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Opernball: Judith Rakers sagt Moderation ab

Der Orden für den Diktator al-Sisi gehe zu weit. Daran ändert auch die Entschuldigung des Ballvereins nichts. Auch Roland Kaiser hat sich entschieden.

Von Henry Berndt & Dominique Bielmeier & Nadja Laske
 4 Min.
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Judith Rakers sollte zusammen mit Roland Kaiser den nächsten Semperopernball moderieren. Doch die Tagesschau-Sprecherin sagte nach dem Eklat um den Orden für al-Sisi ihre Teilnahme ab.
Judith Rakers sollte zusammen mit Roland Kaiser den nächsten Semperopernball moderieren. Doch die Tagesschau-Sprecherin sagte nach dem Eklat um den Orden für al-Sisi ihre Teilnahme ab. © Sven Ellger

Kommt sie, oder kommt sie nicht? Das hatten sich in den vergangenen Tagen viele Dresdner gefragt, nachdem Semperopernball-Moderatorin Judith Rakers bereits am Dienstag auf Twitter erklärt hatte: "Aus dem kulturellen Ereignis #Semperopernball ist durch die Verleihung des St.-Georg-Ordens an al-Sisi ein politisches geworden. Mich irritiert diese Verleihung sehr und ich bin seitdem in Gesprächen über die Konsequenzen, die ich als Moderatorin des Balls ziehen möchte."

Diese Konsequenzen machte sie nun konkret: Wie sie am Mittwochabend per Twitter erklärte, habe sie den Ballverein bereits am Montag um Auflösung des Moderations-Vertrages gebeten "und warte noch immer auf Zustimmung". 

Auch Roland Kaiser äußert sich in den sozialen Medien zu seiner angekündigten Konsequenz der Ordensverleihung an den ägyptischen Diktator. Auf Facebook erklärt er, die Verleihung an al-Sisi "widerspricht allem, wofür ich als Künstler und als Mensch stehe". Er distanziere sich von ihr "mit allergrößtem Nachdruck". 

Hätte er vorab davon erfahren, hätte er seine Teilnahme am Ball nicht zugesagt. Die Entschuldigung des Semperopernball-Vereins nehme er zur Kenntnis. "Sie und die Zusicherung, dass die Preisverleihung in keiner Weise Bestandteil des Programms sein wird, waren für mich eine Grundvoraussetzung, um überhaupt über die Aufrechterhaltung meiner Teilnahme nachzudenken."

Kaiser habe mit dem MDR, aber auch mit Freunden und Partnern darüber gesprochen und sich die Entscheidung nicht leicht gemacht – "nicht als Anhänger unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung, nicht als Träger der Ehrenmedaille der Landeshauptstadt Dresden und nicht als großer Freund der Dresdner".

Roland Kaiser vor der Dresdner Semperoper. Ganz so euphorisch blickt der Schlagersänger heute nicht mehr auf seine Moderation des Opernballes am 7. Februar. 
Roland Kaiser vor der Dresdner Semperoper. Ganz so euphorisch blickt der Schlagersänger heute nicht mehr auf seine Moderation des Opernballes am 7. Februar.  © Sven Ellger

Letztendlich habe er sich dafür entschieden, den Semperopernball zu moderieren – "und zwar nicht trotz, sondern vielleicht gerade wegen dieses Vorfalls". Gemeinsam mit den Gästen auf der Bühne und im Publikum will er beweisen, "dass das Herz des Semperopernballs für Pluralismus, Meinungs- und Pressefreiheit, Toleranz, Freiheit und Demokratie schlägt". 

Kaiser betont, diesen Weg für sich allein gewählt zu haben. Und er lässt durchblicken, bereits über Judith Rakers Absage informiert zu sein: "Ich respektiere ebenso die Entscheidung meiner lieben Kollegin Judith Rakers, auch wenn ich bedauere, nicht mit ihr gemeinsam auf der Bühne stehen zu können." 

Außerordentlich traurig sei er darüber, dass seine Moderation "unter derart unglücklichen Umständen stattfinden wird". Seit Monaten habe er sich auf dieses gesellschaftliche Großereignis vorbereitet und gefreut. 

Ballchef Hans-Joachim Frey sagt auf SZ-Anfrage am Mittwochabend: "Ich verstehe die Entscheidung von Frau Rakers. Sie hat als Journalistin und Tagesschau-Moderatorin eine besondere Rolle inne." Mit einer anderen Moderatorin an der Seite von Roland Kaiser sei man im Gespräch, so Frey weiter. 

In einer Erklärung des Ballvereins wird am Mittwochabend schließlich die Absage von Judith Rakers offiziell verkündet. Die Gespräche mit den beiden Moderatoren seien mit dem Ergebnis zu Ende gegangen, dass Roland Kaiser weiterhin als Moderator zur Verfügung stehe, Judith Rakers den Semper Opernball e.V. jedoch gebeten habe, sie aus dem Vertrag zu entlassen. 

"Als Semperopernball respektieren wir den Wunsch von Judith Rakers", heißt es in der Mitteilung. "Wir haben in ihrer Rolle als Tagesschau-Sprecherin volles Verständnis dafür." Umso mehr freue man sich, "dass Roland Kaiser weiter an unserer und vor allem an der Seite der Dresdner Ballfreunde steht". Hans-Joachim Frey kommt in der Erklärung auch auf den Musiker Peter Maffay zu sprechen, der beim Ball auftreten wird. Dieser hatte am Mittwoch gegenüber der Presse erklärt, dass die Verantwortlichen des Semperopernballs die Kritik ernst genommen und sich entschuldigt haben und er daher auftreten werde.

MDR überträgt Ball trotzdem

Der Semperopernball werde zeitnah noch in dieser Woche bekanntgeben, "welche Dame in diesem Jahr an der Seite Roland Kaisers moderieren wird". 

Der MDR hat den Ball in den vergangenen Jahren im Fernsehen übertragen. Für die Verleihung des St.-Georg-Ordens an al-Sisi habe man kein Verständnis, teilt der Sender mit. Den Ball werde man trotzdem im MDR ausstrahlen. "Der Semperopernball bleibt ein wichtiges Stück Kultur aus Mitteldeutschland, welches jedes Jahr viele Menschen in Dresden und darüber hinaus begeistert." Die Übertragung erfolgt allerdings nur unter der Bedingung, dass die Ehrung des ägyptischen Machthabers in der Ballnacht keine Rolle spielen werde. "Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht und haben volles Verständnis für die Entscheidung von Judith Rakers, ihre Moderation abzugeben."

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