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Dirt-Bike-Anlage fast fertig

Junge Leute aus der ganzen Welt halfen in Pulsnitz mit. Zwei Tage Dauerregen brachten Verzug. Gefeiert wurde gestern trotzdem.

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© Kristin Richter

Von Constanze Knappe

Pulsnitz. Nach zwei Tagen Dauerregen ist nichts mehr, wie es war. Auf der Dirt-Bike-Anlage in Pulsnitz stehen große Pfützen. Dabei sollte die Anlage am Donnerstag in Betrieb gehen. Erik Käppler hatte sich schon gefreut, endlich mit seinem Dirt-Bike richtig üben zu können. Der 15-Jährige ist einer von sieben Pulsnitzer Jugendlichen, die während der Ferien mit Schaufel, Spaten und Schubkarre zugange waren. Während des Schülerpraktikums in einem Architekturbüro hatte Erik Käppler das erste Mal von den Plänen für eine solche Anlage in Pulsnitz gehört. Das machte ihn neugierig. Als es nun darum ging, die Sache in die Tat umzusetzen, musste er deshalb nicht lange überlegen und packte mit an.

Das Jugendworkcamp des Vereins Internationale Jugendgemeinschaftsdienste führte Jugendliche aus aller Welt in Pulsnitz zusammen. Obwohl keiner von ihnen Dirt-Biker ist, bauten sie die neue Anlage – und hatten ihren Spaß dabei.
Das Jugendworkcamp des Vereins Internationale Jugendgemeinschaftsdienste führte Jugendliche aus aller Welt in Pulsnitz zusammen. Obwohl keiner von ihnen Dirt-Biker ist, bauten sie die neue Anlage – und hatten ihren Spaß dabei. © Kristin Richter

Doch dafür braucht es viele Hände. Wie die von Bo Mengqi zum Beispiel. Die Chinesin ist eine von 15 jungen Leuten, die während eines Jugendworkcamps seit Montag voriger Woche die Dirt-Bike-Anlage in Pulsnitz gebaut haben. Sie sei nach Europa gekommen, um Natur, Land und Leute kennenzulernen. Die 20-Jährige studiert Bauingenieurwesen. Dass sie während ihres Aufenthalts in Europa ausgerechnet im Pulsnitzer Schlamm wühlte, habe ein bisschen mit ihrem späteren Beruf zu tun. „Trotz Blasen an den Händen hat es Spaß gemacht“, sagt sie. Das bestätigen die Anderen, die zum Beispiel in Tschechien, Kroatien, Italien und Frankreich zu Hause sind. Gekannt haben sie sich vorher nicht. Erst das Projekt des Vereins „Internationale Jugendgemeinschaftsdienste“ führte sie in Pulsnitz zusammen. Mit ganz unterschiedlicher Motivation. „Zwei Wochen aus Berlin rauskommen und mal was anderes erleben“, führte Artinis hierher. Der 17-jährige Schüler ist gebürtiger Albaner und lebt seit einiger Zeit in Berlin. Verständigt hat man sich größtenteils in Englisch, da konnte auch Gymnasiast Erik Käppler mitreden. Oder mit Händen und Füßen.

Die Feinheiten machen den Unterschied

Mit Schaufel und Spaten baute die bunt zusammengewürfelte Truppe die zehn Elemente der Dirte-Bike-Anlage. Mit eigener Muskelkraft haben sie die aufgeschütteten Erdhaufen so verdichtet, dass einige inzwischen hart wie Stein sind. Das bedeutete durchaus Schinderei. Doch die jungen Leute nahmen es gelassen. „Wie die Strecke angelegt ist, welchen Abstand die Elemente haben und welche Höhe, da steckt Logik dahinter“, erklärt Pierre Beyer. Der Dresdner gilt als Dirt-Bike-Experte, hat schon den Bau anderer Anlagen in der Region wie in Großröhrsdorf und Neukirch/Lausitz betreut. Man hätte die Anlage von einer Firma bauen lassen können. Doch abgesehen von den immensen Kosten bleiben dabei häufig die Feinheiten außen vor. Dies sei ein Grund, weshalb manche gut gemeinte teure Anlage in anderen Städten ungenutzt bleibt. „Weil sie aus sportlicher Sicht ungeeignet ist“, so die Erfahrung von Pierre Beyer. In Pulsnitz soll genau das nicht passieren. Deshalb haben er und drei seiner Mitstreiter vom Dresdner Verein 248 Wheels beraten und mit angepackt. In der Szene kennt man sich. Dass Dresdner Dirt-Biker auch mal in Pulsnitz über die Strecke gehen werden und den Jugendlichen hier Tricks verraten, ist durchaus gewollt.

Die Elemente sind von 50 Zentimetern bis 1,50 Meter groß mit steigendem Schwierigkeitsgrad. Man hätte sie aus Holz errichten können, was jedoch Kosten zum Beispiel für die regelmäßige Tüv-Abnahme bedeutet hätte. Für die Erdhaufen entstehen kaum Folgekosten. Dass die Pulsnitzer Jugendlichen, die im Schweiße ihres Angesichts mitbauten, ein Auge auf die Anlage an der Fabrikstraße haben werden, davon darf man ausgehen. „Sie werden die Elemente jedes Mal mit Folien abdecken. Um die Abdeckung und die Schaufeln für kleine Ausbesserungen aufzubewahren, müsste noch ein Schuppen oder Container aufgestellt werden“, erklärt Christoph Semper vom Netzwerk für Kinder- und Jugendarbeit in Pulsnitz, einem Partner der Aktion.

Erste Fahrten am Wochenende möglich

Leider machte das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Zwei Tage Dauerregen hinterließen an der bis dato unvollendeten Strecke ihre Spuren. Die wurden gestern behoben und der Pumptrack - eins der Elemente - fertiggestellt. Anderes musste liegenbleiben. Die Einweihung am Donnerstag fiel trotzdem nicht ins Wasser, auch wenn die Dresdner Freaks auf der Strecke noch keine Stunts demonstrieren konnten. Gefeiert wurde dennoch – der Abschied für die Teilnehmer des Camps, unter denen übrigens kein einziger Dirt-Biker ist. Sie würden gerne wieder kommen und länger bleiben. Geschlafen haben sie in der zum Camp umgestalteten benachbarten Sporthalle. Dort haben sie auch selbst jeden Abend international gekocht. In Pulsnitz schauten sie sich das Pfefferkuchenmuseum an, außerdem waren sie auf der Bastei und beim Stadtfest in Dresden. An ihrem heutigen letzten Tag paddeln sie im Spreewald.

Wenn die Strecke weiter abtrocknet, könnte am Wochenende das erste Mal gefahren werden. Mit Unterstützung von Pierre Beyer wollen Pulsnitzer Jugendliche die Arbeiten in der nächsten Woche beenden, so Christoph Semper. Eine Erweiterung der Anlage wäre durchaus denkbar nach hinten hinaus oder durch eine zweite Spur, sagt er. Auch sonst haben sich Jugendliche aus Pulsnitz Gedanken gemacht. Die Anlage würde sich als Jugendtreffpunkt eignen, finden sie. Wie das umsetzbar ist, könnte eine Aufgabe für den neuen Jugendstadtrat in Pulsnitz sein.