Marcel Gundel kommt angeradelt, braun gebrannt, dunkelblaue Shorts, rot-gelbes T-Shirt, Sonnenbrille. Er steigt fix ab, läuft mit großen Schritten zum Einlass am Kleinen Galgenteich.
Dann eilt er noch quer über den Platz zur Badgaststätte, wo seine Partnerin Lea Wojzischke mit Helfern hungrige und vor allem durstige Badegäste versorgt. Auf einmal ist er da, lächelt und sagt: „Es läuft.“
Heute hat er bisschen Luft, kann auch mal in die Ecken des 50 000 Quadratmeter großen Areals gucken, in die er sonst nicht jeden Tag kommt, obwohl bereits Dutzende Besucher Abkühlung im Naturbad suchen. Und es werden mit steigenden Temperaturen immer mehr. „Aber heute ist der Hans da“, sagt Marcel Gundel.
Der Hans heißt mit Nachnamen Hoogervorst, ist gebürtiger Holländer, der im benachbarten Geising in der Tourismusbranche Wurzeln geschlagen hat und jetzt hier als Rettungsschwimmer ab und zu hilft – dank der Unterstützung der Stadt Altenberg.
Sie hat großes Interesse daran, dass ihr Naherholungsgebiet läuft. Deshalb ist jetzt auch wieder eine zweite Badkasse geöffnet am anderen Ende des Stausees. Dafür habe sich Bürgermeister Thomas Kirsten (Freie Wähler) sehr eingesetzt, betont Gundel. Und ist froh, dass sich die Stadt dort darum kümmert, die Zusammenarbeit auch sonst klappt, der eine dem anderen hilft.
Ist also alles so aufgegangen, wie erhofft? Gundel muss nicht lange überlegen. Obwohl es eine Menge Arbeit war, bereut der 27-Jährige die Entscheidung nicht. Nach über sechs Jahren in Norwegen, wo er bereits auf einem Campingplatz arbeitete und seine Partnerin kennenlernte, kehrte er nach Hause zurück. Vor allem der zwei kleinen Kinder wegen, die inzwischen zur jungen Familie gehören. Und auch wegen der Chance, sich den Traum vom eigenen Campingplatz erfüllen zu können.
Als die Stadt Altenberg nach einem neuen Pächter für die Anlage mit Naturbad, Sozialgebäude und Imbissversorgung suchte, griffen sie zu. Am 1. April konnten sie die Bewirtschaftung des Naherholungszentrums übernehmen. Und die begann erst einmal damit, das Sturmholz zu beseitigen. Beide versuchten zugleich, Grund in die Anlage zu bekommen, die Erholungsmöglichkeiten für Camper und Badegäste für die Sommersaison in guten Zustand zu bringen.
„Freizeit gab es die letzten Wochen nicht“, gesteht Gundel. Putzen, aufräumen, Rasen mähen … Die Arbeit wollte kein Ende nehmen. Zum Glück findet das junge Paar viel Zuspruch und auch deshalb manche helfende Hand. So wurde schon eine Menge geschafft. Zudem wurde eine Mitarbeiterin fest angestellt und unterstützen inzwischen zwölf Pauschalkräfte den Betrieb.
Gundel läuft über die gepflegten Liegewiesen, vorbei an Schatten spendenden Bäumen und Sträuchern. Vor einer Kunstfläche bleibt er stehen. „Das war mal ein Tennisplatz“, sagt er. Als dieser nach dem Winter auftaute, traute er seinen Augen nicht. Er dachte, der ganze Belag hat sich über die Jahre aufgelöst.
Doch beim Herumkratzen stellte sich heraus, Moos hatte sich breitgemacht und die Anlage mit einer rund zehn Zentimeter dicken Schicht überzogen. Davon ist nun nichts mehr zu sehen. Der Platz eignet sich aufgrund des nicht ebenen Untergrundes zwar nicht mehr zum Tennisspielen, aber nun können kleine und große Gäste hier kicken. Auch der Volleyballplatz wurde wieder zum Leben erweckt.
Das Planschbecken indes war aus Sicht von Gundel nicht mehr zu retten. Er machte aus der Not eine Tugend und einen Sandkasten daraus. Während er erzählt, bückt er sich ab und zu, sammelt nebenbei mal hier einen Fetzen Papier auf und da eine Zigarettenkippe. Die Besucher sollen sich schließlich wohlfühlen und gern wiederkommen. Es ist aber immer noch viel zu tun, und die eine oder andere neue Idee gibt es auch schon.
Deshalb muss privat noch manches zurückgestellt werden. „Wir sind vor zwei Monaten in die Wohnung im Sozialgebäude eingezogen“, erzählt er. „Aber wir leben immer noch aus den Kisten.“ Die Arbeit hatte Vorrang. Dennoch findet er: „Ich habe hier schon den schönsten Arbeitsplatz“ – Leute um sich, die Freude haben wollen, wo niemand Stress hat, und dazu ein wunderschönes Gelände, zählt er auf. Und früh kann er meistens schon mal ins Wasser rutschen. Alles rein beruflich, versteht sich. „Es könnte ja noch eine Bierflasche herumliegen“, sagt Gundel, lacht, schwingt sich auf sein Rad und dreht seine Runde.