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Uwe-Steimle-Interview: "Ich werde gejagt"

Der Kabarettist Uwe Steimle provoziert und wurde von der AfD für die Ehrenmedaille der Stadt vorgeschlagen. Im SZ-Interview erklärt Steimle seine Sicht.

Von Andreas Weller
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Kabarettist und Schauspieler Uwe Steimle sprach mit der SZ über die Vorwürfe, er agiere als Sprachrohr von Rechtsextremen.
Kabarettist und Schauspieler Uwe Steimle sprach mit der SZ über die Vorwürfe, er agiere als Sprachrohr von Rechtsextremen. © Thomas Kretschel

Dresden. Sein T-Shirt mit der Aufschrift "Kraft durch Freunde", das offenbar auf die Nationalsozialistische Gemeinschaft "Kraft durch Freude" anspielt, sorgte für großes Entsetzen. Immer wieder wird Uwe Steimle mit rechten Zusammenhängen in Verbindung gebracht.

Dabei ist Steimle bekennender Linke-Wähler. Er fühlt sich "missverstanden und missbraucht" - sogar von einer Unterstützungs-Petition und dem Vorschlag, ausgezeichnet zu werden, sagt er im Gespräch mit der SZ.

Herr Steimle, wie bewerten Sie die Petition, Ihnen die Ehrenmedaille der Stadt zu verleihen?

Es ist unglücklich, wie das gelaufen ist. Ich verstehe Barbara Lässig, dass sie diese Petition einreicht. Aber sie hätte vorher mit mir sprechen müssen. Man darf nicht mit einer fremden Sache kommen und sie als seine eigene wegtragen.

Bedeutet das, Sie wollen die Medaille gar nicht?

Dafür gibt es Gremien. Wenn die Gemeinschaft es will, dann ja. Aber ich frage mich, weshalb ich immer benutzt werde. Ich mache meine Arbeit und fertig. In dem Moment, in dem eine Petition bemüht werden muss, wird es schwierig.

Sehen Sie das generell so?

Nein. Die Petition zum Erhalt der ehemaligen Herkuleskeule würde ich sofort unterschreiben. Das ist Bauhaus in Reinkultur und sollte unbedingt erhalten bleiben, auch für die Menschen in dem Viertel.

Sie kämpfen auch für die Sanierung des Fernsehturms.

Als Bürger dieser Stadt werbe ich für meine Ideen. Wenn andere bessere haben, schließe ich mich dem an. Toleranz ist die Einsicht, dass der andere auch Recht haben kann. Wenn aber viele Dresdner den Fernsehturm haben wollen, darf sich der Oberbürgermeister nicht dagegen stellen. Oder anders ausgedrückt: Demokratie ist kräftezehrend, da ist Diktatur schon einfacher, aber nur, weil alles vorgegeben wird.

Hat die AfD Sie ohne Ihr Wissen für die Medaille vorgeschlagen?

Frau Lässig hat mit mir gesprochen. Aber die ist ja nicht in der AfD. Ich habe erst später erfahren, dass sie für die AfD arbeitet und es der Vorschlag der AfD ist.

Stört es Sie, dass die AfD Sie vorgeschlagen hat?

Nein. Ich meine, man muss mit der AfD reden. Sie auszuschließen, halte ich für falsch. Wenn man feststellt, dass es unvereinbar mit den eigenen Positionen ist, dann kann man das beenden. Die AfD ist für mich eine konservative bürgerliche Partei. Wenn die AfD Mist erzählt, bekommt sie von mir auch eine drauf.

Was mich gestört hat ist, dass die Fraktionsvorsitzende der Grünen mir Sympathie für Reichbürgerthesen unterstellt und das „Kraft durch Freunde“-T-Shirt kritisiert, dann aber zu keinem Gespräch mit mir bereit ist.

Hätten Sie denn die Medaille verdient?

Das kann ich nicht beurteilen. Da bin ich demütig. Glaube aber, dass die Person, die es öffentlich gemacht hat, mir einen Bärendienst erwiesen hat. Vor allem aber die Person, die es öffentlich gemacht hat. Die Medaille wäre eine schöne Sache, aber ich werde dadurch nicht reicher oder klüger. Was mich ehrt, ist wenn nach einer Vorstellung ein älterer Mann zu mir kommt, um ein Autogramm bittet und sagt: „Schön, dass Sie mit Edding unterschreiben. Die werden nämlich in Bautzen hergestellt und ich stehe jeden Tag hinter der Maschine.“ Das ist mir jetzt in Cunewalde so gegangen.

Ich verstehe nicht, dass man sich die Chance entgehen lässt und immer diese Einordnung in rechts und links vorgenommen wird. Ich bin nicht links, ich bin nicht rechts - ich bin vollständig. Aber ich bin auch kein Chamäleon, dass sich immer anpasst. Ich habe im übrigen immer öfter das Gefühl: Sie können in diesem Land selbstverständlich alles sagen, was sie denken. Sie müssen nur das Richtige denken.

Ich denke, Sie wählen Die Linke?

Ja, weil es die einzige Partei ist, die sich ernsthaft für Frieden einsetzt. Da nehme ich andere Dinge in Kauf.