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Dresdens Herr der Wimmelbilder

Marian Meinhardt-Schönfeld verdient sein Geld mit äußerst detailreichen Comics. Bei seinem 100. Wimmelbild verlangte die Corona-Krise ein bestimmtes Accessoire.

Von Henry Berndt
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Marian Meinhardt-Schönfeld alias Mamei zeichnet seit Jahren Wimmelbilder.
Marian Meinhardt-Schönfeld alias Mamei zeichnet seit Jahren Wimmelbilder. © privat

Dresden. Alles begann mit einer fixen Idee. Als Illustrator für die damalige Werbeagentur Neuwerk, die heute unter dem Namen Oberüber Karger zur DDV Mediengruppe gehört, sollte Marian Meinhardt-Schönfeld eine Werbekampagne für die Zeitung gestalten. Das war im Jahr 2007.

"Zu dieser Zeit war gerade meine zweite Tochter geboren worden und mit der Großen haben ich schon manchmal Wimmelbilder angeschaut", erinnert sich der 49-Jährige. Also warum eigentlich nicht mal ein Wimmelbild als Werbemotiv? 

Zunächst seien viele skeptisch gewesen, doch als er das Werk erst einmal fertig hatte, war diese Skepsis schnell verflogen. Bald war sein erstes Wimmelbild in Großaufnahme in der Stadt zu sehen. Es zeigt den gut besuchten Albertplatz. Minutenlang kann man das Motiv betrachten, und findet an jeder Ecke immer wieder neue Details. Einen grölenden Dynamo-Fan, eine Oma mit Schrubber, und einen Punk im Disput mit einem Ordnungshüter.

"Die Reaktionen haben mich umgehauen", sagt Mamei, wie er sich als Künstler nennt. Das griffige Pseudonym hat ihn, nebenbei gesagt, auch dazu bewogen, nach seiner Hochzeit seinen Geburtsnamen Meinhardt nicht ganz abzulegen. Nicht nur die Leser waren damals begeistert von seiner Wimmelbild-Idee, sondern auch andere Auftraggeber, die nun einer nach dem anderen bei ihm anklopften. 

Zunächst widmete er sich daraufhin nebenberuflich immer neuen Wimmelbilder. 2013 wagte er schließlich den Schritt in die Selbständigkeit. 

Sein erstes Wimmelbild war im Jahr 2007 als SZ-Werbung in der Stadt zu sehen.
Sein erstes Wimmelbild war im Jahr 2007 als SZ-Werbung in der Stadt zu sehen. © privat

Seitdem ist er für Schulbuchverlage genauso kreativ wie für große Unternehmen wie Volkswagen - oder, ganz aktuell, für das Kreiskrankenhaus Freiberg. Drei bunte Motive für Busse sollten entstehen, die Lust auf die Arbeit im Krankenhaus machen. "Als ich mein 100. Wimmelbild fast fertig hatte, waren wir schon mitten in der Coronakrise", sagt er. Daher lag es nahe, ihn zu fragen, ob er die 200 Personen auf den Bildern noch mit Masken ausstatten könnte. Konnte er natürlich, auch wenn der Aufwand beträchtlich war.

Jedes seiner Wimmelbilder entsteht nach dem selben Prinzip. Erst werden die Szenen besprochen, dann malt er sie mit Bleistift vor. Anschließend werden die Skizzen getuscht und am Schluss koloriert. "Für den letzten Schritt nutze ich den Computer", sagt er. Andernfalls könnte jeder Farbklecks auf dem Papier die Arbeit von Tagen zunichte machen. 

Überhaupt habe er mindestens bis zum 50. Wimmelbild gebraucht, bis er so etwas wie  eine Routine für seine Arbeit gewonnen habe. "Inzwischen weiß ich, welche Farben gut zueinander passen und muss dafür nicht mehr experimentieren."

Ein bisschen Effizienz wird schließlich auch von einem Künstler verlangt. Dennoch brauche er für ein großes Bild bis zu zwei Monate von der Idee bis zum fertigen Werk. Die vergangenen drei Jahre war Marian Meinhardt-Schönfeld stets komplett ausgebucht. Dabei geht es bei zehn Aufträgen im Schnitt acht Mal um Wimmelbilder. "Jetzt in der Krise sind die Aufträge etwas zurückgegangen", sagt er, "aber diese Erholung tut mir auch mal ganz gut."

Sein großes Ziel ist es langfristig, auch international mit seinen Comics durchzustarten. Seine Wimmelbild-Agenten sind bereits in der Spur.

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