Der goldene Jonny

Die Sohlen leuchten in Grün, Lila, Blau oder Rot. Auch blinken können sie. Ein Schalter macht’s möglich. Erst vor wenigen Tagen kamen die goldglänzenden Schuhe vom chinesischen Onlineshop. Endlich ist das Outfit komplett. Der Goldjunge strahlt.
Auf Facebook hat Jonny René eine „offizielle Fanpage“ mit etwas über 100 Mitgliedern. Seit er neulich für Kabel 1 ins Kloster gegangen ist, sind es wieder einige mehr geworden. In der Doku, die sich immerhin rund eine Million Menschen anschauten, kam er zunächst ein bisschen arg dusslig rüber, gewann aber im Laufe der Sendung viele Sympathien gegenüber seinen schwer erträglichen Mitstreitern. „Am Ende hat sich das doch gelohnt“, resümiert er zufrieden.
Eigentlich heißt der 23-jährige Jonny Rönnefahrt und liegt gerade in den letzten Zügen seiner Ausbildung als Verkäufer in einem Dresdner Supermarkt. Bald soll er Abteilungsleiter in der Trockenware werden. Dann gibt es da aber noch diese andere Seite an ihm, die golden glänzende. Als Sänger nennt er sich seit einiger Zeit Jonny René. Ein Vorname als Nachname, das hat in der Hitparade schon immer gut funktioniert.
Und sogar ein Management hat schon: den Fernsehsender MyTVplus aus dem Elbepark. Hier steht Jonny regelmäßig im Studio und gibt vor dem Livepublikum den Einheizer, bevor die Sendung „Music Match“ beginnt – das quotenstärkste Format des Senders, bei dem Nachwuchskünstler um die Gunst der Zuschauer singen.
„Ich bin sehr dankbar, dass ich dort diese Plattform bekommen habe. Das könnte ein Sprungbrett für mich sein“, sagt er. Während der eigentlichen Aufzeichnung verfolgt er die Show aber bislang als Kameramann. Der Weg ins Musikbusiness ist steil und manchmal holprig.
Aber Jonny ist niemand, der gleich aufgibt, nur weil ihm jemand sagt, dass er nicht gut singen kann. Er war gerade 16, als er zum ersten Mal bei einem Casting von „Deutschland sucht den Superstar“ mitmachte. Damals hatte er gerade eine Ausbildung als IT-Systemkaufmann in Frankfurt am Main begonnen.
Er sang „Ein Stern, der deinen Namen trägt“ und bekam nicht mal die echte Jury mit Dieter Bohlen zu Gesicht. „Ich hätte wohl entweder besser oder viel schlechter sein müssen.“ Auch beim „Supertalent“ und bei „The Voice“ erging es ihm nicht anders. Es folgte ein Ausflug in die RTL2-Show „Naked Attraction“, bei der sich die Kandidaten dem Publikum splitterfasernackt präsentierten. Wer einmal in so einer Fernsehkartei gespeichert ist, der darf sich immer wieder über solche Angebote freuen. „Ich bereue das nicht, auch wenn ich heute nicht mehr unbedingt stolz drauf bin“, sagt Jonny.
Gern würde er irgendwann mal ins Dschungelcamp gehen. „Die meisten dort waren ja mal prominent und gehen dann da rein. Bei mir könnte das ja andersrum sein.“ Manch einer möge ihm das zwar nicht zutrauen, aber wenn er wolle, könne er auch mal auf Krawall machen.
Die Lust am Singen ließ er sich von den kleinen oder größeren Rückschlägen nie vermiesen, trat bei Hochzeiten und anderen Feierlichkeiten auf. Seine Ausbildung in Frankfurt brach er ab, als ihm das Leben dort zu teuer wurde. Zurück in Dresden, hätte er Oberleitungsmonteur werden können, half aber zunächst lieber im Supermarkt aus.
Sein Chef überzeugte ihn schließlich von einer Zukunft im Handel und gab ihm alle Freiheiten für seine künstlerischen Auftritte. „Er war wie ein Papa zu mir“, sagt Jonny. „So einen Chef findest du nicht wieder.“ Für seine Supermarktkette schrieb er sogar einen Fansong und sang hin und wieder bei Firmenfeiern. Seine eigene Mikrofonanlage hat er immer im Rollkoffer dabei.
Als Jonny eines Tages mit seiner Mutter durch den Elbepark schlenderte, fiel ihm das Sendestudio ins Auge. Hier könnte er doch mal sein Talent beweisen, dachte er sich, und als wenig später Darsteller für eine Reality-Soap gesucht wurden, stand er mit auf der Matte. Sogar vorsingen durfte er und wurde als Moderator entdeckt.
Irgendetwas muss der Senderchef in ihm gesehen haben, denn er bot Jonny einen Managementvertrag an. Seitdem darf sich Jonny als fester Bestandteil des Teams fühlen.
Seinen goldenen Anzug, der von nun an sein Markenzeichen sein soll, hat ihm Kabel 1 bezahlt, damit er in der Kloster-Doku ordentlich was hermacht. In der Benediktinerabtei Ottobeuren im tiefsten Bayern verbrachte er acht Tage. Zum Dank dichtete er ein Lied für die Mönche. Da er auf seinem Laptop zufällig eine Karaokeversion von Helene Fischers „Ich will immer wieder dieses Fieber spür’n“ dabei hatte, machte er daraus: „Ich will immer wieder ins Kloster gehen“.
Seine erste eigene Platte lässt noch auf sich warten. Immerhin habe er schon drei eigene Songs am Start. Am liebsten will er irgendwann als Partysänger durchstarten. Vielleicht auf Mallorca? Die MDR-Silvesterparty mit Ross Antony würde ihm aber auch erstmal reichen. Zunächst ist Jonny demnächst in der neuen MyTVplus-Sendung „Stars – Der Weg zum Erfolg“ zu sehen. Ausgang: offen.