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Der Herr des Weixdorfer Fußballarchivs

Vor acht Jahren startete Uwe Pordzik aus Ottendorf-Okrilla sein Projekt. Ein Ziel hat er vor Augen.

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Von Sylvia Gebauer

Uwe Pordziks Datenbank bekommt am Wochenende Futter. Ergebnisse, Tore, Spielberichte und Bilder. Akribisch trägt er es ein. So wird Weixdorfs Fußballgedächtnis mit jeder Zahl, jedem Fakt größer. Für den Ottendorfer Uwe Pordzik ist es eine Herzensangelegenheit. Einen Teil seiner Sammlung können alle Freunde der Sportgemeinschaft Weixdorf sogar nachlesen. Ein großes Ziel hat er sich selbst aber gesteckt.

30 Jahre später trafen sich die alten Weggefährten von damals in Weixdorf wieder.
30 Jahre später trafen sich die alten Weggefährten von damals in Weixdorf wieder.
Uwe Pordzik hat viele Dinge über den Fußball der Sportgemeinschaft Weixdorf gesammelt. Herzstück seiner Sammlung ist aber sein Rechner. Und auf seiner umfangreichen Datenbank sind viele Zahlen und Bilder zu finden. Er selbst steht bei den Spielen der erst
Uwe Pordzik hat viele Dinge über den Fußball der Sportgemeinschaft Weixdorf gesammelt. Herzstück seiner Sammlung ist aber sein Rechner. Und auf seiner umfangreichen Datenbank sind viele Zahlen und Bilder zu finden. Er selbst steht bei den Spielen der erst
Unter dem damaligen Trainer Bernd Neuhäußer gingen sie von 1982 bis 1984 auf Torejagd.
Unter dem damaligen Trainer Bernd Neuhäußer gingen sie von 1982 bis 1984 auf Torejagd.

Weixdorfs Fußballfamilie wird immer größer. 294 aktive Mitglieder, davon 194 allein im Nachwuchsbereich. Alle eint, ihr Fußballherz schlägt in den Farben rot und weiß. Auch das von Uwe Pordzik. Wimpel des Vereins hat er an der Wand seines Arbeitszimmers hängen. Viel Material rund um der Deutschen liebster Sportart hat er zu Hause. Aber sein Hauptaugenmerk liegt beim Fußball aus dem nördlichsten Dresdner Ortsteil. Man kann erahnen, was für eine Mammutaufgabe es für einen Einzelnen ist, alles zum Fußball in Weixdorf in einer Datenbank zu vereinen. Deshalb hat der Ottendorfer ausgewählt. „Mein Ziel ist, jedes Spiel der ersten Männermannschaft zu dokumentieren“, sagt Uwe Pordzik. Sein Auswahlkriterium klingt logisch. Ist von einem Verein die Rede, dann wird in erster Linie über die erste Männermannschaft gesprochen. Auch bei Dynamo Dresden ist das so. An deren Präsenz in den Medien oder bei den Stammtischen kommt die zweite Mannschaft oder der Nachwuchs bei Weitem nicht heran. Doch das soll das Engagement der Trainer und aller Ehrenamtlichen nicht schmälern. „Ohne den Nachwuchs funktioniert auch der Fußball in Weixdorf nicht“, stellt Uwe Pordzik klar. Und hier werden ja erfolgreich viele Eigengewächse integriert. Sie haben die Chance, später in der Ersten mitzuspielen. So tauchen letztendlich viele Spieler aus dem Nachwuchs in Uwe Pordziks Datenbank wieder auf. Zugleich hat er selber eine enge Beziehung zur ersten Männermannschaft.

Der Ottendorfer stand viele Jahre selber an der Seitenlinie. Betreute die erste Mannschaft unter anderem in der Saison 1991/1992 und letztmalig in der Spielzeit 2005/2006. Vor acht Jahren zog er sich dann aus dem aktiven Part zurück. Seitdem hat es ihm die Historie angetan. Zugleich wurde ihm die Liebe zum Weixdorfer Fußball ja auch in die Wiege gelegt. Seine Eltern Eva und Ehrhart Pordzik haben jahrzehntelang den örtlichen Fußball geprägt. „Die Familie ist den Weixdorfern ein Begriff“, sagt der Weixdorfer Ingo Fritzsche. Er und Uwe Pordzik haben Weixdorfs Fußballhistorie geschrieben. Vor acht Jahren begann dieses Projekt. Am Ende konnten sie nicht nur eine Chronik „Ist der Himmel blau – Die Weixdorfer Fußball-Historie“, so der Titel, sondern quasi ein Fußballarchiv den Weixdorfern präsentieren. Für Uwe Pordzik aber noch kein Grund aufzuhören. Denn es gibt noch viel zu tun. Wie wichtig so eine Datenbank sein kann, wurde bei einem besonderen Treffen in der Ortschaft jetzt klar.

Vor 30 Jahren spielten jene, die sich jetzt trafen, zusammen. Erlebten Sieg und Niederlage. „Unter dem damaligen Trainer Bernd Neuhäußer gingen sie von 1982 bis 1984 in der Dresdner Fußballbezirksliga auf Torejagd. Sie spielten zu dieser Zeit immerhin in der dritten Liga der DDR. Erfolgreich wurde in zwei Spielzeiten die Klasse gehalten“, fasst Uwe Pordzik die Erfolge der ersten Männermannschaft zusammen. Seine Datenbank hilft dabei. Anlass genug sich zu sehen, die Weixdorfer Fußballhistorie aufzuwärmen und über die alten Zeiten zu fachsimpeln. Viele deren, die damals auf dem Platz standen, sind der Sportgemeinschaft treu geblieben. „Vier Sportkameraden haben in den alten Bundesländern ihr neues Zuhause gefunden. Keiner hat aber seine Verbundenheit mit dem alten Heimatverein je verloren“, sagt Uwe Pordzik. Gemeinsam begaben sie sich jetzt auf Zeitreise. So manche Anekdote von damals kam wieder ans Tageslicht. Für Uwe Pordzik ein herrlicher Abend, bei dem er so manche neue Erkenntnis mitnahm.

Wie ein Schneekönig freut sich der Ottendorfer, wenn er ein weiteres Spiel aufnehmen kann. Viel gibt es hier noch zu tun. Leicht ist das Ganze nicht. Bis vor wenigen Jahren hatte Weixdorf kein Fußballarchiv. Quasi bei null musste Uwe Pordzik anfangen. „Mit dem Sammeln und Zusammentragen unzähliger Fotos begann es“, sagt er. Gespräche mit Zeitzeugen, das Forschen unter anderem in Zeitungsarchiven und im Dresdner Fußballmuseum gehören für ihn dazu. Stück für Stück will er das riesige Fußballpuzzle um die erste Mannschaft der SG zusammensetzen. Vom Freundschafts- bis zum Punktspiel, jedes wird aufgenommen. Unzählige Daten, denn 1920 begann die Weixdorfer Erfolgsgeschichte. „40 bis 50 Spiele waren es damals pro Jahr, heute sind es durchschnittlich 45 Spiele“, sagt Uwe Pordzik.

Wie lange er noch zu tun haben wird, kann der Ottendorfer schwer abschätzen. Über jeden Hinweis freut er sich. Zum Glück hat er alles digital. So kann er schnell sehen, ob ihm das Spiel in seiner Sammlung noch fehlt. Eines ist aber auch klar. An den Rechner kann er sich diesen Sonntag wieder setzen. Bereits heute kicken Weixdorfs Männer bei SC Borea Dresden.