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Die Torjägerin ist zurück

Ann-Catrin Höbbel kam im Sommer vom MTV Atlandsberg zum HC Rödertal. Die 25-Jährige hat beruflich noch einiges vor.

Von Christian Kluge
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Ann-Catrin Höbbel ist beim HC Rödertal oft für viele Tore gut. Am Sonnabend erwartet sie mit ihrem Team den TSV Nord Harrislee.
Ann-Catrin Höbbel ist beim HC Rödertal oft für viele Tore gut. Am Sonnabend erwartet sie mit ihrem Team den TSV Nord Harrislee. © Christian Kluge

Großröhrsdorf. HCR-Trainer Frank Mühlner war sichtlich zufrieden, als seine Torjägerin Ann-Catrin Höbbel am 26. Oktober – nach zwei Spielen Pause aus gesundheitlichen Gründen – wieder auflaufen konnte. Im Heimspiel gegen die SG Kirchhof war die 25-Jährige mit acht Treffern, davon drei verwandelte Siebenmeter, die erfolgreichste Werferin der Rödertalbienen, die am Ende mit 30:26 gewinnen konnten. Jetzt steht in Großröhrsdorf am Sonnabend ab 17.30 Uhr die Heimpartie gegen den TSV Nord Harrislee auf dem Programm. Da wollen Höbbel und ihre Teamkolleginnen die nächsten zwei Punkte einfahren.

Doch wie war eigentlich der sportliche Werdegang der Berlinerin, bis sie im Sommer diesen Jahres beim HCR einen Vertrag unterschrieb? „Ich bin im Berliner Norden aufgewachsen und habe bei den Reinickendorfer Füchsen mit dem Handball begonnen“, erzählt die junge Frau, die nach ihrem Abitur erst einmal eine Ausbildung zur Physiotherapeutin gemacht hat. „Vorher bin ich lange beim Schwimmen gewesen, aber das hat mir dann nicht mehr so viel Spaß gemacht. Eine Mannschaftssport wie Handball liegt mir mehr.“

Offensichtlich nicht nur ihr, denn auch ihre drei jüngeren Geschwister Bea-Janine (22), Jan-Phillip (21) und Linea-Sophie (17) spielen Handball – allerdings alle in Berlin. Interessant: „Meine Eltern haben keinen leistungsorientierten Sport betrieben“, erzählt Ann-Catrin. Dafür haben sie ihren Kindern aber ordentliche Gardemaße mitgegeben. Ann-Ca, wie der Spitzname der Torjägerin ist, bringt es auf 1,75 Meter Körpergröße. Damit und mit ordentlicher Sprungkraft ist sie natürlich prädestiniert für eine Rückraumposition. Beim HCR spielt sie auf der rechten Seite.

Torschützenkönigin in der 3. Liga

Bevor Höbbel ins Rödertal kam, wurde sie in der Saison 2018/19 erst einmal Torschützenkönigen in der 3. Liga Nord. Da war sie noch für den MTV Atlandsberg aktiv und vorher für den Berliner TSC. Den Wechsel zu den Bienen hat sie bisher aber überhaupt nicht bereut. Die junge Frau hat in ihrem Beruf Arbeit gefunden bei der Reha Nord an der Königsbrücker Straße. „Von meiner Wohnung in der Radeberger Vorstadt sind das nur acht Minuten mit dem Fahrrad“, lächelt die Handballerin, die von Montag bis Freitag mit dem HCR-Team trainiert, zweimal extra Krafttraining macht und dann noch die Wochenend-Auswärtsfahrten oder Heimspiele bestreitet.

„Deshalb arbeite ich auch nur 25 Stunden an vier Tagen in der Woche. Sonst würde ich das sportliche Pensum gar nicht schaffen.“ Zum Training in Großröhrsdorf oder im BSZ Radeberg fährt Höbbel gemeinsam mit anderen Spielerinnen, die ganz in ihrer Nähe wohnen. „Dafür haben wir extra einen Kleinbus vom Verein bekommen.“ Bleibt denn da überhaupt noch Zeit für Hobbys? „Naja, ich backe gerne und lese auch gern Krimis. Und ich fahre oft nach Berlin, um Freunde und meine Familie zu treffen.“

2016 hat die 25-Jährige ihre Physio-Ausbildung abgeschlossen und eine spezielle Weiterbildung im Bereich Bobath – ein Konzept für neurologische Lösungen – gemacht. Aber sie hat noch ein viel größeres Ziel. „Ich möchte hier in Dresden Medizin studieren“, erzählt Höbbel, die in diesem Jahr nur haarscharf am Numerus clausus gescheitert ist – trotz einiger Wartesemester und einem doch recht guten Abitur-Zeugnis mit der Note 2,0.

Das Grundstudium dauert erst einmal fünf Jahre. „Danach möchte ich noch meinen Facharzt für Orthopädie und Sportmedizin machen“, sagt Höbbel. Wie sieht es denn da mit der Familienplanung aus? „Momentan habe ich leider keine Zeit für einen Freund. Der müsste schon sehr viel Verständnis für meinen Sport mitbringen.“

Auch wenn ihr Leben für Nicht-Sportler sicher sehr anstrengend klingt, ist Ann-Catrin Höbbel „aktuell sehr zufrieden. Ich fühle mich wohl im Team, habe auch schon viele Spielanteile bekommen und viele Tore geworfen“. Ihr Vertrag beim HC Rödertal läuft zwei Jahre mit der Option für ein weiteres Jahr. „Die Ziele der Bienen sind sehr anspruchsvoll und ich möchte mithelfen, sie zu erreichen.“ Und das geht am besten mit vielen Toren und mit dem Start ins Arzt-Studium in Dresden im Sommer 2020.

Harrislee ist kein leichter Gegner

Viele Treffer von Höbbel kämen auch am Sonnabend gerade recht. Denn für die Rödertalbienen war der TSV Nord Harrislee bisher kein guter Gegner. In allen vier bisherigen Begegnungen ging der HCR als Verlierer von der Platte. In der letzten Spielzeit verloren die Mädels von Cheftrainer Frank Mühlner sowohl auswärts mit 27:31 als auch im Bienenstock knapp mit 23:24. Doch die Bienen konnten sowohl vor dem handballfreien Wochenende als auch zuletzt in Solingen Siege einfahren.

Das stimmt den HCR-Coach optimistisch: „Wir haben die letzten beiden Partien gewonnen und wollen damit jetzt bestimmt nicht aufhören, sondern uns in der Tabelle weiter nach oben schieben. Die Erfolge haben unserem Selbstbewusstsein gutgetan. Das merkt man vor allem im Training.“ Dort fehlte dem Cheftrainer am Montag allerdings die angeschlagene Brigita Ivanauskaite, die beim letzten Auswärtsspiel verletzt ausgewechselt wurde. (ft)

www.sportdeutschland.tv/hbf

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