SZ +
Merken

Dresden schafft neuen Besucher-Rekord

In der Stadt tummeln sich die Touristen. Nur eine Nation tut sich mit einem Urlaub an der Elbe schwer.

Von Sandro Rahrisch
 4 Min.
Teilen
Folgen
Touristen schießen im Dresdner Zwinger Erinnerungsfotos.
Touristen schießen im Dresdner Zwinger Erinnerungsfotos. © Sven Ellger

Zwinger, Frauenkirche, Schaufelraddampfer: Dresden ist und bleibt ein Magnet für Urlauber aus aller Welt. So viele Touristen wie im letzten Jahr haben sich noch nie zuvor in der Stadt getummelt. „Wir können von einem Rekord sprechen“, sagte Tourismus-Manager Jürgen Amann am Freitag. Und: Die meisten ausländischen Dresden-Urlauber kommen nicht aus Europa.

Insgesamt 2,2 Millionen Gäste begrüßten die Hoteliers im vergangenen Jahr. Zusammengezählt verbrachten sie 4,6 Millionen Nächte in den Unterkünften. Das waren noch einmal 171 000 mehr als 2017. Tatsächlich war der Erfolg noch größer. Denn nicht dazugerechnet wurden Übernachtungen in Ferienwohnungen mit weniger als zehn Betten. Damit fehlen auch die Gäste in der Statistik, die über Internetplattformen wie Airbnb gebucht haben. Das Unternehmen sprach zuletzt davon, dass etwa 50 000 Gäste im Jahr über dessen Internetseite eine private Unterkunft in Dresden gefunden hätten.

„Dresden ist für viele westdeutsche Kulturliebhaber immer noch ein unentdeckter Schatz“, sagte Amann zu den Gründen für das gute Ergebnis. Die meisten Dresden-Urlauber, etwa 79 Prozent, kommen aus Deutschland. Außerdem folgten immer mehr Menschen dem Trend, Ferien im eigenen Land zu machen. Die Kehrseite: Die Touristen unternehmen lieber mehrere, dafür aber kürzere Trips. So lag die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in Dresden auch letztes Jahr bei nur bei 2,1 Tagen.

Die Pegida-Delle, wie Amanns Vorgängerin Bettina Bunge die Flaute im Jahr 2015 einmal genannt hat, scheint dagegen nachhaltig ausgebügelt zu sein. Sicherlich seien die Demonstrationen nicht aus der Welt geschafft und der eine oder andere Gast habe Pegida im Hinterkopf, wenn er nach Dresden reise, so Amann. Aber das Thema sei bei der Reiseplanung nicht mehr ausschlaggebend. Und, so fügt Tourismusbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Linke) hinzu, es habe in den letzten Monaten genügend Anlässe gegeben, die zeigten, dass Dresden heterogener sei, als es die Bilder von den Montagskundgebungen vielleicht vermuten ließen.

Während die Inlandsübernachtungen letztes Jahr um gut drei Prozent zulegten, kletterten die Auslandsübernachtungen sogar um fast sieben Prozent. Auf Platz eins der meisten ausländischen Touristen haben es die Amerikaner geschafft. Da spielten deutsche Wurzeln, Erzählungen der Großeltern aus dem Zweiten Weltkrieg und nicht zuletzt der Roman „Schlachthof Fünf“ eine Rolle. Darin werden die Erlebnisse eines Kriegsgefangenen geschildert, der im Dresdner Schlachthof die Luftangriffe miterlebt hat. Das Buch gehört an vielen amerikanischen Schulen zur Pflichtlektüre. Inzwischen werden Touristen auch Touren zum Schauplatz der Geschichte angeboten.

Etwas schwerer mit Dresden tun sich dagegen die Chinesen. Vorletztes Jahr noch die großen Hoffnungsträger, kehrten sie der Stadt 2018 in Größenordnungen den Rücken. Das größte Problem: Dresden dient den meisten Urlaubern aus Fernost lediglich als Zwischenstopp auf dem Weg von Berlin nach Prag. Nur wenige übernachten an der Elbe. Doch die Dresden-Marketinggesellschaft will sich nicht so leicht geschlagen geben. So sind 150 chinesische Reiseveranstalter eingeladen worden, um ihnen Dresden, Radebeul und Meißen schmackhaft zu machen. Außerdem treibe man voran, das man in den Dresdner Geschäften mit dem Handy bezahlen kann, sagte Jürgen Amann. „Das ist in China Usus und kann ein Argument für einen Aufenthalt bei uns sein. Viele chinesische Touristen verreisen mit Einkaufszetteln ihrer Familienangehörigen zu Hause.“

Bezahlen mit dem Handy für Chinesen

Dass die Chinesen nonstop nach Dresden fliegen können, ist zwar eine illusorische Vorstellung. Trotzdem bemängeln sie nach wie vor die Anbindung Dresdens. „Wir werden uns weiter für eine Verbesserung der Fernbahnanbindung, sowohl national als auch international, starkmachen, als auch bessere Busanbindungen anschieben“, sagte Annekatrin Klepsch. Der Bau eines Fernbusbahnhofs am Wiener Platz sei ein Schritt in die richtige Richtung.

Die Erreichbarkeit der Barock-Metropole wurde auch in einer Umfrage unter Kongressveranstaltern kritisiert, so Amann. Und das, obwohl es sich der neue Marketingchef auf die Fahnen geschrieben hat, das Kongressgeschäft auszubauen. Das sei ganz klar eine wirtschaftliche Entscheidung. Immerhin würden Kongressteilnehmer im Schnitt einen Tag länger in Dresden verbringen und mehr Geld ausgeben als der klassische Urlauber. Wie sich das bemerkbar macht, hat die Marketinggesellschaft ausrechnen lassen: So erbringt der Tourismus in Dresden jährlich 1,2 Milliarden Euro an Umsatz, verteilt auf Hotels, Gaststätten, Geschäfte und Museen. Insgesamt hingen 18 622 Vollzeitstellen an der Branche und die Stadt nehme darüber hinaus etwa 25,6 Millionen Euro Steuern mit dem Feriengeschäft ein.

Der Ausblick auf dieses Urlaubsjahr lässt die Touristiker auf ähnlich gute Zahlen hoffen. So finden mehrere Kongresse statt. Allein zum Tanzkongress im Juni werden 1 500 Teilnehmer erwartet. „Es ist derzeit nicht abzusehen, dass Dresden als Destination Nummer eins in Sachsen abgelöst wird“, so Amann.