänger halten zur Stange. Ob kleine oder große Kurrende  -  "wegen Corona haben wir niemanden verloren, der Gruppengeist ist geblieben",  freut sich der Kantor. 

Die Probenzeiten haben sich auf eine halbe Stunde reduziert. Doch für die Schulanfangs-Gottesdienste Anfang September musste das ausreichen. Die Sommerferien nutzt Florian Mauersberger nun für die Jahresplanung 2021. 

Ein großes Konzert zum 470-jährigen Geburtstag der Kantorei will vorbereitet werden. Im nächsten Juni soll es mit der Elbland Philharmonie stattfinden. Mauersberger sucht gerade ein passendes Stück als schönes Geburtstagsgeschenk. "Nächstes Jahr geht es volle Kraft voraus", gibt der Kantor hoffnungsfroh vor. 

Weitere Nachrichten aus Großenhain und Umgebung lesen Sie hier.